Das Gefühl des Betrugs

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Melissa's PoV

Als wir im Auto saßen kramte ich mein Handy aus der Tasche. Drei Anrufe in Abwesenheit. Caroline und Elena und einmal mein Bruder. Kurzerhand rief ich zuerst meinen Bruder zurück. „Schwesterchen? Alles okay?“ „Ja, wieso nicht?“ Er schnaubte, bevor er sagte: „Habt ihr es nicht mal nötig euch zu melden, ob ihr sicher gelandet seid?“ Ich lachte schallend. „Doch alles okay, sind gerade auf dem Weg zum einkaufen. Bei dir alles in Ordnung?“ Mein Blick fiel auf Damon. Er wirkte entspannt, trotz der Probleme, die in Mystic Falls herrschten. Mir war wirklich ein Stein vom Herzen gefallen, als er mir nun wirklich alles gesagt hatte. „Ja, Alina wohnt jetzt erst mal eine Zeit hier. Ich hoffe, das ist okay. Sie hatte einen Albtraum gestern Nacht und stand hier vor der Türe.“ Er wirkte, als würde er lächeln. „Sie will nicht mehr alleine schlafen,“ fügte er hinzu. Ich verabschiedete mich schnell und wählte Elena's Nummer. „Lissy,“ rief sie. „Hi, Elena, du hattest angerufen?“, fragte ich. Damon grinste breit. Er wusste, wie sehr ich es hasste, wenn mich jemand Lissy nannte. „Hat Klaus euch erreicht, wegen Kol's Tod?“ „Ja, hat er. Gerade eben.“ Elena erzählte nochmals alles, was Damon mir von Klaus ausgerichtet hatte und betonte, dass Caroline sich nicht mehr blicken ließ oder an ihr Handy ging. „Ich rufe sie gleich mal an.“, versprach ich und legte auf. „Puh,“ sagte ich an Damon gewandt. „Jetzt kommt der unangenehme Teil!“ Ich atmete noch einmal tief durch und tippte auf Caroline's Namen, auf meinem Display. „Melissa,“ flüsterte sie. „Süße, ich hab es grade eben gehört! Willst du reden?“ „Ehrlich gesagt, bin ich grade auf dem Friedhof, am Grab meiner Mum.“ „Oh, alles klar. Dann meld' dich später nochmal, ja?“ „Ja,“ schnaufte sie und legte auf. „Das ging aber schnell!“, meinte Damon, mit einem fragenden Unterton in der Stimme. „Ja, sie war auf dem Friedhof.“ Damon nickte und fuhr geradewegs, auf den Parkplatz eines Supermarktes. Er hielt mir die Türe, wie so üblich auf und zog einen Einkaufswagen aus dem Ständer. Ich musste plötzlich, über die Absurdität dieser Situation lachen. Verstört sah er mich an. „Was ist los?“, fragte er. „Ich,“ versuchte ich zu beginnen, jedoch überfiel mich ein weiterer Lachkrampf. „Melissa, die Leute schauen schon!“ Abermals schüttelte ich mich vor Lachen und die Tränen rannen mir über das Gesicht. Ich musste ein Stück von Damon weg gehen, der mich misstrauisch musterte. Ich holte mehrmals tief Luft, nur um erneut zu lachen, als Damon sich auf den Einkaufswagen lehnte. Kopfschüttelnd kam er zu mir. „Was bitte ist denn in dich gefahren?“ Mittlerweile lächelte er selbst ein wenig, doch ich sah ihm an, dass es ihm unangenehm war. Ich schloss die Augen und atmete tief ein und aus. „Ich musste nur über die Absurdität, dieses Bildes lachen.“, flüsterte ich heiser. „Welches Bild?“ „Wie du,“ sagte ich, musste mich aber zusammen reißen. „mit diesem Einkaufwagen aussiehst und wenn ich bedenke, dass du ein mordender Vampir bist.“ Ich ließ den Satz unbeendet in der Luft schweben. Damon lächelte breit. „Na warte, ich zeige dir nachher schon noch, was ich für ein bösartiger Vampir bin.“ Er zog mich in den Supermarkt und wir begannen einzukaufen, was wir für unsere Woche hier benötigten. Auf dem Rückweg herrschte Schweigen, es war jedoch ein angenehmes Schweigen. „Sollen wir noch einen Film ausleihen gehen?“, fragte Damon, bevor wir die Innenstand verließen. „Ja klar, wieso nicht.“ In der Videothek arbeiteten hauptsächlich Frauen, die Damon ungenierte anstarrten. Mein Handy klingelte und ich nahm den Anruf von Caroline entgegen. „Hi,“sagte sie und wirkte fast schüchtern. „Hi Süße. Und willst du nun reden?“ Caroline weinte, während sie mir schilderte, wie sie sich fühlte. Damon hatte einen Film ausgesucht und stand ungeduldig neben mir. Eine Bedienung kam zu um und drückte ihm einen Zettel in die Hand, den er verwundert musterte. „Ich weiß einfach nicht, ob ich damit klar komme.“, beendete Caroline ihren Redefluss. Verstohlen beobachtete ich, was Damon, mit der Telefonnummer machte.

