Albtraum

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Damon's PoV

Ich war wütend, machte mir unendlich Sorgen und mein Bourbon-Vorrat war so gut wie aufgebraucht, keine gute Kombination. „Wie konnte das passieren?“, schrie ich Bonnie an, die unter meinem Blick schrumpfte. „Wer war das? Und wieso konnte dieser...?“ Ich verfiel in italienische Flüche und rammte meine Faust gegen den Kamin. „Damon. Bitte, beruhige dich.“ Ich bekam kaum Luft, wie ein Stein, lag die Erkenntnis, ihres Fehlens auf meiner Brust. „Ich schätze, dass er sich an mich geklammert hat.“, schloss Alaric, der unschlüssig im Raum stand. „Schön, dass du wieder da bist, mein Freund. Aber pass demnächst auf, was an deinem Rockzipfel hängt.“ Meine Stimme war nicht mehr, als ein Krächzen. Nachdem ich in den Wald gerannt war, um ihre Spur zu verfolgen und diese einfach so endete, war ich nicht mehr ich selbst. Aus der Küche drang ein Streit zu meinen Ohren, Tyler rannte aus dem Haus und schmiss die Türe hinter sich zu während Caroline tränen-überströmt aus der Küche kam. „Erst mal festigen wir dich jetzt. Stefan.“ Stefan hatte sich letzte Woche daran gemacht, Ric's Leichnam zu holen, so dass jetzt ein Sarg im Salon stand. Mühsam stand ich an Alaric's noch lichtdurchlässiger Seite. „Du musst deinen Körper berühren. Und ich beginne dann mit der Zeremonie.“ Bonnie verfiel wieder in einen Sprechgesang. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte ich nicht zu hören können. Elena griff nach meiner Hand. Mir war kalt! Auch wenn Vampire weder Wärme- noch Kälteanfällig waren, so war mir innerlich doch kalt. Meine andere Hälfte fehlte. „Sie passt schon auf sich auf, Damon!“, murmelte Elena und strich über meine Hand. Caroline stellte sich auf meine andere Seite, lehnte ihren Kopf an meine Schulter. „Du darfst jetzt nur nicht den Kopf verlieren. Er ist ihr Bruder, er wird sie nicht verletzten!“ Hoffe ich, fügte ich im Kopf hinzu. Ich drückte Caroline eine Kuss auf den Kopf. Ihre Stimme brach immer wieder, während dieser beiden Sätze. Mir war schon oft aufgefallen, wie Klaus und sie sich ansahen. Und ich musste zugeben, dass es mir nicht in Kram passte. Klaus war ein brutaler, sadistischer Arsch, der zu keinerlei Gefühlen fähig... Moment! So hat man auch über mich gesprochen. Oh, Melissa, wo bist du? Ein gleißendes Licht, wallte zwischen Alaric's Körper und seinem Geist auf, dann verschwand der durchscheinende Alaric und Bonnie verstummte. Nervös sah sie in den Sarg. Jeremie trat ebenfalls vor. Ganz langsam kehrte die Farbe in Alaric's Körper zurück. Dann schlug er abrupt seine Augen auf und tat seinen ersten Atemzug. Unwillkürlich hatte der ganze Saal die Luft angehalten. „Ric?“, fragte Jeremie. Ric lächelte und drehte sich herum. „Jer, Elena, ich bin wieder da.“ Elena ließ meine Hand los und rannte zu Ric, warf sich in seine Arme und Jeremie tat es ihr gleich. „Ich hätte nie gedacht,“ begann Elena und schluchzte. „Es tut mir alles so Leid. Wirklich alles.“, sagte Ric und bedachte mich mit einem Blick. Plötzlich dröhnte mein Kopf, mein Blick fiel auf Bonnie, doch sie strahlte nur Elena und Alaric an. Ich ließ Caroline los und ging neben ihr auf die Knie. Stöhnend fiel ich zur Seite, mein Kopf stand kurz vorm platzen, dann sah ich sie. In einem dunklen, stickigen Zimmer, saß sie auf dem Boden und starrte auf einen Punkt am Fenster. Ihr Gesicht war blutverschmiert, ihre Kleidung schmutzig und zerrissen. Doch sie lebte, grade als sie den Mund öffnete wurde alles schwarz. Ich schrie noch ihren Namen, bevor die Dunkelheit mich vollständig verschlang.

