Unerwarteter Besuch

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Damon's PoV

Das hatten wir alle nicht erwartet, weder dass Klaus sie angriff, noch dass sie einen Weißeichepfahl besaß. Klaus am allerwenigsten. Nun hielt sie ihm die Hand hin, um ihm auf zu helfen. Sie hatte eine eindeutige Warnung hinterlassen, dass sie kein schwaches Püppchen war und ich würde lügen, wenn ich sagte, dass es keinen Eindruck hinterlassen hatte. Alle starrten sie an, einschließlich mir, nur dass sich bei mir noch etwas anderes regte. Etwas, dem diese Show unwahrscheinlich gut gefallen hatte. Ich schluckte. Klaus starrte sie nur an. Dann nahm er plötzlich ihre Hand und ließ sich von ihr auf die Beine ziehen. Während sie ihm hoch half, riss sie zeitgleich den Pfahl aus seinem Bauch. Die Wunde schloss sich langsam. Klaus zischte: „Die kleine Blondine hier, hat ein großes Geheimnis.“ Ich zuckte die Achseln, ich wusste, dass sie zur Jagd erzogen war. Lässig war Melissa in die Küche gegangen und hatte das Blut vom Pfahl abgewischt. „Ich nehme an, dass ihr alle hier seid, weil wir Alaric anrücken wollen, oder?“ Vereinzelt wurde misstrauisch genickt. Auch sie nickte und setzte sich auf den Boden vor den Kamin. Dann nahm sie ihre Tasche und eine kleine Schale mit einer Lupe. Bonnie breitete eine Art Tischdecke aus, mit Buchstaben, Zahlen und den Worten „ja“ und „nein“. „Okay. Damon, komm zu mir. Du hattest die engste Bindung zu ihm. Denke fest an etwas, dass du mit ihm verbindest.“ Langsam schlenderte ich zu ihr. Was mich mit ihm verband. Okay? Mhm. Ich dachte an den Moment, als er sterben sollte. Weil er kein Vampir werden wollte, wie ich mich bei ihm entschuldigt hatte, dass ich ihn umbringen wollte. Ich nickte Melissa entschlossen zu. Sie lächelte mich an und legte ihre Finger auf das kleine Ding. Sie schloss die Augen und alles war still, nur das Feuer knisterte. Dann sagte Bonnie: „Wenn sein Geist im Raum ist, werde ich versuchen ihn zu festigen, damit wir alle mit ihm sprechen können.“ Sie hatte ihr Gremoire ausgebreitet und hielt ihre Hände bereits darüber. „Wir rufen dich Alaric.“, flüsterte Melissa. Niemand sagte etwas, nur das Knacken des Feuers war zu hören. „Bist du bei uns?“ Der Stein mit der Lupe, bewegte sich über die Decke. Er hielt erst inne, als er über dem „ja“ war. Bonnie murmelte einige lateinische Formeln. Plötzlich ging das Feuer aus und das Licht im Raum auch. Hektisch sahen wir nach links und rechts. Bonnie's Formeln waren noch nicht abgebrochen, Melissa's Augen geschlossen. Helles Licht kam aus der Küche und Bonnie's Singsang erstarb. Ric, kam heraus. Er war etwas durchsichtig und hatte keinen Herzschlag, aber er war es! „Ric?“, fragte ich ungläubig. Er lächelte und nickte. „Musstest du unbedingt an die traurigste Stelle denken, die uns verbindet? Ich dachte du denkst an unsere Bourbon-Beschüttungen, aber nein, du denkst an den Moment, in dem ich eigentlich sterben sollte.“ Ich stand auf, wusste nicht was ich machen sollte. Spontan drehte ich mich zu Melissa. Sie starrte in eine andere Richtung, die Augen geweitet. Nun sah auch Alaric in diese Richtung. „Wie...“, setzte er an. Doch dann flog schon etwas durch den Raum.

