Geburt

814 16 0
                                    

Melissa's PoV

Eine Woche war vergangen. Ich hatte weder von Matt noch von Caroline irgendwas gehört. Nervös saß ich in dem Café, in dem ich mich nun vorstellen würde. Hoffentlich war nichts schief gelaufen. Ich hatte mindestens 100 mal mein Handy in die Hand genommen, in der Versuchung, Damon anzurufen, nur um zu hören, dass er lebte, dass es ihm gut ging. Und jedes mal hatte ich mich daran erinnert, dass er sagte: „Ruf nicht an. 1. Macht es das schwerer, 2. Wer weiß, ob das Miststück zuhört.“ „Hallo, sind Sie Frau Becker?“, riss mich eine Frauenstimme aus meinen Gedanken. „Ja, die bin ich, dann sind Sie sicher Frau Haase?“ Sie nickte und reichte mir ihre Hand. Wir führten ein Vorstellungsgespräch. Ich schlug mich nicht schlecht, hatte mich aber bereits souveräner erlebt. „Hätten Sie jetzt Zeit für ein Probearbeiten?“ „Aber natürlich.“ Sie zeigte mir den Thekenbereich und meinen zuständigen Vorarbeiter. Er hieß David, war gute 1,90 m groß, hatte dunkles, langes Haar und stechend grüne Augen. „Herr Paulus wird Ihnen alles zeigen. Und wenn alles gut läuft, dann bekommen Sie den Job. Viel Glück!“ Mit diesen Worten verschwand Frau Haase wieder. „Sie ist eine Hexe, achte nicht auf sie.“ Verdutzt sah ich David an. Dann lachte ich, eigentlich mehr über meine Dummheit, zu glauben, dass ich immer noch in Mystic Falls war und das sein Ernst. Wir stellten uns kurz vor. Dann bekam ich eine rosa Schürze, mit dem typischen Muffin darauf und er erklärte mir die verschiedenen Kaffeemaschinen und deren Funktionen, sowie ich die Kuchenstücke und anderen Gebäckarten, die ich zu servieren hatte. Ganz und gar nicht, mein Traumjob! Alles schien plüschig und rosa. Aber egal, da musste ich wohl durch. „Greetchen, ist ihre beste Kundin.“, erzählte David grade lachend. Ein Mann mit olivfarbenen Teint kam hinter die Theke und legte sich ebenfalls eine Schürze um. „Bist du die neue?“ „Noch nicht. Erst mal zum Probearbeiten. Ich bin Melissa.“ „Hier gibt es so was nicht. Du hast Greetchen begeistert, deswegen trägst du diese Schürze. Mein Name ist Medhi.“ Geschäftig bediente ich die ersten Kunden. Ein Mann, gegen Mitte oder Ende zwanzig betrat den Laden. Er trug einen grauen Anzug und sah auf die Uhr. „Was darf es sein?“, fragte ich. Ohne aufzusehen sagte er: „Das gleiche, wie immer. Und ich habe es eilig.“ Verwirrt sah ich mich nach Hilfe um, doch David und Medhi waren in der Küche, um Nachschub zu holen. „Entschuldigung, was bekommen Sie denn immer?“, fragte ich. Der Mann sah auf, dann blinzelte er und sagte: „Oh, Sie sind neu hier, oder? Einen Latte Machiatto mit Lactose freier Milch. Und einen Schockodonut. Da hab ich jetzt Lust drauf, weil sie so süß sind.“ Unberührt sah ich ihn an und drehte mich dann weg, um seine Bestellung zu zubereiten. „Marc, wie läuft es mit den Immobilien?“, rief David, als dieser aus der Küche kam. „Gut, aber bei euch läuft es mit neuen Arbeitskräften besser, wie ich sehe.“ Ich spürte seinen Blick auf mir. Genau auf meinem Hintern. „Sie ist erst noch zum Probearbeiten hier, laut deiner Ex!“ Er schnaubte. „Quatsch, Greetchen hat sie sicher schon adoptiert. Allerdings wäre sie die erste Frau. Wobei ihre Haare ja sehr kurz sind.“ Langsam wurde ich wütend. Rabiat rührte ich seinen Latte Machiatto, goss ihn in einen Papp-Becher und warf den Donut in eine Tüte. „Ich schätze, sie zahlen wie immer nicht?“, fragte ich schnippisch. Er blinzelte und David sog scharf die Luft ein. „Sie gefallen mir, Frau Becker. Wirklich!“, rief Frau Haase. „Wenn Sie möchten sind Sie eingestellt. Fantastisch! Ich hab dich seit einem Jahr nicht mehr sprachlos gesehen, Marc.“ Sie lachte und verließ den Laden. „Ich wünsche einen schönen Tag.“, sagte ich mit einem breiten, gespielten Lächeln und schob ihm seine Bestellung über die Theke, die er wortlos nahm und ging.

Das einzig positive an meinem Job war, dass ich früh Feierabend hatte. In meiner Handtasche wühlte ich nach meinem Autoschlüssel, als mich plötzlich jemand ansprach. „Klasse Auto, für eine Kaffeeverkäuferin.“ Schnell drehte ich mich herum und ließ dabei meine Tasche zu Boden fallen. Meine Hand griff zu dem Pflock, der in meinem Hosenbund steckte. Dieser Marc, Ex-Freund von meiner neuen Chefin, stand vor mir und hob beschwichtigend die Hände. „Ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Er bückte sich und begann meine Sachen einzuräumen. Meine Autoschlüssel, behielt er in der Hand. Ich entriss ihm meine Tasche. Und starrte auf meinen Autoschlüssel in seiner Hand. „Man muss eben sehen, wo man bleibt.“ „Ihr Wagen hat ein amerikanisches Kennzeichen?“ Das war keine Feststellung. „Bin wieder her gezogen und habe es noch nicht zum Straßenverkehrsamt geschafft. Kann ich meinen Schlüssel haben?“ Er sah mich an. Seine Augen waren blau mit einem braunen Rand. Seine gegelten Haare waren gescheitelt, jedoch locker fallend. „Sie gefallen mir. Nein, nicht nur rein äußerlich. Jemanden wie Sie, könnte ich durchaus in meinem Team brauchen. Wollen Sie wirklich Kaffee einschenken und Donuts verkaufen?“ Ich antwortete ihm nicht, was ging es ihn an. „Wissen Sie was? Hier ist meine Karte. Mein Büro ist direkt über dem Geschäft meiner Ex-Freundin.“ Ich warf einen Blick auf die Karte, die er mir hin hielt. Immobilien-Makler Marc Meier und Partner. „Kommen Sie einfach morgen vorbei und wir schauen mal, ob Ihnen mein Job, den ich Ihnen biete, nicht besser gefällt. Bis Morgen, einen schönen Tag noch.“ Er gab mir meinen Schlüssel wieder und stieg in einen Audi RS6. Blinzelnd stand ich an meinem unverschämt, roten BMW und starrte dem kreischenden Audi hinterher. Ernsthaft?, fragte mein Unterbewusstsein. Schnell fuhr ich nach Hause. Das musste ich Markus erzählen. Er war nicht zu Hause, wie immer, in letzter Zeit. Nachdenklich und mit einem Bourbon in der Hand setzte ich mich vor den Kamin, auf dessen Vorleger Goliath lag und mich musterte. Der Friseurbesuch war bisher flach gefallen, also suchte ich mir ein paar in der Umgebung raus und rief an. Bei einem konnte ich sofort vorbei kommen, also schnappte ich Gol's Leine und rief ihn, dass er mit kommen sollte.

The OneWhere stories live. Discover now