Menschlicher Vampir

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Damon's PoV

Ich hatte den Typen gesehen, aber gewusst, dass sie selbst mit ihm klar kam. Mit einem Lächeln auf den Lippen wollte ich ihr einen Gefallen tun und machte mich auf den Weg zur Cocktailbar. Um zu tanzen, besonders hier in der Öffentlichkeit, da brauchte ich schon ein paar Schlücke Alkohol mehr. Mit zwei Cocktailgläsern in der Hand, kehrte ich zu der Stelle zurück, an der ich eben noch saß. Wo war sie? Ich war keine drei Minuten weg gewesen. Hatte der Typ doch mehr auf dem Kerbholz gehabt, als ich dachte? Ihr Glas stand auf der Theke. Kurz ließ ich meine Hand darüber gleiten. Es stand vielleicht eine Minute hier. Ich schloss die Augen. Konzentriert, filterte ich die Geräusche in der Disco. Geschockt riss ich die Augen auf und vergaß vollkommen, wo ich mich befand. Kaum klirrten die Gläser auf den Boden und zerbarsten, stand ich schon hinter diesem Hornochsen, der versuchte, meiner Freundin, an die Wäsche zu gehen! Brutal riss ich ihn am Kragen zurück. Die Luft blieb ihm weg und er schlug mit den Armen unkontrolliert nach mir. Zitternd rutsche Melissa an der Wand entlang zu Boden. Der Hass und die Wut auf diesen Typen schlugen um in Blutgier und Mordlust. Meine Fänge bahnten sich schmerzhaft ihren Weg durch mein Zahnfleisch. Er wurde bleich und bettelte, dass ich ihn gehen lassen sollte. „Damon,“ hörte ich Melissa's kratzige Stimme, wie aus weiter Ferne. „Nicht Übernatürliches!“ Ich knurrte und zwang mich zur Beherrschung. Die letzten Tage, wollten wir, wie Menschen verbringen. „Ich werde nicht drum herum kommen, ihn zu manipulieren, ansonsten wird er umher wandern und erzählen, was für ein Monster er gesehen hat.“ Sie legte eine Hand auf meine Schulter. „Lass ihn. Er wird eh nur weg gesperrt. Sieh ihn an.“ Ich sah an seiner Kleidung hinab, roch seinen fauligen Atem. Er hatte es weiß Gott nicht gut im Leben. „Ihm wird niemand glauben!“ Widerwillig ließ ich ihn los. Er klappte auf der Stelle weinend auf dem Boden zusammen. „Geht es dir gut?“ Sie zuckte die Achseln. „Es tut mir Leid. Ich dachte, du würdest mit ihm auf der Tanzfläche klar kommen.“ „Das bin ich auch. Nur, als ich mir die Hände waschen wollte, da ist er mir gefolgt.“ Sie ging in den Waschraum für Frauen und kam nach kurzer Zeit wieder hinaus. „Außerdem können wir eh gehen, wenn du so oder so nicht mit mir tanzt.“ Sie zog ein beleidigtes Gesicht. „Ob du es glaubst oder nicht, ich war grade auf dem Weg Cocktails zu holen. Ich benötige ein bisschen Alkohol im Blut, um auf solcher Musik in der Öffentlichkeit zu tanzen.“ Ich beugte mich zu ihrem Ohr. „Und dabei, so verführerisch aus zu sehen, wie du.“ „Das tust du immer. Egal, ob du dich nicht bewegst. Der dunkle, verführerische Fremde.“ Ich zog sie zu mir, atmete ihren Duft ein und fühlte, wie ihr Herz an meiner Brust schneller schlug. „Für dich bin ich doch kein Fremder mehr, oder?“ Sie schob sich von mir. Misstrauisch sah sie mich an. „Doch! Manchmal ehrlich gesagt schon noch.“Ich zog sie hinter mir her zur Cocktailbar, an der wir uns jeder zwei Drinks genehmigten. Als ich nun ihre Hand nahm, dann nur, um sie auf die Tanzfläche zu ziehen. Lächelnd nutzte sie die Gelegenheit, um mir zu zeigen, wie gut sie zu solcher Musik tanzen konnte.