Damon's PoV

Natürlich spürte ich die Blicke aller weiblichen Mitarbeiter des Ladens. Allerdings interessierten sie mich herzlich wenig. Melissa hörte aufmerksam, der weinenden Caroline am Telefon zu. Blondie nahm das alles ziemlich mit. Ich hatte bereits zwei Filme ausgesucht und wartete ungeduldig, dass die beiden endlich auflegten. Auf einmal kam eine Mitarbeiterin des Geschäfts an mir vorbei und drückte mir einen Zettel mit ihrer Telefonnummer in die Hand. Was sollte ich damit? Melissa legte auf und kam zu mir. „Na, Interessentin?“ Sie versuchte unbeteiligt zu wirken, strich gedankenverloren über die Popcorn-Maschine, die neben uns stand. Genervt zerdrückte ich das Papier in meiner Hand und warf es in den Mülleimer. „Sind dir die Filme recht?“, fragte ich, kalt und hielt ihr die beiden Filme unter die Nase. „Ja,“ sagte sie unbeteiligt, ohne hin zu sehen. Sie wusste genau so gut, wie ich, das es Blödsinn war, sich darüber zu streiten. Ich wollte nur sie und sie wusste es. Aber leider, schien es nach all der Zeit immer noch nicht ganz zu ihr durchgedrungen zu sein. Sicher, würde ich gerne wieder mehr frisches Blut trinken, denn das Blut aus den Beuteln, war mit Konservierungsstoffen und gerinnungshemmenden Mitteln angereichert, was es bitter schmecken ließ. Aber ich trank schließlich hin und wieder, von der Einen. Von meiner Prinzessin. Kopfschüttelnd, bezahlte ich die Leihgebühr für die beiden Filme, während sie schon im Auto wartete. „Wenn du die Filme nicht mir ihr schauen willst, bin ich gerne bereit. Auch für mehr.“ „Spar dir das für wen anders auf.“, schnappte ich unfreundlich. Entsetzt sah mir die Bedienung nach und ich verließ den Laden. Ich warf die Türe hinter mir zu. Diesmal lastete das Schweigen bedrohlich zwischen uns. Sie öffnete sich selbst die Autotüre. Sie wusste, wie sehr ich das hasste. Das hier sollte für uns wie ein Urlaub werden. Doch, gerade, drohte es zu eskalieren. „Stop!“ Ich rannte vor sich und stellte mich ihr in den Weg. „Was ist dein verdammtes Problem?“ Sie wollte mir ausweichen und an mir vorbei gehen, doch ich hielt sie an ihren Armen fest. Leicht schüttelte ich sie. „Was habe ich getan, dass dein Bild wieder ins Wanken gebracht hat?“ Sie blickte zu Boden. „Caroline hat Klaus vertraut, er hat sie hintergangen. Mit der Entscheidung wieder Hybriden zu züchten. Was, wenn du mich auch hintergehst?“ Nun sah sie mir in die Augen. In ihren Augenwinkeln schimmerten Tränen. Meine Wut war verpufft. Als ich etwas sagen wollte, redete sie stattdessen. „Weißt du, ich hatte nie Glück. Warum sollte es bei dir anders sein?“ „Melissa, wir haben kein Glück, falls du die gleiche Beziehung erlebst, wie ich. Wir sind glücklich miteinander, ja. Weil wir uns lieben und jeder von uns alles, für den anderen geben würde. Aber Glück, haben wir nicht. Meiner Meinung nach, gibt es kein Glück, sondern nur Schicksal. Vielleicht noch Macht. Ich liebe dich und ich bin glücklich mit dir. Niemals in meinem unsterblichen Leben, wenn ich bei vollem Umfang meiner geistigen Fähigkeiten bin, würde ich dich hintergehen. Niemals, hörst du?“ Ich drückte ihre Arme. „Ich will nur dich und das am liebsten auf ewig. Es ist nicht so, dass es mir nicht gefallen hat Blut von Menschen zu trinken. Blut aus Beuteln ist bitter, das Blut aus der Quelle ist süß. Aber kein Blut ist süßer, als deines, Prinzessin.“ Sie lehnte ihren Kopf an meine Brust. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin nicht Klaus!“ Fest schloss sie mich in ihre Arme. „Und was ist mit dem Sex?“, nuschelte sie. „Was soll damit sein?“, fragte ich perplex. „Genüge ich dir?“ Nun war es an mir zu lachen. „Du bist die Raupe Nimmersatt von uns beiden.“ Sie boxte mir in den Bauch. „Sei nicht so gehässig!“, grinste sie. „Alles wieder in Ordnung?“ Sie runzelte die Stirn und sagte: „Ja, lass und alles rein bringen.“

