Manege frei!

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Damon's PoV

Der Kampf würde morgen sein. Bis dahin war ich vollkommen ausgehungert. Die Putzfrauen, die an meine Zimmertüre klopften, schickte ich sofort wieder weg. Der Fernseher flimmerte, doch ich sah gar nicht hin. Eigentlich lag ich nur auf dem Bett und starrte an die Decke. Der Akku meines Handys hatte irgendwann, unter der ständigen Belastung. den Geist aufgegeben. Was würde ich dafür geben, zu wissen wie es Melissa ging. Ich seufzte. Obwohl sie mir das Herz gebrochen hatte, wegen ihres eigentlich toten Bruders, liebte ich sie noch immer. Natürlich. Ich liebte sie wirklich. Und Gefühle konnte selbst ich nicht einfach so abstellen, zumindest nicht in diesem Ausmaß. Eigentlich hätte ich mich verabschieden sollen, besonders von Stefan. Wir verstanden uns gerade wieder besser. Melissa hatte mich verändert, sie hatte mich zu jemandem gemacht, den auch die anderen mochten. Eine ihrer Lektionen war gewesen, dass man gut sein musste, damit man gemocht wurde. Sie hatte mich trotz all meiner Patzer, von denen es wirklich genügend gab, geliebt. So sah es aus. Und doch war ihre Liebe für mich, nicht größer als die zu ihrem Bruder, der nach Jahren wieder auftauchte. Abrupt setzte ich mich auf. War das, was ich hier tat wirklich das Richtige? Was, wenn sie es sich anders überlegt hatte? Konnte es dann wieder so sein wie vorher? Wie ein eingepferchter Tiger streifte ich durch mein Zimmer. Langsam begriff ich, dass jeder eine zweite Chance verdiente. Wie viele Chancen hatte ich bekommen? Von Stefan? Unendlich viele. Von Elena? Mindestens drei. War das hier richtig? Eines stand fest und daran ließ sich nicht rütteln. Ohne sie, wollte ich nicht mehr leben. Sie war das Einzige, was mich davor bewahrte grade jetzt den Ring abzustreifen und auf den Balkon zu treten, der in gleißendes Licht getaucht war. Hatte sie mich auch angerufen? So ein Mist. Ich verfluchte meine Impulsivität. Allerdings, hätten alle sicherlich einen anderen Weg gefunden, um mich zu finden. Es war wirklich besser so. So würde ich nie die Beherrschung verlieren und sie verletzen, auch wenn es das Letzte war, was ich wollte. Niemals würde ich meinem Bruder je wieder im Weg sein. Er könnte sein Leben mit Elena bis in alle Ewigkeit verbringen. Bonnie müsste mich nicht mehr hassen. Niemand müsste er Angst haben, dass ich Mystic Falls auslöschen würde oder doch wieder auf Katherine hereinfiel. Und das wichtigste, Melissa könnte wieder glücklich mit ihrem Bruder leben, ohne, dass sie gezwungen war, auf ein Monster, wie mich Rücksicht zu nehmen. Sie könnte wieder jagen, wie es ihre Bestimmung war, ohne die Angst, dass sie mich eines Tages würde töten müssen. Genau! Es war besser. Niemand würde mich vermissen, ich war unwichtig, nicht mehr länger Teil dieser Welt. Langsam ließ ich mich wieder auf das Bett sinken. Bitte, lass diesen Tag schnell vorüber gehen und die Nacht ebenfalls, damit ich mich nicht noch öfter umentschied, weil ich so schwach war. Mein Herz schmerzte, so würde es sein, wenn mich ein Pflock durchbohren würde. Müde ließ ich mich zurück fallen und starrte wieder an die Decke.

