Sie ist weg?

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Damon's PoV

Sie hatte einfach kein Glück. Ich musterte sie, wie enttäuscht sie auf dem Hocker saß. Draußen schien die Sonne. „Shopping?“, fragte ich und berührte sie zaghaft am Arm. „Nein, danke.“ „Kann ich sonst etwas tun?“ Sie überlegte kurz, dann zog sie den Blazer aus und spielte am ersten Knopf ihrer Bluse herum. Lasziv sah sie mich an. „Du konntest das mit mir machen, was wir sowieso zuerst vor hatten.“ Ich packte sie und warf sie über meine Schulter. In Vampirgeschwindigkeit raste ich nach oben und warf sie auf das Bett. Sie hatte Glück, dass ihre Kleidung heil blieb.

Erschöpft ruhte ihr Kopf auf meinem Arm und sie hielt die Augen entspannt geschlossen. „So,“ begann sie. „Jetzt wäre ich für eine Shopping-Tour empfänglich.“ Ich lachte. „Dann sollten wir vielleicht noch duschen!“ Kurzum, dauerte es locker zwei weitere Stunden, bis wir vollständig bekleidet in der Türe standen und bereit zur Shopping-Tour waren. Caroline, Elena und Stefan schlossen sich an. Klaus entschuldigte sich, dass er nach seinem verkorksten Bruder suchen wolle. Elijah war schon früh im Morgengrauen verschwunden. Mit Melissa's Auto fuhren wir etwas gequetscht nach Koblenz. Es war keine Frage eine schöne Stadt und doch, hatte ich Amerika einfach lieber. Während die Frauen in den Geschäften nach passenden Teilen wühlten, saßen Stefan und ich vor den Läden und beobachten die Leute. „Gefrühstückt, Bruder?“, fragte ich, als ich meine Ray Ban auf der Nase zu recht rückte. Nervös rieb Stefan sich über die Oberschenkel. „Ja, das schon, aber ich mache mir Sorgen, wegen Bonnie.“ „Ich eher wegen Jeremie und der Kinder, aber ich habe Ric beauftragt, auf alles ein Auge zu haben.“ Mein Handy klingelte. „Wenn man vom Teufel spricht,“ murmelte ich. „Ric, was gibt’s?“ Ich lauschte ihm und erhob mich, Stefan ebenfalls. „Was heißt, sie ist verschwunden?“ Wieder hörte ich ihm zu. „Verdammt! Danke!“ „Sie ist weg?“, fragte Stefan, als ich aufgelegt hatte. Ich nickte und wählte bereits eine weitere Nummer. „Abby? Legen Sie bitte nicht gleich wieder auf. Bonnie braucht ihre Hilfe. Ich bin nicht in Mystic Falls, aber Alaric erwartet Sie.“ Sie sagte zu und ich legte auf. „Sieht so aus, als wären meine Tage in Deutschland mal wieder gezählt.“ Wütend stopfte ich mein Handy zurück. „Warte, Elena, Caroline und ich fliegen doch morgen wieder zurück. Dann kannst du doch noch hier bleiben. Melissa beschützen und mit ihr besprechen, wie es weiter geht. Vielleicht kommt sie doch wieder mit zurück.“ Er grinste und ich runzelte die Stirn. „Statt euch zu unterhalten, macht ihr ja lieber andere Sachen.“ „Ha, ha!“, machte ich. Als die Mädels aus dem Laden kamen, bemerkte ich ihre langen Gesichter. „Hast du gelauscht, Barbie?“ „Es war nicht zu überhören.“ Ich sah zu Melissa. „Nach Hause?“, fragte sie achselzuckend. Stumm nickte ich und war bemüht, ihr nicht in die fragenden Augen zu sehen. Die Rückfahrt verlief still. Erfolgreich und ablenkend war der Shopping-Ausflug nicht gewesen. Mein Handy klingelte wieder. Ich fischte es mühsam aus der Hosentasche. „Ja?“, knurrte ich. „Damon! Wir haben Kol's Spur aufgenommen. Sie scheint noch menschlich zu sein. Aber zu 100 % wissen wir es nicht. Wie sieht es mit Bonnie aus?“ Ich erklärte Elijah alles, während ich Klaus im Hintergrund ab und zu fluchen hörte. „Gut, aber Damon,“ Elijah hielt inne. „Ja?“ „kläre alles mit Melissa. Bevor du abreist oder etwas anderes machst!“ „Mach ich.“ Ich wusste selbst, was ich zu tun hatte. Auch wenn es nicht immer so schien und ich oftmals beziehungstechnisch, nicht sehr sicher war, hier wusste ich, was ich zu tun hatte.