Wir machten uns Pizza und tranken eine Flasche Wein. Die beiden Action-Filme waren gut, aber nichts war besser als ihr Gesichtsausdruck, wenn für die etwas unrealistisch erschien. Nach dem Film stand sie neben mir am Spülbecken, während ich abtrocknete. „Wo bist du in Gedanken, Principessa?“ „Bei Caroline und bei dir.“ „Was für eine Kombination,“ spottete ich. „Quatsch, nicht so. Caroline beschäftigt mich, weil sie unendlich traurig war und ich ihr rein gar nichts sagen konnte, was sie trösteten könnte. Und was dich angeht, du Casanova. Habe ich überlegt, ob ich dir morgen den Gefallen tun soll und mich mit dir auf einen Ausritt zu begeben.“ Ich sah sie an. „Ist das dein Ernst? Das würdest du für mich tun?“

Melissa's PoV

Er grinste, wie ein kleines Kind. Sein Lächeln strahlte so hell, wie die Sonne. Wow, das war ein Freudenausbruch, den ich von ihm nicht kannte. „Ja, ich meine Dreamy geht es besser, niemand weiß, ob sie schon zu geritten ist, aber irgendwann solltest du damit wohl mal anfangen. Und hier vorne gab es einen Hof,“ Ich konnte meinen Satz nicht beenden. Damon drückte mich an sich und schleuderte mich quer durch den Raum. „Herr Gott, Damon.“ Kichernd, spürte ich, wie die Röte in mein Gesicht stieg. „Das hat mein Vater zu Letzt mit mir gemacht.“ Er stellte mich wieder ab und küsste mich auf die Stirn. „Du machst mich so glücklich.“ Seine blauen Augen blickten warm, auf mich herab. Anfangs, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass diese Augen jemals Wärme ausstrahlen konnten. Doch das taten sie. Unbehaglich stand ich nun vor ihm und seine Augen wärmten mich. Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Du steckst voller Überraschungen, Blondie.“ Ich drehte mich gespielt beleidigt weg. „Bin ich nicht, das ist Caroline.“ Er packte mich und warf mich über seine Schulter. Kreischend schleppte er mich nach oben, warf mich auf das Bett und begann mich stürmisch zu küssen. Mein Verstand verabschiedete sich. Hastig begann ich sein Hemd auf zu knöpfen, kam aber nicht damit zurecht. Also lächelte ich in unseren Kuss hinein und zerriss es kurzerhand. Damon knurrte. Seine Gier nach mir war ihm deutlich anzusehen. Er schob mich nach oben und öffnete meine Hose, gleich darauf zog er sie abrupt von meinen Beinen. Kurz sah er auf, holte sich meine Erlaubnis. Als ich nickte, biss er heftig zu. Die wogende Welle der Lust, brach über mir zusammen und ich schrie seinen Namen durch das Haus. Sobald er ein paar Schlücke getrunken hatte, ließ er sich wieder auf mich sinken und zerrte an meinem Oberteil. „Ich mag es, wenn du lachst, aber lach mich nie wieder aus. Hörst du?