Als ich blinzelnd die Augen öffnete, brannte das helle Sonnenlicht darin. Ein denkwürdiger Abend, war hier im Bett zwischen zerwühlten Laken geendet. Ich hatte bei ihren Tanzeinlagen fast die Beherrschung verloren. Sie hatte es eindeutig darauf angelegt, in dem sie sich immer wieder an mich schmiegte. Kurz vor halb zwei nachts, hatte ich es nicht mehr ausgehalten. An ihrem Arm, schliff ich sie hinter mir her, hinaus aus dem Club, in die abgekühlte Nachtluft. In einer Gasse, hatte ich sie geküsst, stürmisch und drängend. Ihr Haut war warm, gar heiß und das Blut unter ihren Adern pochte. Doch es sollte die letzten Tage hier, in Florenz, nichts Übernatürliches geben. Also fuhr ich nur mit meiner Zunge über ihren Hals. „Lass uns nach Hause fahren!“, stöhnte sie. Knurrend sagte ich: „Warte hier.“ So schnell ich es in menschlicher Geschwindigkeit konnte, lief ich zurück in die Disco holte unsere Jacken an der Garderobe ab und verließ sie wieder. In meiner Hosentasche kramte ich den Autoschlüssel hervor und nahm besitzergreifend ihre Hand, was sie wiederum kichernd zu ließ. Im Auto ließ sie lächelnd ihre Hand immer wieder an meinem Oberschenkel herauf und herab fahren. „Melissa,“ knurrte ich warnend. „Lass das besser sein, bevor ich einen Unfall baue. Den überlebt nur einer von uns.“ „Och,“ machte sie betroffen. Sie hatte eindeutig einen Schwips. Aber irgendwie, war das auch mein Ziel gewesen. Lächelnd trat ich auf das Gas. Sobald das Haus meinen Großvater's in Sichtweite kam, fuhr ich langsamer. Kaum hatte ich das Auto abgestellte, war ich auf der anderen Seite, um Melissa, die Autotüre zu öffnen. Sie reichte mir ihre Hand hinaus und ich ergriff diese. Kräftig zog ich an ihr, so dass sie kaum mehr einen Zentimeter von mir entfernt stand. Ich drängte sie gegen das Auto. Grinsend lehnte sie sich von mir weg. „Da du so offensiv bist,“ flüsterte sie. „Gehe ich davon aus, dass dein Großvater schläft.“ Sie lag nun quasi vor mir auf der Motorhaube. Ich küsste eine Spur von ihrem Ausschnitt, bis zu ihrem Ohr, fuhr dann mit den Lippen weiter, bis meine ihre trafen. Sie schlang ihre Beine um meine Hüfte und ich hob sie auf. Ungestüm versuchte ich die Türe auf zu schließen und mit ihr ins Haus zu kommen. Nur langsam kam ich voran. Wäre ich in übermenschlicher Geschwindigkeit unterwegs gewesen, wäre es sicherlich viel schneller gegangen. Aber, mahnte mich mein Kopf, das gibt es heute nicht. Mit meinem Körper drückte ich sie gegen die Schlafzimmertüre, dann ließ ich kurz von ihr ab, nur um sie an zu grinsen und sie mir wortlos, wie einen Sack Federn über die Schulter zu werfen. Sie kreischte kurz auf. Spielerisch, warf ich sie auf das Bett und sagte: „Bleib da!“, während ich zurück zur Türe ging, um diese zu schließen. Nun ja, unsere Kleidung, blieb vielleicht noch eine Minute, wo sie war, bis jedes Teil im Zimmer verstreut lag. Als sie schließlich keuchend und leicht verschwitzt, auf mir zusammenbrach, fühlte ich mich vollkommen erledigt und müde. Nahezu menschlich. „Prinzessin, Zähne putzen und dann wird brav geschlafen, bin vollkommen am Ende.“ Sie lachte und folgte mir ins Bad. Zurück aus meiner Erinnerung musste ich nun feststellen, dass ich alleine in dem zerwühlten Bett lag. Angestrengt versuchte ich dem Drang zu widerstehen, zu lauschen, wo sie war. Auch wenn ich das heute Nacht nicht immer beherzigt hatte, so wollte ich auch diesen letzten Tag ohne großartiges Übernatürliches hinter uns bringen. Seufzend stand ich aus dem Bett auf und kramte etwas zu Anziehen, aus dem Kleiderschrank.

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