Folter

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Damon's PoV

Wir folgten Hayley's Spur, die sie dank ihres langsamen Heilungsprozesses, deutlich hinterließ. „Damon? Wie kommt es, dass du mit Tieren kommunizieren kannst? Und seit wann weißt du es?“ Ich zuckte die Achseln. „Wissen tue ich es seit meinem Zusammentreffen mit Goliath. Ich hab ihn verstanden und er mich.“ Wir stiegen aus, als die Spur an einem Waldrand endete. Stefan schloss seine Jacke und ich tat es ihm gleich. Hoffentlich hatte meine Prinzessin es warm in dem neuen Haus, dachte ich. Wieder kam mir das Lied in den Kopf, was sie mir vorgestern hatte zu kommen lassen. Adressiert an Caroline mit der Bitte, um Weitergabe. Sie hatte es gesungen. Auf Deutsch und es war schön. Das musste selbst ich zugeben, als Kitsch- Hasser. „Damon?“ „Sorry, Bruder. Ich war nicht hier.“ Er lächelte. Und nickte dann, wissend. Leise folgten wir dem stinkenden Geruch von Werwolfblut. Stefan sah sich nervös um. „Das Blut ist mindestens drei Stunden alt. Hier ist sie nicht mehr.“ Nach einer kurzen Pause, in der wir stumm nebeneinander weiter gingen, sagte Stefan: „Matt ist zu ihr gefahren. Nur damit du es weißt.“ Kälte umfing mein Herz. Es tat weh, dass er zu ihr fahren konnte, wann er wollte und so oft er es wollte und ich? Ich musste mich von ihr fern halten, um sie zu schützen. Ein Rascheln ließ uns beide stehen bleiben. Hayley kam mit wirrem Blick auf uns zu. Schnell nahm ich das in Wolfswurtz getränkte Seil aus meinem Rucksack und warf Stefan das andere Ende zu, als wir begannen Hayley damit zu fesseln, schrie sie wie am Spieß, bis sie irgendwann ohnmächtig wurde. Verpackt wie ein Weihnachtspaket, warfen wir Hayley in den Kofferraum und fuhren zurück zum Anwesen. Im Keller banden wir sie fest. Caroline war zu uns gestoßen, ebenso wie Elena und wir warteten, dass Hayley aufwachte. Plötzlich schnappte sie laut nach Luft und starrte uns an. „Wie komme ich her?“, zischte sie. „Mit Fed Ex.“, antwortete ich, während ich mit einem Silbermesser um sie herum lief. „Wir haben dich ersteigert, als gut verpacktes Miststück mit Hundegeruch.“ Stefan lachte laut auf. „Als Miststück, was Kontakt zu Katherine hatte.“ Sie erbleichte. „Hat sie dich beauftragt einen von uns zu beißen? Warst du deswegen hier auf dem Grundstück?“ Sie biss sich auf die Lippen, um nichts zu sagen. „Du hast die Wahl.“, zischte Caroline. „Die leichte Tour und du erzählst uns alles und wir verschonen dich, oder,“ Ich unterbrach sie. „Oder die ganz harte und du wirst dir wünschen nie geboren worden zu sein!“ Sie wählte die harte Tour, außer Schreien, viel Blut und Stöhnen, erfuhren wir nur, dass sie tatsächlich jemand geschickt hatte, uns alle zu beißen. Wir versuchten alles! Ohne Erfolg! Am Ende des Tages saß ich in meinem Zimmer, mit einem Laptop auf den Knien und hörte Melissa's Lied. Als es leise klopfte, schaltete ich die Musik aus. „Matt ist jetzt angekommen. Melissa hat sich sehr gefreut. Aber Matt sagt, dass es Streit gegeben haben muss zwischen ihr und ihrem Bruder. Ein Tisch ist wohl zu Bruch gegangen und ihr Bruder war auf Tierjagd. Melissa isst wenig und hat sich bisher keinen Job gesucht. Er meint sie lässt sich hängen.“ Caroline's Blick fiel auf meine Kommode, auf der nun neben dem Bild meiner Mutter, auch eins von meiner Principessa stand. Ich runzelte die Stirn. „Care?“ „Ja, Damon.“ „Ich weiß nicht, wie lang ich es noch ohne sie aushalte. Sie ist mein Licht und ich rutsche tiefer in die Dunkelheit.“ „Du musst auch mehr trinken, wo wir grade beim Thema wären.“ Ich sah sie an, wie ich damals meine Mutter ansah, wenn ich einen Streich gespielt hatte. „Ach Damon.“ Sie nahm mich in den Arm, doch ich fühlte nichts. Noch nicht mal ihre Körperwärme. „Wir schaffen das, Damon. Klaus findet sie, versprochen.“

