Angriff

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Melissa's PoV

Ich brauchte einen Mädelsabend. Dringend. Als es im Grill etwas leerer wurde, zog ich mein Handy aus meiner Tasche und tippte eine Nachricht in unsere Whatsapp Uni-Gruppe. „Können wir bitte zahlen?“, hörte ich eine Ruf vom anderen Ende des Grill. Schnell drückte ich auf senden und schnappte mir das Portemonnaie. Ich bekam ein großzügiges Trinkgeld von dem Mann. Nach und nach wurde es immer leerer. Gegen drei Uhr kam Matt auf mich zu. „Geh nach Hause, Me. Den Rest schaffe ich allein.“ Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange, ging schnell hinter den Tresen, zog die Schürze aus und ging schnell in den Waschraum. Als ich hinaus kam, lehnte Damon lässig an der Wand neben der Türe. Nur noch zwei Tische waren besetzt, einer mit einem knutschenden Pärchen und einer mit dem Dorfalkoholiker, der bereits seit zwei Stunden nichts mehr zu trinken bekam. Lächelnd trat ich auf Damon zu. „Sie haben Feierabend, wunderschöne Frau?“, fragte er, ohne die Augen zu öffnen, die er entspannt geschlossen hielt. „Ja, Mr. Salvatore. Wären Sie so freundlich, mich nach Hause zu fahren?“ Er öffnete sein kristallklaren Augen und half mir in den Mantel. „Aber natürlich, alles was sie wünschen, Miss Becker.“ „Alles?“, fragte ich kichernd. Er lehnte sich zu meinem Ohr hinab. „Alles.“ Seine Stimme ließ mich erbeben. Meine Müdigkeit schien wie davon gepustet. „Tschüß Matt!“, rief Damon und ich winkte über die Schulter. Schnell war die Fahrt zu meinem Haus zurück gelegt. Er parkte den Wagen in meiner Auffahrt. Mit einem Lächeln, wohl wissend, dass es ihn ärgerte, öffnete ich mir selbst die Türe und eilte zur Haustüre. Schnell wie der Blitz, hatte er mich eingeholt und presste mich mit seinem Körper gegen die Türe, verzweifelt versuchte ich die Türe zu öffnen, doch es gelang mir nicht. Ruhig nahm er mir den Schlüssel aus der Hand und schloss auf. Bevor ich durch die offene Türe fiel, hielt er mich fest und drängte mich zum Sofa. Wir schafften es kaum, uns auszuziehen.

Schnell atmend lag ich auf dem Sofa, meine Kleidung war durcheinander, ebenso wie seine. Damon stand auf, küsste mich kurz und leidenschaftlich und wanderte in die Küche. Seine Jeans saß locker auf seinen Hüften und sein Hemd war aufgeknöpft. „Willst du noch einen Imbiss?“, fragte er, während er sich Bourbon eingoss. Stöhnend drehte ich mich auf dem Sofa herum. „Nein, ich bin hundemüde. Gehe jetzt schlafen.“ Er nickte und trank sein Glas leer. „Ich komme später nach.“ Er kam zu mir und küsste mich leidenschaftlich, doch eher kurz. Schlurfend lief ich die Treppen hinauf. Wie in Trance putzte ich meine Zähne und ließ mich auf das Bett fallen, auf dem ich auch prompt einschlief.

Das Kitzeln der Sonne weckte mich. Es musste Mittag sein. Mit Schrecken und einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es bereits Nachmittag war. Die andere Hälfte des Bettes war leer und kalt. Langsam stand ich auf, kletterte unter die Dusche und zog mich an. Sau komisches Wetter. Es waren draußen wieder gute zehn Grad und der Schnee war vollständig verschwunden. Kopfschüttelnd kam ich in die Küche, die ich leer vor fand. Schnell warf ich einen Blick nach draußen. Komisch! Sein Auto war weg, er war weg. Aber er hatte noch nicht mal einen Zettel hinterlassen. Hatte ich was falsches gemacht? Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken. Schnell wühlte ich es hinter einem Sofakissen hervor. „Ja?“, fragte ich ausser Atem. „Ähm, störe ich?“ Ich meinte förmlich Caroline grinsen zu hören. „Nein, mein Handy war nur hinter einem Sofakissen. Was gibt’s Care?“ „Du wolltest einen Mädelsabend, schon vergessen?“ In der Tat, das hatte ich. „Nee, quatsch! Wie sieht es aus?“ Sie erzählte, dass sie mit Elena einen Mädelsabend für heute geplant hatte. „Also um sechs bei Elena. Und,...!“ Sie machte eine Pause. „Ich will alles wissen.“ Dann kicherte sie, bevor ich etwas erwidern konnte, legte sie auf. Herrje, dachte ich.

