Ausritt

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Damon's PoV

Blinzelnd öffnete ich die Augen. Ich lag alleine auf dem großen Bett im hell erleuchteten Schlafzimmer. Augen reibend setzte ich mich auf. Nanu? Wo waren die Überbleibsel von der heutigen Nacht? Ich lauschte und konnte ihm Haus nur das Geräusch von Blue hören, wie er etwas fraß. Seltsam. Vielleicht hatte Melissa schon aufgeräumt. Ich ließ mich wieder in die Kissen sinken. Wow, das war heiß gewesen. Äußerst heiß! Ich hatte mich länger nicht mehr genährt, was mir gar nicht mehr auffiel. Je länger und mehr ich in ihrer Nähe war, desto weniger merkte ich, wann ich trank. Sie war einfach atemberaubend. Schief grinsend, lief ich ins Bad. Schnell duschte ich, zog mir eine graue Shorts über und schlüpfte in eine Jeans, die weit genug saß, so dass ich meine Beine über ein Pferd bekam. Ein schwarzer Pullover würde genügen, sowie meine Motorrad-Stiefel. Schnell ging ich nach unten. Blue strich schnurrend um meine Beine, also nahm ich ihn auf die Arme. In der Küche roch es nach Essen. Doch der Tisch war nicht gedeckt. Langsam ging ich nach draußen, Blue maunzte laut. Melissa hatte den Tisch am See aufgestellt und sah nun zu mir herauf. „Gefällt es dir?“ Ich ließ Blue hinab springen und ging die Treppe der Veranda hinunter. „Und wie.“ Wir aßen gemütlich zusammen und sprachen über Caroline und Klaus. Gemeinsam und breit lächelnd räumten wir den Tisch ab. „Oh je, ich habe das letzte mal bei meiner Stiefmutter auf einem Pferd gesessen und das war vor fünf Jahren.“ Ihr Handy klingelte. „Nanu?“, fragte sie. Sorgenfalten breiteten sich auf ihrer Stirn aus. „Silke?“, fragte sie. „Och, Kind. Ich dachte schon, dir wäre etwas passiert! Ich fühle mich immer noch zuständig für dich. Wo bist du denn Herr Gott, nochmal?“ Ich kannte diese Frau nicht und auch der Name sagte mir nichts. Ihr etwas Privatsphäre bietend, ging ich schon mal in den Stall und führte Dreamy aus der Box. Storm folgte ihr. Ich legte Storm ein kleines Halfter um, sowie Dreamy. Schließlich sattelte ich sie. „Ich bin im Urlaub. In Italien.“, hörte ich Melissa sagen. „Nein, momentan wohne ich nicht mehr dort. Ich melde mich wieder bei dir, wenn ich einen festen Wohnsitz habe.“ Sie seufzte. „Nein, Silke. Ich habe keine finanziellen Probleme, es ist alles toll. Ich melde mich, versprochen!“ Damit legte sie auf. „Können wir?“, fragte sie. „Sicher, nach dir!“ Ich führte Dreamy am Zaumzeug hinter ihr her. „Sitzt deine Hose weit genug?“ Sie sah an sich hinunter. „Denke ja!“ Um die Ecke lag der Bauernhof. „Warte hier mit Dreamy und Strom, ich regel das für dich.“ Ich küsste sie auf die Stirn und ging auf den Eingang zu. An der Anmeldung saß jemand, der mir bekannt vor kam. Ich besprach schnell auf italienisch alles mit ihm und fragte dann nach seinem Namen. Nogarelli, sagte er. Zügig kramte ich in meinem Gedächtnis. „Timo?“, fragte ich. Der junge Mann sah mich an. Langsam zog ich meine Sonnenbrille von der Nase. „Per Dio! Damon?“, antwortete er. „Bist du auch ein Vampir?“, setzte er seine nächste Frage hinterher. „Ja, wer hat dich verwandelt und wann?“ „Eine Liebschaft von mir. Sie war blond und sehr anstrengend. Aus Wut tötete sie mich, aber sie hat vergessen, dass...“ Er hielt inne. „War sie es auch bei dir?“ Zorn spiegelte sich in seinen aristokratischen Zügen wider. „Nein, Timo. Es war Katherine. Von der ich dir damals das Bild schickte.“ Timo kam mit hinaus und zeigte mir das Pferd, für Melissa, während wir uns weiter unterhielten. „Dein Großvater hat dich damals gesucht. Du hast dich nie wieder gemeldet. Nach deinem Austritt bei der Armee.“ „Da bin ich verwandelt worden. Hatte andere Sachen im Kopf.“ Timo nickte und führte den großen, schwarzen Hengst nach draußen. „Vielleicht könnten wir uns mal auf,“ Wieder hielt er inne. Sein Blick fiel auf Melissa und Gier durchzuckte ihn. „Ich gebe dir einen guten Rat! Lass die Finger von meiner Prinzessin!“ Er sah mich an, atmete tief durch und sagte: „Was für ein Fang.“ Er drehte sich weg, doch er rief über die Schulter: „Lass uns mal was trinken gehen. Wie in alten Zeiten!“ Ich nickte nur und führte den Hengst weiter.