Melissa's PoV

„Markus, lass uns,“ begann ich. Doch ein meinem Kopf erklang Damon's Stimme, die meinen Namen rief. Wie konnte das sein? „Me?“ „Es ist nichts. Lass uns zurück nach Mystic Falls, komm schon. Das Haus ist bestimmt schon fast verkauft.“ Niedergeschlagen stand Markus vor mir. „Meinst du wirklich es würde klappen mich zurück zu holen? In meinen eigenen Körper?“ Ich dachte kurz nach. Markus Körper war damals bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Er konnte nur noch an seinen Zähnen identifiziert werden. Ich zuckte die Achseln. „Das weiß ich nicht, aber Bonnie. Wir könnten zurück und sie fragen. Vielleicht hat es mit Alaric sogar schon geklappt.“ „Auf jeden Fall, musst du zu einem Arzt!“, schloss er. Mein Gesicht schmerzte, aber das war nichts im Vergleich zu meiner Brust. Sie fühlte sich, als läge ein Stein darauf. Dumpfer Schmerz pochte durch mein Herz. Darüber würde ich mir ebenfalls später Gedanken machen. Ich sorgte mich um Damon. Wie kam seine Stimme, schmerzverzerrt in meinen Kopf? War ihm etwas zugestoßen? War noch mehr mit aus der Zwischenwelt gekommen? „Okay“, sagte Markus schließlich. „Gib mir deine Hand, wir gehen zurück. Meinen Leichnam holen wir dann, wenn wir Bescheid wissen.“ Ich lächelte ihn an und griff nach seiner Hand. Ein kurzes reißen war zu spüren. Dann standen wir vor der Villa. Ich klopfte eilig an die Türe. Caroline öffnete sie mit einem Ruck. Ich erschrak. Sie war bleicher als sonst, ihre Schminke zeigte die Spuren ihrer Tränen. Ich starrte sie an. „Was ist passiert?“ „Nicht jetzt, nicht so wichtig. Toll, dass du wieder da bist!“ Sie nahm mich fest in den Arm. „Komm, Markus.“, sagte ich hinter mich. Elena saß neben Jeremie und Alaric auf dem Sofa. „Siehst du, es hat geklappt.“ Suchend sah ich mich um. Damon war nirgends zu sehen, Stefan ebenfalls nicht. „Sie sind oben.“, sagte Bonnie. „Okay, ich kann später noch hoch gehen. Bonnie. Nehmen wir an, dass eine Körper verbrannt ist, kann man den Geist trotzdem wieder in den Körper zurück bringen? Und der Körper heilt?“ Sie dachte kurz nach. „Mhm,“ machte sie. „ Also, wir bekommen ihn zurück in den Körper und Alaric's Körper ist auch wieder vollständig verheilt. Wieso nicht. Und im Notfall, kann ein bisschen Vampirblut helfen.“ „Ich werde niemals etwas von diesen Wesen nehmen. Eher bleibe ich so, wie ich nun bin.“, raunte Markus. „Sei still.“ Ich musste aussehen, wie eine Irre. Niemand im Raum, außer mir konnte Markus erkennen. „Aber,“ sagte Bonnie. „Ich muss erst noch etwas zu Kräften kommen und Professor Shane um eine Meinung bitten. Vielleicht ist es nicht sinnvoll einen „älteren“ Geist wieder in seine Ursprungsform zu bringen.“ „Okay. So lange bis du uns das okay gibst, lassen wir den Leichnam meines Bruders in Deutschland unter der Erde. Und du Markus,“ meinte ich und drehte mich zu ihm. „bleibst schön geschmeidig und hältst die Füße still!“ Er machte ein mürrisches Gesicht und sagte dann: „Na schön. Ich ich bin in deinem Haus. Und mach bloß nicht mehr zu lang, Me!“ Lächelnd sah ich hinter ihm her, wie er aus dem Raum schwebte. „Ich geh dann mal nach oben.“ „Warte, Melissa. Meinst du, es ist einen gute Idee einen ausgebildeten Jäger, mit Hass auf das Übernatürliche wieder ins Leben zu holen?“ Alaric zog eine Augenbraue hoch. Ich zog meine Stirn in Falten. Er war nicht auf den Kopf gefallen, das musste man ihm lassen. „Also, ich denke, dass mein Bruder, wenn er erst alle besser kennt, zu der gleichen Meinung kommt, wie ich. Und wenn nicht, dann werden wir gehen!“ Elena riss die Augen auf, Caroline und Bonnie taten es ihr gleich. „Du würdest Damon verlassen? Wenn dein Bruder es nur wollen würde?“ „Nein, nicht wenn er es wollen würde. Aber, ich kann und will auch meine Familie nicht alleine lassen. Und er wäre dann wieder meine Familie. Ich müsste Damon ja nicht verlassen. Nicht zwangsläufig. Aber wenn wir wieder in Deutschland leben würden, dann wärt ihr alle in Sicherheit.“ Traurig drehte ich mich weg und ging nach oben.