Melissa's PoV

Wir waren alle still. Es war seltsam, doch machte ich mir mehr Sorgen um die Kinder, als um Bonnie. Sie würde das schon packen, da war ich mir sicher. Damon wollte eigentlich abreisen. Auch da war ich mir sicher. Aber das Gespräch, was wir bisher erfolgreich verschoben, musste geführt werden. Meine Ausgangslage hatte sich geändert. Was sollte ich nun tun? Zurück nach Mystic Falls? Hier bleiben? Vielleicht nach Italien? Auch dort, war noch einiges zu erledigen. Auf Damon's Stirn war eine tiefe Falte zu sehen. Ich wusste was ich nicht wollte. Und das war, niemals wieder von Damon getrennt zu sein. Zielsicher steuerte Damon da Auto bis zu meinem Haus. Caroline ließ den Kopf hängen, dabei war sie die einzige, die tatsächlich etwas gekauft hatte. Die klirrende Kälte hatte auch im Haus Einzug gehalten, weshalb Stefan den Kamin entzündete. Caroline verschwand zum packen und duschen nach oben, Stefan und Elena wollten einen Spaziergang machen, bei dem sich Goliath anschloss. Markus schien nicht da zu sein. Meiner Vermutung nach, hatte er etwas mit Alina, was mir prinzipiell recht war, aber sicherlich noch zu einem Problem führen würde. Damon stand vor dem bodentiefen Fenster und sah auf den kleinen Teich hinaus. „Hey,“ machte ich, als ich hinter ihm stand. „Hi,“ sagte er und drehte sich zu mir herum. „Nun ist es mal so weit, dass wir reden müssen, glaube ich.“ Er nickte und deutete mit der Hand zum Sofa. Ich ließ mich darauf fallen und er neben mich. „Damon, ich weiß nicht, was ich machen will. Ich mag Deutschland, es hat mir wirklich gefehlt. Aber ich mag auch Mystic Falls. Und in Italien gibt es auch noch eine Menge zu tun. Eines weiß ich aber ganz genau.“ „Und das wäre?“, fragte er, ohne mir in die Augen zu sehen. Ich legte meine Hand auf seine. „Ich will nie mehr ohne dich sein. Nie mehr, hörst du?“ Zaghaft lächelte er mich an. „Dass ich meinen Job nicht habe, wie auch immer, macht die Sache einfacher. Glaube ich.“ Ich seufzte. „Weißt du was, Prinzessin? Wir behalten dieses Haus auf jeden Fall und wenn du hier hin möchtest, dann fliegen wir rüber. Wenn du hier arbeiten willst, dann kannst du das tun. Das Haus in Italien gehört uns sowieso, da können wir jederzeit wieder hin. Wie es mit der Stute und dem Fohlen weitergeht, können wir uns überlegen. Du musst nur wissen, wo du mit mir leben willst. Denn ich würde bis ans Ende der Welt mit dir gehen.“ Er drückte meine Hand und ich sah ihn glücklich an. „Du bist unmöglich! Ich dachte, du sagst mir jetzt, wir gehen zurück nach Mystic Falls, aber nein, du lässt mir die Wahl. Und ich bin doch so unentschlossen.“ „Ich habe Geld, von mir aus, können wir auch nach Mauwi ziehen, wenn du es möchtest.“ Ich lachte und er sah mich mit glänzenden Augen an. Mit einem ernsten Ausdruck sah ich ihn an. „Wir fliegen erst nach Italien, schauen nach Dreamy und dem Fohlen. Danach direkt nach Mystic Falls, um Jeremie zu helfen.“ „Dreamy?“, fragte er mit einer erhobenen Augenbraue. Wieder musste ich grinsen. „Ja, so hab ich sie getauft.“ Er nickte. „Klingt schön.“ Er drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn und zog sein Smartphone aus der Tasche. „Also buchen wir einen Flug nach Florenz.“ „Ja! Und ich muss auf alle Fälle im Sommer auch nach Italien. Ich liebe den Sommer!“ Lachend sahen wir auf sein Handydisplay.