Melissa's PoV

Als ich die Tür öffnete und Matt davor stand, musste ich tatsächlich weinen. Ich hätte nie gedacht einen von ihnen so früh wieder zu sehen. Zur Feier des Tages wollte ich etwas kochen. Doch beim Blick in den Kühlschrank, verwarf ich den Plan vorerst. „Wir müssten erst einkaufen, okay?“ Er nickte und ich packte Handtasche und Schlüssel. Wir kauften gut ein und es gab Schnitzel mit Pommes. Ich war glücklich, dass es Matt schmeckte. Er hatte niemanden außer mich und seinen Freunden. Markus aß kein Menschenessen mehr. Damon hatte immer mit mir gegessen, auch wenn er es nicht brauchte, tat er es trotzdem. Wir spielten Wii und hörten Musik, bis Matt sich in sein Gästezimmer zurück zog. Müßig räumte ich die Küche auf und fegte durch das Wohnzimmer. Ich schlief kaum noch, warum auch? Mir war langweilig. Also blätterte ich durch die Zeitung und strich auf der Seite des Arbeitsmarktes einige Stellen an, mit denen ich leben könnte. Morgen wollte ich mit Matt nach Koblenz, ein bisschen shoppen und meine Haare etwas anpassen. Alina wollte ebenfalls dorthin kommen. Ich seufzte. Was würde ich darum geben, wenn er hier wäre. Etwas knallte gegen die Veranda-Türe. Ich griff unter den Thekentisch der Küche, an dem ich saß und hielt den Holzpflock fest in der rechten Hand. Langsam erhob ich mich, als es erneut knallte. Ich schob den Vorhang, der vor der Türe hing zur Seite und erblickte einen überdimensionalen Beagle. Er wedelte fröhlich mit dem Schwanz. Einem Impuls folgend öffnete ich die Verandatüre. Kalte Luft strömte herein und der Beagle flitzte hinein. Er hechelte stark und sah mich an. Er trug ein Band, aus geflochtenem Leder, an dem etwas hing. „Junge, lass mich mal sehen, was du da hast.“ Vorsichtig näherte ich mich dem Hund, der mir bereitwillig seinen Hals hin hielt, damit ich das Röhrchen entfernen konnte. Es war ein Zigarrenröhrchen, einer italienischen Marke. Ich öffnete es und ein gerolltes Papier fiel hinaus. Mit zitternden Händen hob ich das Papier auf, während der Hund sich in der Küche am Wassernapf von Blue bediente. Ich holte tief Luft, rollte es auseinander und begann zu lesen. „Principessa, ich schicke dir Goliath in einer halbwegs passablen Größe. Mir ist wohler, wenn ein guter Freund auf dich Acht gibt. Er führte uns zu einer heißen Spur. Vielleicht sehen wir uns ja bald schon wieder. Ich liebe dich, Damon.“ Meine Augen drohten über zu laufen. „Oh Damon.“, flüsterte ich. Ich rollte das Papier wieder zusammen und nahm Goliath mit nach oben. „Du brauchst erst mal ein ordentliches Bad, mein Großer.“ Sanft schubste ich ihn in die Badewanne und er wimmerte leise. Während das Wasser um ihn herum anstieg, dachte ich über die gelesenen Zeilen nach. Sie hatten eine Spur, bitte lass es schnell gehen. Nachdem Goliath sauber war, trocknete ich ihn und zog ein großes Kissen aus einem der Zimmer gegenüber. „Als Bett passabel?“, fragte ich. Misstrauisch beschnüffelte er es und ließ sich darauf fallen. Er schmatzte zufrieden, was ich als „Ja“ nahm. Langsam zog ich mich aus und legte mich auf mein Bett. Gegenüber von diesem hatte ich einen Fernseher aufgehängt. Diesen ließ ich leise laufen. Grüblerisch las ich den Zettel nochmals und nochmals. Damon's Schrift war ziemlich krakelig, was sie sonst nicht war. Er musste in Eile gewesen sein. Ein leichter Duft von Leder haftete an dem Papier. Zufrieden mit einem Lächeln im Gesicht schlief ich ein.