Melissa's PoV

Ich hatte den Typen gesehen, mit dem Damon gesprochen hatte und besonders, wie Damon ihm geantwortet hatte, bemüht darum, dass ich sein Gesicht nicht sah. Als er vor mit stand mit dem glänzenden, schwarzen Hengst an den Zügeln, der wirklich riesig und bedrohlich war, schluckte ich meine Frage allerdings erst mal herunter. „Den soll ich reiten?“, fragte ich misstrauisch. „Ja, er ist handzahm.“ Damon kraulte dem Hengst die Nüstern. Er grinste anzüglich, als er fragte: „Soll ich dir rauf helfen, Prinzessin?“ Grimmig schüttelte ich den Kopf. Meinen rechten Fuß setzte ich in den rechten Steigbügel. Grade eben, berührte ich noch den Boden mit den Zehen, des linken Fußes. Ich holte tief Luft und zusätzlich Schwung und schwang mein Bein auf den Rücken des riesigen Tieres. Wie angegossen, blieb er stehen. „Nicht schlecht!“ Damon schwang sich seinerseits elegant auf Dreamy's Rücken und band Storm mit einer Leine an seinem Sattelknauf fest. „Soll ich vor reiten?“ „Können wir nicht nebeneinander reiten?“ Damon sah sich um und zog belustigt eine Augenbraue hoch. „Also noch sind wir auf einer Straße, da ist das nicht so gerne gesehen, aber da hinten, da beginnt das Feld und mündet in einen Wald, da können wir nebeneinander reiten.“ Ich streckte ihm die Zunge raus und er brachte Dreamy in Bewegung. Ich trieb meine Hacken vorsichtig in die Flanken des Hengstes, doch dieser stand stur, wie in deutscher Panzer auf der Stelle. Dreamy bewegte sich viel hin und her, doch Damon schien das kaum zu interessieren. „Was ist los, Melissa?“, rief er grinsend, von weiter weg. „Witzig, der Gaul bewegt sich keinen Zentimeter!“ „Wie wäre es, wenn du ihm etwas fester in die Flanken trittst? Ach ja, vergiss nicht die Zügel gut fest zu halten.“ Er drehte sich herum und Dreamy trabte langsam in Richtung Waldweg. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Es sollte eigentlich etwas romantisches haben und dass wir Zeit miteinander verbringen konnten. „Na komm schon, du sturer Bock!“, murrte ich dem Hengst ins Ohr, der leise wieherte. „Prinzessin? Kommst du endlich?“ „Oh, wie witzig, du arroganter, alter Vampir!“, flüsterte ich. Langsam wurde ich wütend, kurz davor, einfach wieder ab zu steigen, trieb ich ihm die Steigbügel in die Flanken. Laut wieherte er und bäumte sich kurz auf. Dann setzte er sich im Trab in Bewegung. Die Zügel fest in den Händen, brachte ich ihn dazu, noch schneller zu laufen. Zügig hatten wir Damon eingeholt, der mich schamlos auslachte. „Na endlich, ich dachte schon, der Hengst hätte vor Langeweile angefangen zu fressen.“ „Äußerst witzig. Ich dachte, das hier würde nur ein bisschen romantisch werden, aber da habe ich mich wohl getäuscht.“ Trotzig sah ich in die andere Richtung. „Ich mach es dir schon noch romantisch, keine Panik, aber du schlägst dich ganz gut, auf dem stursten Pferd, was der Hof zu bieten hat.“ Laut lachend, trieb er Dreamy in den Galopp. „Los, los.“, rief ich dem schwarzen Blitz unter meinem Hintern zu. Zuerst trabte er nur leicht, aber dann rannte er los, wie ein geölter Blitz, schoss ich an Damon vorbei. Ich musste zugeben, es machte echt Spaß, aber je schneller er lief, desto weniger Kontrolle hatte ich über ihn. „Principessa! Du muss links rum!“, rief Damon hinter mir. Zügig riss ich an den Zügeln. Wiehernd rannte der Hengst nach links und sprang dort über einen umgestürzten Baum. Bei seinem Aufkommen, auf dem Boden, verlor ich den Halt und rutschte seitlich an dem Hengst ab. Mit aller Kraft, versuchte ich mich an den Zügeln fest zu halten, doch natürlich, lief er dann auch nach links und drängte mich weiter in die Büsche. „Mist,“ murmelte ich, als ich einen Ast sehen konnte, der mir gefährlich nah kam. Nun blieb mir nur noch eine Alternative. Ich zählte innerlich bis drei und ließ los.

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