Damon's PoV

Ich musste tot sein. Verschwommen nahm ich ihre Gestalt wahr, die neben mir auf dem Bett saß. Ihre Hand strich mir das Haar aus der Stirn. Ich roch ihren Duft, schlagartig überkam mich eine Wärme und Entspannung, so dass ich wieder in einen Traum abdriftete. Meine Mutter saß auf einem Stuhl, sie hatte graue Strähnen in den Haaren und wirkte glücklich. In den Händen hielt sie ein Buch, an manchen Stellen hoben sich ihre Mundwinkel. Sie lächelte. Wie ich das Lächeln von ihr geliebt hatte, oh wie ich sie vermisste. Die Türe ging auf und Vater trat herein. Deutlich konnte man ihm sein Alter ansehen. So hatte er ausgesehen, kurz bevor er uns tötete. Zu dem Zeitpunkt, war Mutter schon lange tot. Aber hier in meinem Traum, lebte sie noch. Lächelnd trat auch Stefan zu ihnen. Er küsste meine Mutter sanft aufs Haar, die daraufhin seine Hand auf ihre Schulter legte und das Buch zu schlug. Dann blickte sie mich direkt an. „Ihr seid ein so schönes Paar. Es freut mich, dass du dich endlich dazu durchgerungen hast sesshaft zu werden. Obwohl ich ja gerade deine Unbeschwertheit an dir liebe.“ Ich blickte neben mich. Mich traf fast der Schlag, wie konnte das sein? Melissa stand neben mir. Ihr blondes Haar war hochgesteckt und sie trug ein Kleid mit einem Unterrock und einem Mieder in einem dunklen Blauton. Sie sah wunderschön aus. Aber was war hier verdammt nochmal los? Antrag? Sesshaft? Ich sah Stefan fragend an. „Ihr seid wirklich wie füreinander gemacht. Perfekt. Deine dunkle Ausstrahlung, mein Sohn und ihre helle Freundlichkeit.“ „Ich freue mich schon auf deiner Hochzeit zu tanzen, Bruder. Rosalyn wird sicher auch glücklich sein.“ Rosalyn? Aber Katherine hatte sie doch getötet, oder etwa nicht? Das war es doch was 1864 geschah? Katherine verdrehte uns beiden den Kopf und vielen Leuten brach sie die Genicke oder saugte sie aus. Und Rosalyn, war zu diesem Zeitpunkt Stefan's Verlobte gewesen, bis eben Katherine auftauchte. Und Mutter war bei Stefan's Geburt gestorben, sie konnte nicht hier sein. „Was geht hier vor?“, fragte ich. Melissa's glockenhelle Stimme antwortete mir: „Was ist los mit dir, mein Verlobter?“ Plötzlich verwandelte sich die Szenerie und ich stand Melissa gegenüber am Traualtar. Sie trug ein langes, weißes Kleid, was nicht zu viel von ihrer Haut zeigte. Eine sanfte Röte überzog ihr Gesicht und ihren Hals. Ihre Halsschlagader war klar und deutlich zu sehen. Das Blut darunter rauschte in rasender Geschwindigkeit. In mir weckte es den Hunger. Wie konnte das sein, wenn Katherine nie hier war. „Wer hat gesagt, dass ich nie hier war?“, vernahm ich Katherine's Stimme rechts von mir. Sie hielt den leblosen Körper meiner Mutter in den Armen. „Mutter?“, fragte ich und sah mich weiter um. Die komplette Kirche war tot! Plötzlich zitterte Melissa vor mir und sah mich angsterfüllt an. „Tu mir nichts! Du hast gesagt, dass du mich liebst?“ „Töte sie, Damon. Genieße es.“, zischte Katherine. Ich konnte nicht länger gegen den Drang ankämpfen, riss Melissa vom Boden hoch und riss ihr die Kehle auf. Bis zum letzten Tropfen trank ich ihr Blut. Als ihr Puls erstarb, verklang auch ihre Wehklage. Als ich Melissa zu Boden gleiten ließ, spürte ich den Schmerz des Verlustes und zog meinen Ring vom Finger, ich...