Damon's PoV

Nachdem wir einen Flug für Freitag gebucht hatten, hatten wir noch ein wenig Fern gesehen und waren dann in unserer Schlafzimmer zurück gekehrt. Sie schlief seelenruhig, während ich über ihren nackten Rücken strich. Sie hatte das alles so gut verdaut. Das verlorene Baby, die Streits, Katherine, ihren Tod. Sie war schlichtweg großartig. Und auch jetzt, war sie darauf bedacht, den anderen zu helfen. Ich wusste, dass sie von Pferden nicht viel hielt und doch, wollte sie als erstes nach Italien. Ich lächelte. Dreamy, so hatte sie die Lipizzaner-Stute getauft. Vielleicht würde es bald wieder so ein kleines Wunder geben, ich würde es mir wünschen. Eine Eule schrie und ein Waschbär schlenderte über das Dach. Grillen zirpten laut um die Wette und ich lauschte ebenfalls den ruhigen, gleichmäßigen Atemzügen, der Frau, die ich liebte.

Die Sonnenstrahlen und das Geräusch eines Koffers, der über Treppen geschliffen wurde, weckte mich. Melissa reckte sich und gähnte leise. „Mach das nochmal,“ knurrte ich. Sie hatte sich fest an mich gedrückt, als sie sich gereckt hatte. Sie kicherte leise. „Nein, die anderen reisen ab, wir sollten sie verabschieden.“ Ihre blauen Augen strahlten mich an. Ob sie wohl im Sommer Sommersprossen haben würde? Seufzend und die Augen verdrehend erhob ich mich. Sie sah mich an, den Kopf auf die Hände gestützt. Dann lächelte sie breit. „Was?“, fragte ich und sah an mir herunter. „Du bist so wunderschön. Ich wünschte, ich könnte genau gerade ein Bild von dir haben.“ „Besser! Du hast das Original bei dir und kannst es sogar anfassen.“ Kichernd drehte sie sich weg und schwang die Beine aus dem Bett. Ich raste ins Bad, um vor ihr dort zu sein. Wir machten uns fertig, während sie sich anzog, verwuschelte ich meine Haare vor dem Spiegel. Ich besah mir den Mann, der mich aus dem Spiegel anblickte. Er war recht groß, attraktiv, keine Frage, doch das Strahlen, was in seinen Augen lag, war mir neu. Trotz aller Sorgen, konnte ich nicht umhin festzustellen, dass ich glücklich war. Glücklich mit Melissa, mit mir. Sie hatte mich zweifellos verändert, besser gemacht. „Kommst du? Oder flirtest du noch etwas mit dir selbst, du selbstverliebter Gockel?“ Sie stand in der Türe und lachte. Ihre kurzen Haare, hatten bereits wieder etwas mehr an Länge und Fülle gewonnen und standen wirr von ihrem Kopf ab. Ihr charmantes Lächeln und ihre strahlenden Augen spiegelten mein Glück wider. „Ich liebe dich!“ Ihre Augen weiteten sich kurz. „Ich dich auch, aber jetzt komm schon! Sonst verpassen wir die Abreise der anderen.“ Kopfschüttelnd zog sie mich mit sich nach unten. Ungeduldig und sichtlich genervt stand Caroline im Flur. Elena und Stefan kamen aus dem Wohnzimmer. „Gut, ich hoffe wir können euch alleine lassen und dass ihr alles geklärt habt?“, fragte Stefan misstrauisch. „Na klar, kleiner Bruder. Alles geklärt. Wir kommen nach Mystic Falls, wenn wir in Italien alles geklärt haben.“ Lächelnd zog ich Melissa an meine Brust. Grimmig sagte ich dann: „Vielleicht hat sich dann ja schon eines unserer Probleme von alleine gelöst.“ „Glaube kaum.“, fügte Elena, niedergeschlagen hinzu. „Wir melden uns, wenn wir was hören.“ Caroline nahm mich in den Arm. „ich hab dich lieb, du impulsiver Trottel.“ „Alles klar, Barbie, pass auf dich auf.“ Elena und Stefan folgten ihrem Beispiel und drückten auch alle Melissa nochmals an sich. Mit einem Knall schloss sich die Türe hinter den dreien und wir blieben alleine mit Blue und Goliath zurück. „Und was machen wir jetzt, mit dem angefangenen Tag?“, fragte Melissa, die sich durch die Haare fuhr. „Oh ich bin sicher, dass uns etwas einfällt.“ Ich grinste sie an. „Damon, wir können nicht immer nur Sex haben!“, protestierte sie, doch ihre roten Wangen verrieten, dass es ihr genauso gut gefallen würde, wie mir. Gespielt traurig nickte ich. „Wir werden deinen Garten her richten und einkaufen, für dich.“ Also packten wir unsere Jacken und machten uns an die Gartenarbeit.

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