Versuch der Normalität

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Damon's PoV

„Wie geht es ihr?“, fragte Maria, die zittrig am Herd stand. „Sie schläft.“ Ich goss mir doppelten Bourbon ein. „Mach mir auch einen, mein Junge.“ Ich tat, wie mir geheißen und ließ mich danach auf das Sofa fallen. Den Kopf ließ ich nach hinten fallen und starrte an die Decke. „Ich bin stolz auf dich, Damon! Und du solltest auf dich und Melissa auch stolz sein.“ „Pa, ich hab versucht mich von ihr fernzuhalten, damit ich sie nicht in Gefahr bringe, aber mir ist so früh klar geworden, dass sie auch schon ohne mich in Gefahr war. Als sie nach Mystic Falls gezogen ist, wäre sie fast von einem Vampir getötet worden und ich habe sie gerettet. Von da an, Großvater, war ich ihr vollkommen verfallen.“ Er tätschelte meine Schulter und setzte sich Maria gegenüber an die Küchentheke. „Ich habe eine Kürbissuppe gekocht, vielleicht kannst du ihr nachher etwas hoch bringen?“ Claire spielte auf dem Fußboden und ich sah ihr dabei zu. Wie wäre es wohl, für immer ein Kind zu sein? Keine Sorgen zu haben. Immer jung und verspielt zu sein. Claire sah auf, als hätte sie gespürt, was ich dachte. „Damon, liest du mir vor?“ Ich sah zu Maria, die sanft nickte. „Alles klar. Lass uns hoch gehen.“ Sie nahm meine Hand und zog mich die Treppe hoch. „Winnie Puhh!“, rief Claire und hüpfte auf ihrem Bett auf und ab. „Okay.“ Sie hielt meine Hand, während ich begann, diese lächerliche Geschichte über einen Plüschbären vorzulesen, der in einem Wald wohnte, gemeinsam mit einem selbsthassenden Esel, einem ängstlichen Ferkel, einem Hasen und zwei Kängurus, sowie einem hyperaktiven Tiger und einer allwissenden Eule. Nach gut drei Seite, atmete Claire ruhig und gleichmäßig. Ihre kleine Hand, krallte sich an meiner fest. Ein Lächeln glitt über meine Züge und mein Traum von Melissa's und meinen Kindern kam mir wieder in den Sinn. Wie schön es gewesen wäre, aber andererseits auch viel zu gefährlich. Wie sollte ich ein Kind beschützen, wenn ich es schon nicht schaffte sie zu schützen. Ich löste vorsichtig ihre Hand, deckte sie nochmals höher zu und stellte das Buch zurück in das Regal. Auf dem Tisch neben ihrem Bett lag ein Hase, der ein festes Rückenteil hatte. Die Nase konnte man drücken. Als ich diese drückte, leuchtete der Rücken des Hasen auf und war Sterne an den Himmel, die sich drehte und Sternbilder formten. „Du wärst ein toller Vater, auch wenn du mir nicht glaubst!“, flüsterte eine Stimme. Ich sah auf und sah Melissa im Türrahmen stehen. „Ich habe deine Stimme gehört und bin ihr gefolgt.“ Ich schob sie aus dem Zimmer und schloss die Türe leise hinter uns. „Du solltest noch nicht aufstehen. Deine Wirbelsäule ist bestimmt noch instabil.“ Behutsam hob ich sie in meine Arme, hörte ihren flatternden Herzschlag und war nur froh, dass sie lebte. Dass sie immer noch bei mir war. „Damon?“, fragte sie zaghaft. „Warte, ich genieße gerade, dass du noch lebst und ich deinen Herzschlag hören kann.“ Ich grinste. „Und wie er nun schneller wird, wenn ich über deine Oberschenkel streiche.“ „Du bist manchmal echt ein Arsch!“ „Das weiß ich. Hat man mir schön öfter gesagt.“ Ich setzte mich in Bewegung. „Willst du Kürbissuppe? Hat Maria gerade eben frisch gekocht!“ Sie zuckte mit den Achseln und ich sah in ihrem Gesicht, dass es ihr Schmerzen bereitete. „Aber,“ sagte ich streng. „Du isst im Bett. Frauen-Fernsehen und Bettruhe!“ Sie schmollte und sagte dann errötend: „Aber nur, wenn du bei mir bleibst. Vielleicht liest du mir auch was vor.“ Vor Lachen hätte ich sie beinah fallen lassen. Während ich sie auf dem Bett ablegte fragte ich: „Du willst, dass ich dir was vorlese?“ Sie sah auf ihre Füße. „Oder nur neben mir liegst. Während wir Fern sehen. Ich möchte was normales machen. Und zwar mit dir.“ „Vorlesen lassen ist in deinem Alter und besonders in meinem nicht mehr normal!“, erwiderte ich Stirn runzelnd. „Ich geh und hol dir was zu essen, such schon mal was im Fernsehen aus. Bin gleich wieder zurück.“ Ich küsste sie auf's Haar und raste nach unten. Der Kamin war erloschen und von meinem Opa und Maria war nichts mehr zu sehen. Ich erhitzte schnell die Suppe, schnappte mir noch etwas Schokolade aus dem Kühlschrank und eine Flasche Wasser. Oben kickte ich meine Schuhe von den Füßen und zog mein Hemd, sowie meine Jeans aus. Eine Augenbraue hoch gezogen, sah ich auf den Fernseher. „Was ist das? Doch nicht etwas dieser vollkommen hirnverbrannte Vampir-Blödsinn, wo der Typ in der Sonne glitzert, oder?“ Sie lachte. „Das heißt Twilight und nein, dass ist es nicht. Das ist Bridget Jones. Bella ist doch nicht so dick und auch nicht blond.“ Sie schüttelte empört den Kopf. „Oh, entschuldige, dass ich diese Filme verpasst habe.“ „Immerhin, weißt du, dass es Filme sind.“ „Ja, stell dir vor. Vor etwas längerer Zeit habe ich sogar das erste Buch gelesen. Aus purer Langeweile.“ Sie sah mich gespielt entsetzt und mit offenem Mund an. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihr einen Löffel Suppe einzuflößen. „Wie gemein,“ beschwerte sie sich. Ich sah auf den Löffel, mit dem ich in der Suppe rührte. Wie sollte ich ihr das sagen? „Weißt du,“ begann ich. „das hab ich zu der Zeit gelesen, als ich mit Caroline, nun ja, verkehrt bin. Du weißt schon.“ „Das weiß ich, Damon!“ Ich sah sie verdutzt an. „Was weißt du?“ „Dass du was mit Caroline hattest. Sie benutzt hast, der größte Arsch warst, sie umbringen wolltest, als sie dir lästig wurde.“ Mit offenem Mund starrte ich sie an. „Fütterst du mich weiter oder muss ich selbstständig essen?“ „Du weißt davon?“ Sie nickte und verdrehte die Augen. „Auch wenn Caroline jetzt ein Vampir ist, eine Tratschtante erster Güte ist sie jetzt noch. Sie hat mit in der Uni einen ganzen Roman geschrieben, mit Erzählung, wie du in dieser kurzen Zeit zu ihr gewesen bist.“ Ich schluckte. „Es ist alles okay. Das war der alte Damon.“ Sie lächelte mich behutsam an, strich über meine Hand. „Ich hab Hunger. Also krieg dich wieder ein.“ Ich lächelte und fütterte sie weiter. Manchmal verstand ich immer noch nicht, womit ich sie verdient hatte. Sie war einfach faszinierend und eindrucksvoll und, ich wusste nicht warum, aber sie wusste, wie sie mich zu nehmen hatte.

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