Verlust und Trost

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Melissa's PoV

Ich wollte hart wirken und kalt sein, doch eigentlich wollte ich, dass er blieb, mich in seinen Arm nahm, mir immer wieder beteuerte, wie Leid es ihm tat. Und doch, hasste ich ihn. Dafür, dass es das zweite mal in kurzer Zeit war, wo er mir nicht vertraute. Mir wurde übel und ich lief ins Badezimmer. Nachdem ich mich übergeben hatte, wollte ich aufstehen, doch ich rutschte auf meiner Schlammspur aus und fiel im Badezimmer hin. Mein Unterleib landete ungebremst und hart auf der Toilette. Kurz ging mir das Licht aus,doch der rohe Schmerz, hielt mich bei Bewusstsein. Krümmend vor Schmerz lag ich auf den Fliesen. „Melissa!“ Damon hielt mich in den Armen. „Hab, ich, nicht,“, stieß ich vor. „Doch hast du, aber ich höre sehr schlecht in letzter Zeit! Ich rufe einen Arzt.“ „Wozu?“ „Weil es so aussieht, als sei das Problem des angeblichen Betrugs gelöst!“, sagte Klaus, der daraufhin das Zimmer verließ. Ich sah an mir hinab, meine Beine waren voller Blut. Erneut schüttelten mich Weinkrämpfe. „Es ist mein Fehler.“ „Nein, Prinzessin. An dieser Misere bin alleine ich Schuld. Nicht du, du warst es nie.“ Er hob mich auf und trug mich zum Bett. „Ich habe ihren Arzt gerufen.“, rief mein Bruder. Damon stand auf und wollte das Zimmer verlassen. „Bleib, bitte!“, flüsterte ich. Ich musste ihn bei mir wissen, sonst würde ich es nicht schaffen. Markus sagte: „Ich kümmere mich um die Gäste und die Zimmer.“ Er war bleich und der Hass blitzte in seinen Augen. „Danke, Markus.“ Damon zog einen Stuhl neben das Bett. „Mein Bauch, er tut so weh.“ „Ich weiß,“ sprach Damon leise und strich mir über das Haar. „Bitte gehe nicht weg.“ „Ich bleibe so lange, wie du es willst.“

Mehrmals driftete ich in eine Ohnmacht ab. Als der Arzt da war und er wollte, dass Damon das Zimmer verließ, bat ich ihn abermals da zu bleiben. Er zog die Schuhe aus und setzte sich an das Kopfteil gelehnt hinter mich. Der Arzt untersuchte mich lange. „Frau Becker, es tut mir Leid. Es scheint so, als hätten sie ihr Ungeborenes verloren. Ihre Milz scheint auch einen Riss davon getragen zu haben, aber mehr kann ich nicht deuten. Ich werde einen Krankenwagen verständigen.“ „Ich muss bis Silvester wieder hier sein.“ Kurz sah der Arzt mich an. „Das sollte gehen!“ Nach zwanzig Minuten hörte ich das Martinshorn des Krankenwagens. „Damon, lass mich nicht alleine, bitte.“ „Ich kann nicht mitfahren, aber ich verspreche dir, dass ich nach komme.“ Auf eine Trage geschnallt trugen die Männer mich hinunter in den Wagen. Mir fehlten Stunden.

Es war hell in dem Krankenhauszimmer in dem ich lag. Ich war alleine, keine Zimmernachbarn, kein Besuch. Traurig sah ich an mir hinab. Das war es mit dem übernatürlichen Geschenk. „Guten Morgen, Frau Becker.“, rief eine Ärztin von der Türe her. „Guten Morgen.“, erwiderte ich krächzend. „Ich bin Dr. Müller. Ihre zuständige Ärztin.“ Ich nickte ihr zu und versuchte mich aufzusetzen, doch der Schmerz ließ mich zurück zucken. „Bleiben Sie ruhig liegen. Es wird noch einige Zeit weh tun. Mein Beileid, wegen ihrem Baby. Es war noch nicht weit fortgeschritten. Keinen halben Monat alt. Ich muss diese Frage stellen: Wollen Sie, dass ich einen Psychiater für sie anfordere?“ Ich schüttelte den Kopf. „Wann kann ich gehen?“ Sie sah mich erschrocken an. „Sie hatten einen Milzriss. Übermorgen.“ „Welches Datum haben wir heute?“ „Den 30.“ „Unmöglich. Ich bekomme eine Menge Besuch an Silvester. Ich muss heute nach Hause.“ „Ja, aber,“ Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie. „Oh,“ rief Meredith. „Nein, bitte komm rein. Wir sprechen gerade über meine Entlassung. Ich kann eine zweite Meinung gebrauchen!“ Dr. Müller und Meredith gaben sich die Hände. Mit zusammengezogenen Brauen, las Meredith den Bericht. An einigen Stellen hob sie den Blick und sah mich an. Die beiden Ärztinnen unterhielten sich kurz, dann verließ Dr. Müller das Zimmer. „Du darfst nach Visite raus. Also so gegen 18:00 Uhr.“ „Danke, Meredith.“ Sie nickte. „Du warst schwanger?“, fragte sie errötend. Vorsichtig nickte ich. „Wow, ein Wunder?“ „Vermutlich,“ antwortete ich knapp. „Soll ich jemandem Bescheid sagen, damit man dich holt?“ Ich nickte. „Damon? Oder soll jemand anderes kommen? Ich hab von eurem Streit gehört.“ Ich schnaubte. „Okay. Also nicht Damon?“ „Ich weiß es nicht! Er hat sich nicht richtig verhalten.“ „Glaub mir, das hat er noch öfter gehört, heute Nacht. Ric hat ihm ordentlich den Marsch geblasen.“ „War er hier?“ Sie schüttelte traurig den Kopf. „Als wir gegen sechs Uhr heute morgen ankamen, warst du gerade auf dem Weg hier her. Klaus war dabei Damon zu verprügeln. Ric hatte Klaus weg gezogen, bis er erfuhr, worum es ging. Dann hatte auch er, Damon einige Schläge verpasst. Er ist wirklich traurig und es tut ihm, glaube ich, sehr Leid.“ Ich lächelte. „Er hat es verdient.“ „Oh ja, das hat er.“ Auch Meredith lächelte. „Melissa, ich weiß nicht, ob es der richtige Zeitpunkt ist, aber ich muss es jemandem erzählen und ich habe dich wirklich gern. Auf Anhieb. Auch wenn du selten auf mich hörst.“ Sie lachte. „Ric und ich werden Eltern.“ „Glückwunsch.“ Ich lächelte. Ich meinte es wirklich ehrlich und ja, ich freute mich für die beiden, aber, es tat auch weh. „Sind Bonnie und Jeremie schon da?“ „Nein sie kommen morgen. Die Kinder bleiben bei Bonnie's Vater.“ Ich nickte stumm. „Sag Damon Bescheid, dass ich unten auf ihn warte.“ Sie nickte nun und stand auf. „Ich muss los, habe einen Termin.“ Sie errötete und ich wusste, dass es um einen Ultraschall ging. Stumme Tränen rannen über mein Gesicht. Aber vielleicht, war es nur fair, dachte ich. Andere Vampire wünschten sich vielleicht auch Kinder.

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