Der Winterball

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Damon's PoV

Mein Bruder war eindeutig eine Diva. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und ich lachte mich förmlich krank, darüber, wie er verzweifelt versuchte, sie wieder in einen unordentlichen Look, der gleichzeitig ordentlich war, zu zwingen. Lässig lehnte ich mich an den Türrahmen. Nachdem Stefan einigermaßen zufrieden war, zog er sein Hemd über und knöpfte es hastig zu. „Ruhig, Bruder, du hast noch Zeit.“ Er nickte hastig, zog seine Schuhe an und sah auf. „Welche Krawatte?“ „Welche Farbe hat Elena's Kleid?“ Ich stieß mich vom Türrahmen ab und nesselte an Stefan's Kragen herum, als würde er auf seinen ersten Ball gehen. „Dunkelgrün.“ Stefan war nervös. „Stefan, du bist schon öfter mit Elena auf einem Ball oder einer Feier gewesen, was ist los?“ „Mich mach nervös, dass dort so viele Menschen sind. Und Klaus und, ach ich weiß auch nicht.“ Er warf die Hände in die Höhe. „Es wird alles gut werden, Bruder.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter und sah mir seine Krawatten an. „Diese hier.“, sagte ich und zeigte auf eine dunkelgrüne Krawatte mit goldenen Ornamenten. „Ich binde sie dir, das bekommst du eh nicht mehr hin.“ Er lächelte mich dankbar an und blieb still stehen. Nachdem seine Krawatte saß, ging ich zu einem Kästchen und gab es ihm. „Der Ansteckstrauß, nicht vergessen.“ „Hast du auch einen für Melissa?“ Ich grinste. „Besser!“ Langsam fingerte ich die samtene Schachtel aus meiner Anzugsjacke. „Du wirst doch nicht?“ „Nein,“ unterbrach ich ihn. „Schau.“ Behutsam öffnete ich die Schachtel. Es war ein mit Lapislazuli besetzter Ring. Ich hob den Stein an, in dem sich Eisenkraut befand. „Er passt zu ihrem Kleid und teuer war er auch nicht. Und sollte es mal so weit sein, wird sich niemand über den Ring wundern.“ Stefan schüttelte lächelnd mit dem Kopf. „Ich erkenne dich nicht wieder, Bruder. Außerdem trägst du blau.“ Er lachte und meinte: „Nun los, sonst kommen wir noch zu spät. Und das hat Vater uns nicht beigebracht.“

Es fiel kein Schnee mehr, was gut war. Nervös hielt ich vor Melissa's beleuchtetem Haus. Sie hatte bereits das Licht auf ihrer Veranda eingeschaltet. Mein Blick fiel auf den Baum, der schräg hinter dem Haus stand. Dort war ihr Kater beerdigt. Ich hatte ihn dort mit ihr beerdigt. Danach waren wir uns das erste mal nahe gekommen. Ich sah verschwommen, wie sie damals weinend dort saß und ich weiter ein kleines Grab für Wonder aus hob. Bedauernd schüttelte ich den Kopf und klingelte an ihrer Türe. Nervös drehte ich mich wieder herum. Abwechselnd sah ich die Straße hinauf und hinunter. Die Türe hinter mir wurde geöffnet. Aufgeregt drehte ich mich zu ihr herum und konnte sie nur anstarren. Das blaue Kleid umschmiegte ihren Körper, die Haare waren hochgesteckt, bis auf zwei Strähnen, die ihr Gesicht, in Korkenzieher-Form, umrahmten. Sie stand auf recht hohen Schuhen vor mir, so dass ihre Stirn, knapp bis unter meine Augen reichte. In ihren Ohren hingen lange, blaue Ohrringe, sowie eine lange blaue Kette, die ihren schmalen Hals zierte. Caroline hatte sicher einen Großteil der Schminkarbeit geleistet und es war fantastisch. Ihre Augen waren einzigartig und durch das Make-Up nur noch mehr betont. Ein „wow“ entfuhr mir und sie kicherte. „Das kann ich nur wieder geben.“ Sie griff an meinem Gesicht vorbei in mein Haar. „Kürzer steht dir besser.“ Ich lächelte sie an und griff nach ihrer Hand, die ich ganz nach der alten Schule küsste. „Und du siehst aus, wie eine Göttin. Wie ein Engel. Unbeschreiblich schön.“ Ich starrte sie lächelnd an und sie wartete mit gerunzelter Stirn darauf, dass ich etwas tat oder sagte. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. „Ich hab noch was für dich.“, sagte ich und verspürte gleich die Angst, über ihre Reaktion.

Melissa's PoV

Er war eindeutig sprachlos von meinem Aussehen, obwohl er ja schon einige schöne Frauen gesehen haben musste. Und nun hatte er wieder ein Geschenk für mich, was es wohl war, fragte ich mich. Er griff in die Tasche seiner Jacke und zog ein samtenes Kästchen hervor. „Oh“, machte ich. „Nein,“ sagte er beruhigend. „nicht, was du denkst.“ Er ließ die Dose aufgehen. Es war in der Tat ein Ring und der Stein, der ihn zierte, war eindeutig Lapislazuli. Schweigend hob er den Stein an. Unter dem Stein, war eine kleine Mulde, in der sich nun Eisenkraut befand. „Dann musst du es nicht mehr trinken. Immer wenn du den Ring trägst, bist du geschützt vor Manipulation.“ Ich lächelte und hielt ihm meine Hand hin. Auch er lächelte nun, was ihn bedeutend jünger aussehen ließ und schob den Ring auf meinen Ringfinger, dann sagte er: „Passt perfekt und heute auch noch super zum Kleid.“ Ich drückte ihn an mich. Er atmete hörbar ein und entspannte sich. „Du hattest Angst, oder?“ „Nein.“ Er log und er wusste, dass ich es wusste. „Na klar,“ sagte ich. „Lass uns fahren, ich will nicht zu spät kommen.“ Ich zog meinen dunkelblauen Mantel über und schnappte meine Clutch. Damon löschte das Licht und schloss die Türe hinter uns. Wie immer hielt er mir die Türe auf und wir fuhren los.

The OneWhere stories live. Discover now