Damon's PoV

Es hatte alles nichts gebracht, wir waren nicht schlauer als vorher. Hayley war tot. Eine Woche hatte sie unsere Folter ertragen, aber kein Wort über Katherine verloren. Ich saß im Grill und ersoff meinen Kummer. Klaus meldete sich nicht, Hayley hatte kein Wort gesagt und Katherine, sowie Tyler, der zwangsläufig mit drin hing, waren wie vom Erdboden verschluckt. Carol Lookwood versuchte ständig ihn zu erreichen. Ohne Erfolg. „Vielleicht ist Tyler auch schon tot?“, murmelte Caroline fragend, die seit Melisssa's Abreise auffallend häufig meine Gesellschaft suchte. Sie vertrug einiges an Alkohol, das musste ich ihr lassen, aber es stand ihr nicht. „Geh nach Hause,“ nuschelte ich. „Du bist total betrunken!“ „Ach ja und du nicht, oder was?“ „Ich hab keine Mutter, die Sheriff ist.“ Mit einem lauten „Arsch“, rutschte sie wankend vom Barhocker und verschwand. Oh Prinzessin, ich vermisse dich so. Wieder setzte ich mein Glas an und trank es mit einem Schluck leer. Wieso ich überhaupt wieder im Grill sein konnte? Niemand außer dem Sheriff, Bürgermeisterin Lookwood und meiner Familie waren bei meiner Beerdigung. Und ersteren hatte man aufgetischt, dass es wegen eines Zaubers so schien, als sei ich tot gewesen. Und wie wir Melissa's Umzug erklärten? Ganz einfach. Die Wahrheit. Um sie zu schützen, hatte ich sie verlassen und sie hielt es hier nicht mehr aus. Tat ich es? Wer weiß, sagte mein Unterbewusstsein. Schmerz wallte in meiner Brust auf, geistesabwesend rieb ich darüber. „Damon, meinst du nicht es reicht?“ Grimmig sah ich Matt an, der sich vor mir aufgebaut hatte. „Ich sage wann es reicht!“, lallte ich. „Du hast schon fünf Flaschen mit Caroline verdrückt. Jeder starrt dich an und wundert sich, warum du noch sitzen kannst!“ Unüberlegt antwortete ich: „Du hast gut reden, du darfst sie sehen!“ Matt runzelte die Stirn. „Du bist eifersüchtig.“ Ich schnaubte und ließ meine Faust auf den Tisch fallen. „Ja,“ gab ich kleinlaut zu. „Oh Mann, Damon! Begreif doch, dass sie dich liebt. Sie hat deinen Brief auf dem Kissen neben sich liegen gehabt! Und ein Bild von dir. Riesengroß. Auf ihrem Iphone bist du ihr Hintergrund und auch auf ihrem Laptop. Wenn du willst erzähl ich dir jetzt gleich ein bisschen was von dem, was wir gemacht haben!“ Ich sah ihn mit großen Augen an. „Bild von mir riesengroß?“ Er nickte lachend. „Ja in ihrem Schlafzimmer, gegenüber von den Balkontüren, weil dann, wenn das Licht auf das Bild fällt, deine Augen fast wie echt glänzen.“ Er rollte mit den Augen. Dann schüttelte er grinsend den Kopf. „Da steht ihr euch echt in nichts nach. Sie zweifelt auch immer noch daran, dass du sie liebst und vermisst.“ „Erzähl mir was ihr gemacht habt!