Damon's PoV

Ich wusste, dass es falsch war einfach so zu verschwinden, aber ich brauchte dringend Blut. Dadurch, dass wir so oft Sex hatten, war mein Durst, insbesondere auf ihr Blut, enorm gesteigert. Ich stand im Krankenhaus vor dem Büro von Meredith Fell und hüpfte von einem Bein auf das andere. Tief durchatmen, Damon! Ich stand kurz vorm Nervenzusammenbruch. „Okay, hier. Aber ihr müsst euer Blut demnächst mal wo anders besorgen. Ich kann es euch nicht immer beschaffen!“ Ich nahm ihr den Kasten ab, in dem die Beutel waren. Sie machte mich wütend. „Damon, kontrolliere dich.“ „Ach echt,“ knurrte ich zurück. In Windeseile verließ ich das Krankenhaus. Ob Melissa immer noch schlief? Egal! Ich musste mich erst mal um mich kümmern. Auf dem Weg zum Anwesen sah ich Liz, die mit einem ihrer Deputys am Straßenrand stand und mich zu sich winkte. „Auch das noch!“, grummelte ich. „Damon, hallo!“, begrüßte mich Liz. Wir waren in der Tat etwas, wie Freunde. „Liz, was gibt es?“ „Ich weiß, ich sollte dich nicht behelligen, aber es gab einen Angriff.“ Ich starrte sie erst mal verständnislos an. Dann sah ich die Leiche und roch das alte Blut. Es war ein Mann, vielleicht Mitte dreißig, er war mir unbekannt. Zitternd atmete ich durch. „Liz, kann ich später zu dir ins Büro kommen, ich hab es ehrlich gesagt ziemlich eilig.“ Sie sah mich an und dann auf meine geballten Fäuste. „Oh verstehe. Ja klar, ich sollte in einer Stunde mit den Berichten in meinem Büro sein. Bis gleich.“ Schnell stieg ich in mein Auto und raste zum Anwesen. Stefan war oben. Im Salon nahm ich mir ein Kristallglas, riss einen der gerade besorgten Blutbeutel auf und goss seinen Inhalt in das Glas. Eilig kippte ich es hinunter, nur um den Rest des Beutels in das Glas zu schütten. „Alles in Ordnung, Damon?“ „Nein.“ Mehr sagte ich nicht. Stefan kam zu mir und suchte den Blickkontakt zu mir. „Elena hat heute einen Mädchenabend. Sollen wir irgendwas machen?“ „Ja, du kannst dich mit mir auf die Suche nach einem neuen Vampir machen, der Menschen in Mystic Falls ermordet.“ Stefan starrte mich an. „Ist nicht wahr?“ „Doch,“ sagte ich und machte eine Pause, um den nächsten großen Schluck zu nehmen. Es ging schon wieder viel besser. „Hab grade Liz getroffen, auf dem Weg hierher. Drüben am Waldrand. Das Opfer ist männlich, Mitte dreißig. Ich fahre in einer Stunde zu Liz, danach können wir uns umhören.“ Nach meinem Blutbeutel, brachte ich den Rest in den Keller, danach stieg ich die Stufen empor zu meinem Zimmer. Schnell duschte ich und nahm mir einen grauen Pullover aus meinem Schrank. Sehnsüchtig griff ich nach meinem Handy. „Ja?“, fragte ihre Stimme. „Prinzessin!“ Sie lachte. „Na, du großer Vampir. Wo warst du hin, als ich aufgewacht bin?“ „Essen besorgen und essen. Du bist heute Abend bei Elena?“ „Ja, stimmt!“ Sie klang definitiv traurig. „Hey, lass den Kopf nicht hängen, morgen bin ich wieder bei dir.“ „Ich muss arbeiten, nach der Uni. Damit ich meinen

Sau-teuren BMW abbezahlen kann.“ „Dann nach der Arbeit.“ „Oder nach dem Mädelsabend?“ Das war eindeutig eine Frage. „Das kann ich dir nicht versprechen. Stefan und ich haben was zu erledigen.“ Ich konnte ihr unmöglich von der Leiche erzählen. „Achso.“ Jetzt war sie erst recht niedergeschlagen. Es ärgerte mich, dass ich nicht bei ihr sein konnte, aber wir hingen uns fast immer auf der Pelle. Ich war kein Beziehungsmensch. Du bist gar kein Mensch, konterte mein Verstand. „Ich schau, was sich machen lässt, okay Prinzessin?“ „Ja, alles klar. Viel Spaß, Damon.“ „Glaub mir, das wird keinen Spaß machen. Genieße deinen Abend, ja?“ „Ja, tschüß!“ Sie legte auf. Ich hatte sie enttäuscht und das machte mich wütend. Aber da mussten wir durch. Ich konnte nicht immer bei ihr sein und sie nicht immer bei mir, ganz einfach. Schlecht gelaunt, trat ich meinen Weg zu Liz' Büro an.