Melissa's PoV

„Also wir brauchen dein Blut und etwas Vampirblut. Öffnet bitte schon mal den Sargdeckel.“ So kommandierte Bonnie alle durch die Gegend. Mir war es egal, ich wollte, dass alles schnell über die Bühne bringen. Ich wollte Damon sagen, wie dumm ich war, auch nur daran zu denken ihn zu verlassen. Er war mein Licht, ich wollte nicht für immer in Dunkelheit leben. Ich schmunzelte leicht über meinen Vergleich. Damon war die Dunkelheit. Und doch war er mein Licht. Als bereits alle Kerzen in einem Kreis um den Sarg brannten sagte Bonnie: „So Melissa, nun komm her und denke an deinen Bruder. Ist er hier im Raum?“ Ich nickte. Markus lehnte an der gegenüberliegenden Wand. „Er soll in den Kreis kommen. Aber nicht seinen Leichnam berühren. Das kommt alles von ganz alleine!“ Bonnie kippte mein Blut in eine Schale mit Kräutern. Und begann ihren Singsang. Die Luft um uns herum begann zu flirren. Markus wurde immer wieder durchsichtig und wieder sichtbar. ich fürchtete schon, dass es nicht klappen würde, als er in Richtung seines Körpers gesogen wurde. „Haltet das Vampirblut bereit.“, unterbrach Bonnie ihren Sprechchor. Plötzlich hielt Bonnie inne und Markus schnappte nach Luft. „Jetzt das Blut.“ Caroline hielt ihm ihr Handgelenk vor den Mund. Als er zu trinken begann, verschwanden langsam seine Verbrennungen, bis er komplett geheilt war. Caroline zog ihr Handgelenk von seinem Mund und sah zwischen ihm und mir hin und her. „Also Markus. Wie hast du dich entschieden?“, fragte ich kalt. Ausser Atem sah er mich an. Seine Augen waren so blau wie meine, nur dass um seine Pupille ein grauer Kreis war. „Ich werde hinter dir stehen, egal was du tust. Gib mir Zeit alles zu verstehen und zu lernen, doch ich werde bei dir bleiben und auch helfen Damon zu finden.“ Mühsam stand er aus dem Sarg auf. Seine Knochen schienen steif. Er lächelte leicht, als er seine Bewegungen registrierte und er einen Schatten an die Wand warf. „Vielen Dank. Euch allen.“ „Wir wissen wo es ist.“, schrie Alaric. „Dann los.“ Schnell packten wir die Rücksäcke mit Blut und Waffen und rannten zu den Autos. Gute 120 Kilometer Fahrt lagen vor uns und es dämmerte bereits. „Die Vorstellung beginnt morgen um 15:00 Uhr. Wir müssen uns beeilen.“ Eilig trat ich aufs Gas des BMW. Brummig nahm er es an und wir rasten durch Mystic Falls hinaus über die Grenzen. Bitte, lieber Gott, lass uns pünktlich da sein.

