Italien

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Damon's PoV

Die Geburt hatte lange gedauert. Als Bonnie und Jeremie nun endlich kamen, traute ich meinen Augen nicht. Jeder der beiden hatte ein kleines Knäuel auf dem Arm. Elena kreischte und rannte auf die beiden zu. Alaric stand hinter mir. „Mann, Damon. Ich will auch einen Knirps. Vielleicht sollten Meredith und ich uns beeilen, damit die drei dann nicht so weit auseinander sind.“ Mein Herz gefror zu Eis. Ich würde nie Kinder haben. Nie! Ich hatte in Melissa eine Person gefunden, mit der ich mir selbst das hätte vorstellen können. Das wurde mir nun schlagartig bewusst! „Ja viel Spaß.“ Ohne mich nochmal um zu drehen, lief ich aus dem Krankenhaus. „Stefan,“ bellte ich in mein Handy. „Was ist los, Damon?“ Er nahm meinen aggressiven Ton wahr. „Komm zurück hier her. Ich fliege nach Italien. Die andern können mich, auch da erreichen. Ich muss hier weg, bevor was passiert.“ „Was ist denn passiert?“ Ich hörte, dass er bereits seine Koffer packte. „Bonnie hat Zwillinge bekommen und ich zweifel an meinem Vampir-Dasein. Sonst nichts!“ Ich knurrte laut, als ich in mein Auto stieg. „Bin schon auf dem Weg zum Flughafen.“ „Alles klar.“ Ich legte auf und schmiss mein Handy auf den Beifahrersitz. Im rasanten Tempo fuhr ich zum Anwesen. Zog meinen schwarzen Koffer aus dem Schrank, schmiss wahllos Klamotten hinein und zusätzlich das Bild meiner Mutter, sowie Melissa's. In der Küche griff ich zur Kühlbox und füllte diese mit Blutbeuteln. Alles zusammen schmiss ich in meinen Kofferraum und raste zum Flughafen. Ich musste dringend hier weg!

Nach guten 13 Stunden Flug war ich in Mailand gelandet. Ich fühlte mich hundeelend. Überall saßen Pärchen und kuschelten und ich fühlte mich einsamer, als je zuvor. Griesgrämig ließ ich all die üblichen Einreisevorgänge über mich ergehen und verließ letztendlich den Flughafen mit meiner Ray Ban auf der Nase. Es war trotz des Winter noch recht angenehm in Italien. Viele Frauen sahen mich an, als ich mich auf den Weg zum Autoverleih machte. Hinter dem Schalter saß eine blonde, junge Frau. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“ „Ich brauche einen Wagen. Möglichst schnell und luxuriös.“ Die Frau starrte mich an, schüttelte kurz den Kopf, um dann auf ihren Monitor zu schauen. „Wir hätten einen BMW M3 oder einen Audi TT RS da. Aber schnelleres haben wir nicht im Angebot.“ „Welcher ist dunkel?“ Sie blickte verdutzt und sagte: „Der Audi ist schwarz.“ „Nehme ich. Sagen wir für zwei Wochen?“ „Ähm, da muss ich meinen Chef fragen.“ Sie stand auf und lief mit schwingenden Hüften zu einem Büro, etwas weiter hinten. Ein großer, behaarter Mann kam aus dem Büro. „Sie wollen zwei Wochen einen Audi TT mieten? Ernsthaft?“ Hinter meiner verspiegelten Sonnenbrille rollte ich mit den Augen, dann zog ich diese ab. „Ja aber natürlich möchte ich das. Sie sollten sich geehrt fühlen, dass ich Ihnen so viel bezahle. Es ist kein Problem den Wagen so lange zu behalten. Weder für Sie,“ bezirzte ich den Chef. „Noch für Sie.“ Er druckte einen Mietvertrag über zwei Wochen, den ich schnell unterschrieb. „Brauchen Sie eine Einweisung?“ Ich zog meine Augenbrauen hoch. „Nein danke!“ Ich beabsichtigte meinen Geburtstag hier zu verbringen, der in genau drei Tagen anstand. Der 20. Dezember war für meine Mutter damals ein besonderer Tag gewesen. Sie hatte ihn Engelstag genannt. Seufzend lief ich über den Parkplatz auf den flachen Audi zu. Mein Koffer passte grade in den winzigen Kofferraum des Sportwagens. Der Motor sprang sofort an und erinnerte daran, dass er eine Rennmaschine war. Ich fädelte mich in den Verkehr und programmierte nebenbei das Navigationssystem. Eine einstündige Fahrt lag mir bevor. Laut Navi. Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schneller schaffen würde! Ich grinste und trat das Gaspedal abrupt durch! Eine halbe Stunde hatte ich gebraucht. Stolz auf mich und den röhrenden TT fuhr ich auf das große Anwesen zu. Der Rasen stand hoch und auf dem Dach sah es so aus, als wäre eine neue Deckung nötig. Aber ansonsten erstrahlte das Haus meines Großvaters in alter Frische. Ich hatte meinen Großvater zwei mal gesehen, so dass ich mich an ihn erinnern konnte. Kurz nach dem Tod meiner Mutter war ich her gezogen, weil Vater seine Ruhe brauchte. Großvater war ein störrischer Bock, aber ein toller Lehrer und ein besserer Mensch, als mein Vater es je hätte sein können. Nachdem mein Vater uns damals zu Mutter's Beerdigung abholte, hatte ich meinen Opa nur noch ein einziges Mal gesehen und das war zu seiner eigenen Beerdigung, bei der ich schon kein Mensch mehr war. Ich betrat das Haus. Es war kühl hier drin und doch roch es noch nach seinen Zigarren und dem Brandy, den er immer getrunken hatte. Unwillkürlich lächelte ich und brachte meinen Koffer in die Bibliothek. Mit Kieferholz brachte ich den Kamin zum brennen und nahm davor auf dem verhüllten Sofa Platz. Die Ruhe war unbeschreiblich schön.

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