“ „Oh ja, großer, gefährlicher Vampir.“ Ich konnte den ironischen Unterton nicht unterdrücken und er kompensierte seinen Ärger darüber mit Lust. Meine Unterwäsche überlebte seinen Übergriff nicht und schon stieß er in mich. In einem stetigen Rhythmus, gelangen wir zeitgleich zum Höhepunkt. „Beiß mich,“ stöhnte Damon kehlig. So fest ich konnte, biss ich in seinen Hals, bis ich sein Blut auf meiner Zunge schmeckte. Es mag krank erscheinen, doch für uns war es in der Tat nochmals ein größerer Genuss, als nur der Sex alleine. Keuchend lagen wir nebeneinander. Damon verschränkte unsere Hände und zog die Decke über unsere Körper. „Mir ist warm.“ ,sagte ich leise. „Noch.“ Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und zog meinen Kopf auf seine Brust. Es war noch zu früh zum schlafen. Doch ich war so glücklich und meine innere Ruhe so groß, dass ich sofort einschlief.

Es war hell im Zimmer, als ich blinzelnd die Augen öffnete. Das leichte Heben und Senken, welches ich unter meinem Kopf spürte, zeigte mir, dass ich auf Damon's Brust lag. Mit geschlossenen Augen sog ich seinen Duft ein. Er roch so frisch, nach Wald und Leder. Kurzum, für mich unwiderstehlich. Mein Blick fiel auf die Balkontüre. Da die Vorhänge nicht vorgezogen waren, konnte ich den blauen Himmel sehen, der nur von ein paar kleinen, weißen Wölkchen gestört wurde. Vorsichtig, setzte ich mich auf. Im Zimmer herrschte Chaos. Eine der beiden Decken lag auf dem Boden. Meine Unterwäsche lag zerrissen am Fußende des Bettes. Überall lagen die Knöpfe von Damon's Hemd. Leise kicherte ich und bekam danach das breite Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Das ich jemals wieder so viel Spaß am Sex hatte. Wenn mir das jemand vor einem Jahr erzählt hätte, dem hätte ich glatt den Vogel gezeigt. Schnell räumte ich alles in eine am Boden liegende Tüte. Im Bad duschte ich schnell, zog mich an und lief dann mit der Tüte nach unten. Ich beschloss heute mal für das Frühstück zuständig zu sein. Damon schlief immer noch. Das hieß, dass er sich längere Zeit nicht genährt hatte, vor heute Nacht. Immer noch grinsend und mittlerweile summend, stand ich in der Küche. „Guten Morgen Blue, mein dicker Kater. Möchtest du auch etwas essen?“ Ich kippte ihm ein wenig Trockenfutter in den Napf und füllte sein Wasser auf. Während die Spiegeleier brieten, testete ich die Außentemperatur und befand, dass es Zeit war, für ein Frühstück am See.

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