Damon's PoV

Es dämmerte bereits. Mein Hunger war unerträglich. Und doch würde ich die Schwäche brauchen. Sowohl um genügend Selbsthass zu haben, als auch um Goliath eine Chance zu lassen. In ein paar Stunden würde alles ein Ende haben. Der Schmerz, die Enttäuschung, der Selbsthass, alles würde vorbei sein. Die Welt würde ein besserer Ort sein, ohne mich. Ich beschloss mir die Zeit mit einer Dusche zu vertreiben. Sorgfältig legte ich meine Kleidung auf das Bett und trat unter die Dusche. Leider brachte mich dieser Ort in Gedanken zu jener ersten Rettung der Frau, die ich liebte. Wie ihr Blut roch und trotzdem, hatte ich alle Kraft aufgebracht, ihr mein Blut zu geben und sie damit zu retten. Ich war vom ersten Moment an verliebt. Als sie in der Bar mein Glas verschüttete, traumhaft, wie tollpatschig sie war. Viel zu gefährlich für einen Menschen, doch mich zog ihre Verletzlichkeit an. Sie war auch keineswegs unattraktiv, nein. Ganz und gar nicht. Ihre langen, blonden Haare rochen nach Cocos und ihre Haut nach Vanille. Blau und grün, waren ihre großen Augen. Ihr sportlicher Körper, einfach ein Traum. Wie oft hatte es mich danach verlangt mit ihr zu schlafen, doch immer wieder hielt ich mich zurück, weil ich ihre Unsicherheit spürte. Ihre Unsicherheit, ob es gut wäre mit einem Monster zu schlafen. Vielleicht war es auch die Angst, ob ich mich dann noch zurück halten könnte. Wer weiß das schon, außer ihr. Als sie auf die Bildfläche trat, mit ihrem süßen Akzent und ihrem strahlenden Lächeln, ihrem schüchternen Blick, mit den geröteten Wangen, war Elena und meine Liebe zu ihr unwiderruflich gelöscht. Es gab nur Platz für diese eine. Nur für Melissa. Wie mich ihre Tränen berührt haben. Niemals hat es mich interessiert, wenn ein Mädchen weinte, sei es wegen mir oder eines anderen. Aber Melissa hat mein Herz erobert. Ihr gehörte mein Herz. Plötzlich hämmerte es an der Türe. „Sir Damon?“ Raymond. Ich keuchte. Der Schmerz der durch meinen Kiefer fuhr war grauenhaft. Was für Qualen Stefan über sich ergehen lassen hatte, nach der Ripper-Zeit, wurde mir nun wieder mal bewusst. „Komme!“, knurrte ich. Ich hatte vier Stunden unter der Dusche verharrt. Vier Stunden, in denen ich regungslos an Melissa gedacht hatte. Nun sollte es vorbei sein. Schnell trocknete ich mich ab, ließ das Handtuch achtlos zu Boden fallen und sprang in meine Kleidung. Aus Gewohnheit steckte ich mein Handy in die Hosentasche und öffnete die Türe. Raymond's Augen wurden groß. „Sie, Sie sehen schlecht aus.“, stotterte er. Ich versuchte zu lächeln. Als Raymond nach Luft schnappte und sich sein Puls beschleunigte, spürte ich, wie meine Fänge sich verlängerten. „Lassen Sie uns gehen. Wir wollen doch die Show nicht ausfallen lassen.“, knurrte ich. Meine Stimme war nun kaum mehr menschlich. Ich dachte nur noch an Raymond's Blut und die Aussicht auf den Kampf tat ihr Übriges. Der reine Impuls ließ mich handeln. Schnell watschelte Raymond vor mir, aus dem Hotel und über die Straße. Auf dem Platz war die Hölle los. „Am besten gehen wir von hinten herum in die Manege, dort warten sie dann bis sie dran sind.“ Im Warteraum stand ein Holzstuhl, doch ich war viel zu ungeduldig um mich zu setzten. Mein Unterbewusstsein wollte in den Kampf. Wollte zerreißen und Blut trinken. Hin und her laufend wartete ich auf mein Stichwort. Nach einer Ewigkeit rief Raymond aus der Manege meinen Namen. „Sir Damon, der schreckliche Vampir!“ Johlende Schreie und Pfiffe ertönten aus dem Innern des Zeltes. Ich nahm den Holzstuhl mit und schlenderte in das hell erleuchtete Zelt. Den Stuhl platzierte ich am Rand der Manege. Langsam ließ ich meine heißgeliebte Lederjacke von meinen Schulter gleiten und legte sie sorgsam über den Stuhl. „Der sieht ja voll schwach aus. Mickrig der Typ!“ „Das soll ein Vampir sein, der will mich wohl verarschen.“ Die Menge tobte, sie hatten sich unter einem Vampir etwas anderes vorgestellt? Das konnte ich ihnen bieten. In der ersten Reihe saß eine junge Frau mit verträumten Blick. Ich lauschte ihrem Herzschlag und dem Rauschen ihres Blutes und ließ meinen Instinkten freien Lauf. Mein Gesicht veränderte sich und meine Fänge verlängerten sich auf die dreifache Länge. Ich stieß ein heißeres Knurren aus. Die Menge verstummte, dann brach tosender Applaus, um mich herum, aus. „Und sein Gegner, kommt aus einem tiefen Wald. Goliath die Wandler-Bestie.“ Raymond machte, dass er schnell aus der Manege kam. Er wollte niemandem im Weg sein. Der riesige Grizzly, der durch einen massiven Käfigweg getrabt kam, brachte den Boden zum Beben. Brüllend stürzte er sich auf mich. Darauf war ich nicht vorbereitet, ein riesiger Bär, der auch noch verdammt schnell und stark war. Er riss mich zu Boden und begrub mich unter seiner Tatze. Meine Brust brannte und der Schmerz war gut. Er machte mich endlos wütend. Einen letzten Gedanken verlor ich an Melissa. Ich sah ihr Gesicht, als ich mich von ihr getrennt hatte. Die drohende Flut von Tränen in ihren Augen und ihr leises Flehen. „Nicht, Damon, bitte.“ Und dann wurde in meinem Blickfeld alles rot und ich brüllte vor Wut.

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