“, forderte ich. „Unter der Bedingung, dass du einen Kaffee trinkst.“ Zerknirscht nickte ich. Matt erzählte vom ersten Abend, wie sie Wii spielten, einkaufen waren, weil nichts zu essen da war, geschweige denn etwas zu trinken. Vom Shopping in Koblenz, der abendlichen Waldwanderung mit Goliath, von Me's Bruder, der kaum da war. Er beschrieb, was sie im Haus aufgestellt und geändert hatte und dass sie ihre Freundin Alina getroffen hatten. „Ach die! Die hat sich doch von ihr abgewandt, weil sie Melissa für verrückt hielt.“, unterbrach ich Matt. Er endete damit, dass er ansprach, dass er sie dazu gebracht hatte sich bei einigen Anzeigen zu bewerben. „Sie vegetierte nur so vor sich hin. Und soweit ich weiß sollte sie heute ihr erstes Vorstellungsgespräch haben.“ „Scheint sie dir ansonsten glücklich, oder sehr traurig?“ „Was würde es ändern, wenn ich sage sie ist tot-traurig? Du kannst sie trotzdem nicht sehen. Aber sie scheint damit klar zu kommen, zumindest noch. Sie hofft, dass es schnell geht.“ Nun wirkte auch Matt nachdenklich. „Es wird dauern? Ist doch so.“ Gequält nickte ich. „Es scheint so. Wir sind genauso schlau, wie vorher. Und Klaus,“ Das Klingeln meines Handy's unterbrach mich. Unterdrückte Nummer. Sofort war mein Verstand messerscharf und arbeitete auf Hochtouren. „Ja?“ „Damon!“ „Ach, Rebekah, du bist es.“ „Wer sollte hier sonst sein? Dracula?“ „Ist unwichtig. Was gibt es?“ „Ich habe eine Schneise toter Menschen gefunden. Sieht ganz nach Katherine aus.“ „Wo?“ „Kalifornien. Sie verliert sich an einem Flughafen. Klaus versucht grade heraus zu finden, wo die Reise hingegangen ist. Allerdings hat Kol auch eine Spur in North Dakota verfolgt. Das könnte auf Tyler hindeuten. Und Elijah ist in Schweden. Dort sind auch viele Tierangriffe gemeldet worden.“ „Ich kann mir nicht helfen. Ich denke nicht, dass sie so dumm vorgeht.“ „Wir eigentlich auch nicht. Aber Hayley war ja schon vor dem Fund übel zugerichtet und hier in Kalifornien wimmelt es von Vampiren. Moment!“ Sie flüsterte etwas und dann klang Klaus' Stimme aus meinem Handy. „Damon!“ „Klaus, war sie es?“ „Vermutlich. Eine Katharina Petrova ist nach Russland gereist.“ „Sie nährt sich Deutschland! Bewusst?“ „Ich denke nicht. Sie wird noch ein zwei Asse in Russland haben. Ich fliege ihr hinterher und Rebekah schaut hier weiter!“ „Danke, Mann.“ „Kein Problem.“ Er schwieg kurz. „Wie geht es Caroline?“ „Gut, sie betrinkt sich jeden Abend mit mir. Hab sie grade eben ins Bett geschickt. War blau, wie ein Eisvogel.“ Klaus lachte heiser. „Na gut. Ich finde sie.“ Damit war das Gespräch beendet. Matt sah mich fragend an. Seufzend erzählte ich ihm alles.

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