Zauber

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Damon's PoV

Es war ein wundervoller Tag gewesen. Allerdings konnte ich nicht schlafen. Meine Gedanken kreisten um die anstehende Wiedererweckung meines Großvaters. Ich hoffte inständig, dass es klappte. Fragte mich aber auch, warum dieser Zauber so anders war und wie Emanuele es geschafft hatte, als gespenstische Erscheinung auf zu tauchen. Würde er uns wirklich akzeptieren? Meinen Bruder und mich. Wie lange würde er dann leben? Er war schließlich ein alter Mann, als er starb. Ich verbrachte mit meinen Grübeleien die ganze Nacht und war miesmuschelig, als ich feststellte, dass sich eine tiefe Furche auf meiner Stirn eingebrannt hatte. Stefan war der Grübler, nicht ich. Melissa schlief noch, also schlich ich vollständig bekleidet nach unten. Es war nun acht Uhr morgens. Die Luft im Wohnzimmer war stickig, also schob ich die Türe zur Terrasse auf. Goliath rannte auf die Wiese hinaus. Auf den Spitzen der Grashalme waren Tautropfen, sowie auf den Blättern der Bäume. Die Sonne ging auf der Vorderseite des Hauses gerade auf. Die Luft war frisch und angenehm. Mit einem Kaffeebecher bewaffnet, ging ich die Treppe der Veranda hinunter und über den Kies zum Stall. Ich würde die beiden heute mal auf die Weide bringen, die schräg hinter dem Wald lag. Meine Hosenbeine wurden nass, doch das störte mich nicht weiter. Ich hatte die Natur schon immer geliebt. Selbst bei der Armee, wenn es um die Wache und somit das Verbringen der Nacht in freier Natur ging, war ich immer Feuer und Flamme. Dreamy stand in der Box, wohingegen Storm noch zu ihren Hufen döste. „Hallo, meine Schöne. Heute geht ihr beide auf die Weide.“ Ich legte Dreamy ein leichtes Halfter an und band Storm eines aus einem Strick. Klackenden Schrittes folgten die beiden mir durch den Wald, in dem die Luft feucht und stickig war. Dahinter erstreckte sich die Weide, deren Gras kniehoch gewachsen war. Ich öffnete das Gatter und ließ Dreamy und Storm hinein laufen. Nachdem ich das Gatter geschlossen hatte, blieb ich noch einige Zeit stehen und beobachtete, wie die beiden über die Wiese tobten. Ein Blick auf mein Handy sagte mir, dass es in Mystic Falls grade mal 3 Uhr nachts war. Ich konnte Stefan also nicht anrufen und ihm sagen, was hier gleich geschehen würde. Langsam, in früher noch so ungewohnter, menschlicher Geschwindigkeit, trat ich den Weg zurück zu dem Haus an, in dem meine Großvater gelebt hatte. Und womöglich bald wieder leben würde. Melissa saß in der Küche, als ich das Haus betrat. „Hi,“ sagte ich. „Na, du nicht schlafender Vampir.“ Sie strich mir übers Haar und goss mir einen neuen Kaffee ein. Sie trug ein braunes Kleid, eine dunkle Strumpfhose und braune Lederstiefel. Die Holzkette mit dem Raben hing um ihren Hals. Sowie der Haarreifen, der in ihrem Haar steckte. „Du siehst hübsch aus.“ „Ja,“ erwiderte sie. „Und du siehst müde und zerknirscht aus.“ Ich lächelte und ließ mich auf einen Barhocker fallen. „Sind die aus echtem Kuhleder?“, fragte sie und ich sah sie verwirrt an. „Der Bezug auf den Hockerkissen.“ Sie verdrehte die Augen. Ihre Ablenkung funktionierte. „Ja, selbst von meiner Großmutter bezogen, so weit ich weiß.“ „Abartig.“, sagte sie und machte ein angewidertes Gesicht. „Welches Haut wäre dir lieber?“ „Keine. Ich habe es gehasst Tiere zu töten, als mein Vater und beibrachte zu schießen. Aber er meinte, für würden lernen müssen skrupellos zu sein.“ Ihr Blick glitt in den Kaffee. „Hast du gefrühstückt?“, fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. Sie sah auf und errötete. „Keinen Hunger!“ Ich nickte lächelnd. „Ich auch nicht.“ „Wo warst du denn?“, fragte sie, bemüht sich ihre Sorge nicht anmerken zu lassen. Ich nahm ihre Hand in meine und antwortete: „Keine Sorge, ich wollte dich nicht im Stich lassen. Ich habe Dreamy und Storm auf die Weide hinter dem Wald gebracht.“