Melissa's PoV

Ich wusste, dass es albern war, dass ich sauer war und enttäuscht. Aber so fühlte ich nun mal. Ich wollte ihn jede Sekunde um mich haben. Hätte er gewollte, dass ich den Mädelsabend sausen lasse, ich hätte es getan. So viel stand fest. Ich beschloss mich zu Fuß auf den Weg zu Elena zu machen. Die fünfzehn Minuten zu Fuß sollten kein Problem sein und würden meinen Kopf frei machen. Seufzend stöpselte ich die Kopfhörer meines Ipod's in meine Ohren und lauschte den Klängen von Rihanna. Mit Schal und Mütze weit ins Gesicht gezogen machte ich mich auf den Weg. So warm, wie es heute Nachmittag war, so kalt war es nun. Mein Atem bildete kleine Wölkchen und ich sang stumm den Song „Hate that I love you“ mit. Auf Elena's Veranda angekommen, wollte ich gerade klopfen, doch sie riss bereits die Türe auf. „Hallihallo Melissa.“ Sie umarmte mich stürmisch und ich roch ihre Fahne. Caroline saß stirnrunzelnd im Wohnzimmer, ebenso wie Bonnie. „Was ist los?“ , fragte ich, während ich meine Mütze abzog. „Es gab einen Leichenfund. Ein Vampir hat einen Mann getötet.“ Oh, machte ich. „Aber was hat Elena damit zu tun?“ „Nichts habe ich damit zu tun. Aber Damon und Stefan müssen sich da wieder einmischen, das kann wieder nur Ärger geben. Nie ist es ruhig.“ Ach, das hatte er also zu erledigen, dachte ich. Aus Rücksicht, hatte er die Leiche vermutlich nicht erwähnt. „Komm runter, Elena. Sonst gehe ich direkt wieder!“, rief Caroline entrüstet. Elena schüttelte den Kopf und ließ sich auf das Sofa fallen. „Okay, ich versuchs.“ Wir schauten Filme und tranken etwas. Mittlerweile schneite es wieder. Gegen zwölf stand ich auf. „Was machst du?“ „Gehen?“, fragte ich an Caroline gewandt. „Nichts da. Wir machen durch!“, rief Bonnie und hob ihre Faust. Die kleine Wölbung ihres Bauches war bereits durchaus erkennbar. „Falls es euch entgangen ist, muss ich nach der Uni arbeiten.“ „Nicht gleich zickig werden.“ „Aber du hast noch gar nichts erzählt!“, muffelte Caroline. „Du auch nicht!“, entgegnete ich bissig. „Gut setz dich und ich fange an.“ Caroline lief rot an. „Also, Klaus hat mich nach Hause gebracht, aber da meine Mum da war, konnte er nicht mit herein. So haben wir dann noch etwa eine halbe Stunde auf der Hollywood-Schaukel gesessen und dann hat er irgendwann gesagt, dass er sich nicht mehr zurückhalten kann, dass er es jetzt wissen muss. Dann hat er mich geküsst, süß, lang und zärtlich.“ Ihr träumerischer Ausdruck war ein toller Anblick. „Er hat sich brav und sittsam verabschiedet und ist gegangen. Mehr war nicht.“ Sie lächelte, als wäre sie stolz. Bonnie schüttelte lachend den Kopf und Elena grinste. Alle Blicke wandten sich zu mir. Ich schluckte und begann von dem Abend nach dem Ball zu erzählen. „Damon und zärtlich?“, fragte Caroline mit offenem Mund. Ich nickte. Und Elena sagte: „Musst du grade sagen. Klaus und zärtlich, passt ja wohl noch weniger zusammen.“ Wir brachen in schallendes Gelächter aus. Es war bereits ziemlich spät. Also verabschiedete ich mich und wollte gerade hinaus in den Schnee treten, als es an der Tür klopfte. Elena trat, deutlich misstrauisch, vor mich und öffnete sie einen Spalt. „Klaus?“ „Ja, Elena, entschuldige. Ich wollte Caroline abholen.“ Ich runzelte die Stirn. Caroline kam grazil den Flur. „Oh, Klaus, ich wollte eigentlich bei Elena schlafen, genau wie Bonnie.“ Er sah mich an. „Darf ich dich dann nach Hause fahren? Du siehst aus, als würdest du gehen wollen.“ „Sicher!“ Ich trat zu Klaus nach draußen, dieser starrte Caroline an und drehte sich dann ohne Gruß von ihnen weg. Ich gestikulierte so was wie: Was ist denn in den gefahren? Und Elena zuckte die Achseln. Caroline, war sich anscheinend keiner Schuld bewusst und hatte sich wieder in Wohnzimmer verzogen. Kopfschüttelnd stieg ich zu Klaus in den Wagen.

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