Melissa's PoV

Wie konnte das sein? Ich sah ihn klar vor mir. Es war Markus! Er stand an die Wand gelehnt vor mir. Alaric schien ihn auch zu sehen. Als er zu einer Frage ansetzte, schrie mein Bruder laut auf und warf einen Stuhl in meine Richtung. Er zerbarst an der Wand, während ich mich abrollte. „Ich muss hier raus!“, murmelte ich. Schnell lief ich in die Richtung in der ich die Türe vermutete, doch ich fiel hin. „Bist du wahnsinnig? Was würde Vater dazu sagen, dass du mit einem Vampir verkehrst! Nein warte, nicht nur mit einem.“ Er schlug mich ins Gesicht. Ich konnte spüren, wie meine Lippe aufplatze. Damon wollte einen Schritt auf mich zu machen, doch sein Bruder hielt ihn fest, während Alaric ihnen erklärte, was er sah. Ich drückte gegen Markus' Brust, die nicht durchscheinend war, so wie Alaric's. Er gab nach und ich lief nach draußen. Ich hoffte hier Sicherheit zu finden. Wie war das möglich? Hatte ich an ihn gedacht, als ich Alaric gerufen hatte? Tränen rannen in Sturzbächen über mein Gesicht. Im Laufen sah ich über die Schulter, ob ich verfolgt wurde, konnte jedoch nichts erkennen. Prompt fiel ich der Länge nach auf den Boden. Vor lauter Trauer und Schock, hatte ich vergessen mich mit den Händen aufzustützen und war mit dem Gesicht aufgeschlagen. Benommen nahm ich ein helles Licht wahr, welches über mir zu schweben schien. „Markus? Wie kann das sein?“ „Du wirst mit mir kommen!“ „Nein,“ rief ich und versuchte mich aus seinem Licht heraus zu winden, doch meine Augen wurden schwer und mich umfing Dunkelheit.

Blinzelnd und zitternd vor Kälte öffnete ich die Augen. Sofort wusste ich, wo ich war. Unser altes Haus in Deutschland, Markus' Zimmer. Traurig saß er auf dem Bett. „Vater ist direkt in den Schatten gegangen. Er hat es nicht mal fertig gebracht, sich an diese Welt zu binden.“ „Das hast du also gemacht. Aber wie kommt es, dass du mit Alaric sichtbar wurdest?“ Markus richtete seinen Blick auf mich. „Oh, wie habe ich dich vermisst. Ich habe immer gehofft, dass du mich rufen würdest! Doch, das hast du nicht. Liebst du mich so wenig?“ „Vater hat es mir verboten. Das musst du gesehen haben! Er hat mir verboten weiter nach dem Transfer zu forschen. Geschrien hat er, dass ich die Toten in Ruhe lassen soll. Damit leben oder auch sterben. So wie er im Endeffekt.“ „Als ihr Alaric angerückt habt, habe ich mich an ihn geheftet. Ich habe alles mit ansehen müssen, wie du dich mit diesen Vampiren und Werwölfen eingelassen hast. Wie kannst du deine Familie so verraten?“ Ich schüttelte mit dem Kopf. Markus hatte einen Weg gefunden, sich an diese Welt zu binden, er war zu einem Ruhelosen geworden und machte mir nun Vorwürfe, dass ich mich mit anderen übernatürlichen Wesen einließ? Wie lächerlich. „Markus, schau. Nicht alle dieser Wesen sind so grausam, wie die, die wir töteten.“ „Ich habe gehört, was dieser Dämon, mit passendem Namen alles verbrochen hat. Und ich kann nicht verstehen, wie du ihm so blind vertraust, wie du sein Blut annimmst! Ich kann es nicht verstehen! Wo diese Wesen so viel zerstören und zerstört haben.“ „Aber sieh mal, wie oft retteten diese Wesen mich, wie oft haben sie sich um mich gekümmert?“ „Siehst du nicht, dass du nur wegen ihnen so oft schon in Gefahr warst? So oft fast gestorben wärst? Nur weil du mit diesen Wesen verkehrst und deine Gabe ausplauderst, nur deswegen lebst du so gefährlich. Nicht wegen dem, zu was Vater dich erzogen hat. Nicht wegen unseren Taten.“ Stirnrunzelnd dachte ich darüber nach. Markus sprach genau die Gedanken aus, die ich mir auch immer wieder machte. Aber es tat meiner Liebe und meinem Vertrauen zu Damon keinen Abbruch. „Weißt du, die Hexe, Bonnie, die bei den anderen war, sie versucht einen Weg zu finden Alaric zurück zu holen. Vollends. Vielleicht kann sie das mit dir auch. Du bist mein Bruder und natürlich habe ich dich vermisst. Was meinst du, ist der Grund dafür, dass dein Zimmer noch immer so ist, wie als du es verlassen hast?“ „Ich weiß nicht, ob ich in einer Welt leben will, in der meine Schwester ernsthaft darüber nachdenkt, mit einem Vampir zu verkehren. Wie kannst du dir sicher sein, dass er dich nicht, wenn du schläfst aussaugt? Willst du etwa auch so ein Wesen werden?“ Er war auf mich zu gekommen, hatte sich vor mich gekniet und bei seinen Worten geschüttelt. „Vertrauen, Markus. Ich vertraue Damon, so wie ich dir und auch Vater immer vertraut habe. Er würde niemals etwas tun, was mich verletzt. Aber ich verspreche dir, wenn du über meinen Vorschlag nachdenkst, wieder zu mir zurück zu kommen, dann denke ich auch nochmal über Damon nach.“ Irgendwann hätte ich eh über meine Zukunft mit Damon nachdenken müssen, nun kam es eben früher dazu.

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