Um zehn Uhr klingelte es. „Es geht dann wohl los, was?“, fragte sie und erhob sich, während ich zur Türe ging. „Maria, danke, dass du gekommen bist. Und auch dir gilt ein Dank Alfonso.“ Der Vater von Claire, die bei Bekannten geblieben war, wie sie mir mitteilten, nickte mir nur zu und kam dann herein. Er mochte keine Vampire, das wusste ich. Melissa lächelte die beiden an und begrüßte Maria mit einem Händedruck, doch Alfonso nahm ihre Hand nicht an. Nach kurzer Zeit ließ sie sie wieder sinken und trat zurück zur Küche, um Kaffee zu kochen. Auf dem Sofatisch lag die Seite aus dem Buch, mit Emanuele's Notiz. Beide beugten sich darüber und lasen sie durch. Melissa platzierte zwei Tassen, eine Kanne mit Kaffee und Milch, sowie Zucker auf dem Tisch. Maria lächelte sie dankbar an. Als Melissa Anstalten machte, sich wieder an die Küchentheke zu setzen, sagte ich: „Nein, ich möchte, dass du bei mir bist!“ Sie sah mich an, lächelte und kam zurück zu mir. Sie legte eine Hand auf mein Knie, in der anderen hielt sie ihre Tasse. Alfonso begutachtete das alles recht misstrauisch. Als er nun sprach vermied er mich anzusehen. „Ich selbst kannte Emanuele gut. Und ich denke, dass dieser Zauber funktionieren würde. Allerdings, müsste Ihr Großvater mittlerweile magische Fähigkeiten haben und davon ist mir nichts bekannt.“ „Er hat diese Fähigkeiten, zumindest ansatzweise.“ Alfonso nickte. Maria begann hektisch mit einer Erklärung die Alfonso nicht für nötig hielt. Ich beobachtete ihn, wie er aufstand, zu seiner großen Tasche ging und Schüsseln, Messer, Dolche und andere Utensilien hervor holte. Er rollte eine Decke auf dem Boden aus und bedeutete mir mit einer herablassenden Handbewegung, mich auf der Decke nieder zu lassen. Melissa drückte mein Knie und ließ mich dann aufstehen. Ich kniete mich gegenüber von ihm auf die Decke. „Hier steht, du musst Schmerz für ihn aufnehmen.“ Alfonso sah mich an. „Eisenkraut!“ Er hielt die Flasche hoch und schüttete es dann mit einer fließenden Bewegung über meine bloßen Hände. Schmerz brannte in meinen Adern. Ich biss die Zähne zusammen und zischte laut, während sich in meiner Nase der Geruch nach verbranntem Fleisch festsetzte. Maria und Alfonso begannen zu murmeln, legten Kräuter in eine Schale vor sich, schütteten auch dort Eisenkraut hinein. Maria schnitt sich in den Finger und ließ genau einen Tropfen ihres Blutes in die Schale fallen, wohingegen Alfonso mich murmelnd musterte. Er entzündete ein Büschel Kräuter und warf es in die Schale. Der beißende Geruch von Eisenkraut ließ meine Augen tränen und mich husten. „Denke nun fest an ihn!“ Ich schloss schwer atmend die Augen und stellte mir meinen Großvater vor, wie er lächelnd auf mich hinab sah.

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