Durch einen kalten Schwall wurde ich wach. Panisch, knurrend setzte ich mich auf. Melissa stand dem Bett gegenüber an der Wand. Stefan stand mit einem leeren Eimer neben meinem Bett. Ich war klatschnass. Mehrfach blinzelte ich. Im Raum roch es nach Blut. Mit dem Blick untersuchte ich Melissa nach Wunden, doch ich fand keine. Stefan sah auch unverletzt aus. „Was war los?“, fragte er erstickt. Meine Handflächen waren aufgerissen, sowie meine Arme und meine Brust. Ich schmeckte auch Blut auf meinen Lippen, also musste ich auch sie aufgerissen haben. „Ich hab was schlechtes geträumt.“, murmelte ich. Melissa blickte mich besorgt an, sagte aber nichts. „Wartet unten, ich gehe erst mal duschen.“ „Ich mach dir einen Blutbeutel auf.“ Melissa blieb. Immer noch unter Schock, schleppte ich mich unter die Dusche. Oh Gott, lass das nie, niemals passieren. „Du hast meinen Namen gerufen, bevor du angefangen hast, dich selbst zu verstümmeln.“ Melissa wirkte traurig. „Darf ich wissen, worum es im Traum ging?“ Gequält dachte ich kurz nach. Als ich Luft holte um ihr zu antworten sagte sie: „Lass gut sein. Hab verstanden. Ich gehe nach Hause.“ Ich wollte ihr nach laufen, doch mir fehlte die Kraft dazu. Wollte ihr alles erzählen, ihr sagen, dass das nie passieren würde, doch meine momentanen Selbstzweifel, zerfraßen mich. Nach der Dusche, die mich etwas entspannt hatte, trat ich mit klatschnassen Haaren den Gang nach unten an. Stefan stand neben Elena und Alaric. Ich freute mich, dass er wieder da war, aber momentan, fühlte ich mich einfach nur leer und grausam. Alaric zog seine Stirn in Falten und die Gespräche verstummten. Caroline starrte ins Feuer, seufzend ließ ich mich neben sie fallen und nahm mir ein Glas Blut, das Stefan für mich bereit gestellt hatte. Caroline lehnte sich an mich, sie roch salzig. Ihre Tränen hatten ihr ganzes Make-Up zerstört. „Barbie, wir lassen uns gehen!“, flüsterte ich. Sie nickte und prostete mir mit ihrem Glas zu.

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