Eine falsche Entscheidung?

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Melissa's PoV

Blind von Tränen fuhr ich nach Hause. Ihm war noch nicht mal aufgefallen, wie ich aussah. Wenn ich jetzt verunglückte, war das allein seine Schuld. Ihm ging es sichtlich schlecht, schon als er schlief habe ich das gemerkt. Aber, dass er einen Albtraum hatte, wegen mir, oder über mich, darüber musste er doch mit mir reden. Vertraute er mir etwa nicht? Verwirrt hielt ich in meiner Einfahrt. Matt saß auf der Veranda. „Das hat mir jetzt noch gefehlt!“, sagte ich zu mir selbst. „Hi,“ rief Matt und stand auf. Als er mein Gesicht sah, wollte er fragen, was los war. Doch ich hob die Hand und bedeutete ihm, dass er Schweigen solle. „Ich kann auch morgen wieder kommen.“ Sein Versuch, seine Wut zu unterdrücken, scheiterte kläglich. Er wusste von wo ich kam und eins und eins ergab eben immer noch zwei! „Komm rein.“ Er zog vor der Türe die Schuhe aus und trat ein. Er war wirklich sehr höflich. „Wir haben Alaric zurückgeholt. Und der nächste könnte mein Bruder sein, der sich aus der Zwischenwelt in die jetzige mit herein gezogen hat.“, rief ich ihm aus der Küche zu. „Heißt das, dass er jetzt hier irgendwo rum schwebt?“ „Ehrlich gesagt, frage ich mich das auch. Er wollte hier warten. Naja, vielleicht erschreckt er grad jemanden.“ Mein Lächeln scheiterte. „Willst du reden?“, fragte Matt ohne mich anzusehen und malte Kreise mit dem Finger auf die Arbeitsplatte. „Ganz ehrlich? Nein. Ich wüsste nicht, was ich dir erzählen sollte, weil ich selbst nicht weiß, was wirklich los ist.“ Ich reichte ich ihm ein Bier. Lächelnd nahm er es entgegen. „Ich hab einen Bärenhunger. Willst du auch was?“ Wir schnippelten alle Zutaten und schmissen es zusammen mit dem Hackfleisch in die Pfanne, auf der anderen Seite des Herdes bereitete ich eine Soße aus Tomaten zu. Zu guter Letzt kam noch Reis in die Pfanne. Während wir aßen sagte niemand was. Ich hing meinen Gedanken über Damon hinterher. Nach dem Essen räumte Matt mit mir zusammen auf, wir sahen noch etwas fern und dann ließ er mich alleine. Was er eigentlich gewollte hatte, hatte er wohl über Bord geworfen, als er mein Gesicht sah. Markus saß in meinem Zimmer. „Das war ja ein Mensch. Warum kannst du ihn nicht mögen, scheint doch ein toller Kerl zu sein?“ „Er erinnert mich an dich, du Schlaumeier. Warst du die ganze Zeit hier oben?“ „Ja, hab deine Katze erschreckt. Wo ist Wonder?“ Ich schluckte. Wieder drohten die Tränen in meinen Augen hochzusteigen. „Es gab einen Zwischenfall. Als ich hier her zog. Wieso weißt du alles außer dem?“ „Ich habe eine Zeit auf dem Friedhof bei Vater gelebt und dich nicht beobachtet, also was ist passiert?“ Ich erzählte ihm, von meinem ersten Arbeitstag und was danach geschah. „Was? Dieser dunkelhaarige Beißer hat dich gerettet? Mit seinem Blut? Statt dich zu töten?“ Ich nickte. Meine Müdigkeit war schier bodenlos. „Ja und er hat mich noch ein zweites mal gerettet. Da hatte ich einen Autounfall mit Matt. Er hat sich fast selbst getötet, weil er über mich gewacht hat und kein Blut trank.“ Markus Augen wurden groß. „Würdest du es nicht seltsam finden, wenn er sich von anderen Menschen ernährt, obwohl du mit ihm zusammen bist?“ Ich nickte, doch bevor Markus den Mund öffnen konnte sagte ich: „Er ernährt sich von Blutbeuteln. Aus dem Krankenhaus. Stefan lebt mit Tierblut.“ Markus' Mund formte sich zu einen kleinen O. Ein Krächzen vor dem Fenster ließ mich aufhorchen.

Damon's PoV

Sie schien in ein Gespräch mit ihrem unsichtbaren Bruder verwickelt zu sein. Sie erzählte ihm von ihrem ersten Tag und meinen Rettungen. Teilte ihm mit, wie wir uns ernährten. Ich konnte ihn verstehen, er wollte kein Monster für seine Schwester, aber ich musste mit ihr reden, dass war mir klar. Ich hatte mit Caroline ein langes Gespräch geführt. Sie hatte Tyler verschwiegen, dass sie etwas für Klaus empfand und Klaus hing das alles an die große Glocke. Caroline liebte Tyler, hatte aber Angst, was er davon halten würde, wenn sie ihm sagte, dass auch Klaus ihr etwas bedeutete. Sie verstand selbst nicht, was ihr an Klaus gefiel. Er war brutal, herzlos, kalt und ein Arsch, hatte sie gezetert, aber trotzdem empfand sie etwas für ihn. Er behandelte sie mit Respekt und Würde. Wohingegen Tyler sie nur noch zur Weißglut brachte. Also beschloss ich, dass es das Beste sei, Melissa zu sagen, was ich geträumt hatte, bevor es etwas zwischen uns kommen ließ oder jemand anderes es ihr, mit einem nicht so netten Unterton, eröffnete. Also krächzte ich laut, um auf mich aufmerksam zu machen. Sie kam zum Fenster und öffnete mir. „Hallo Damon!“ Ein Lächeln huschte über ihre Züge. Dann drehte sie sich herum. „Ja, das ist eine von Damon's Mächten.“ Die Luft um mich herum wirbelte und dann stand ich in meiner menschlichen Gestalt vor den beiden. „Wäre es möglich, dass ich mit deiner Schwester kurz alleine sprechen kann?“ Sie sah ihn an und als sie sich mir zu wandte und die Türe sich schloss, wusste ich, dass Markus gegangen war. Oder geschwebt, oder was auch immer. „Melissa! Kannst du mir verzeihen? Ich war selbst noch so geschockt von meinem Traum,...“ Ich hielt inne. Sie war verletzt. „Was? Du bist ja verletzt!“ Sie nickte traurig. „Ich bin im Wald gestürzt. Und wegen meines Schocks in diesem Moment, habe ich vergessen mich mit den Händen ab zu fangen.“ Sie zuckte die Schultern. Ich biss mir auf die Lippe und küsste sie. Es war ein reiner Impuls. Zuerst war sie überrascht, doch dann verstand sie und saugte an meiner Unterlippe. Es war ein reines, intimes Gefühl. So hatte ich noch nie jemandem Blut gegeben und ehrlich gesagt, war es keine gute Idee gewesen, dass zu tun, bevor ich ihr gesagt hatte, wovon ich träumte. Ich vergaß alles um uns herum. Das Gefühl, wie sie mein Blut gierig aus der Quelle in sich aufnahm, hallte weiter unten im meinem Körper wieder. Ich musste mich also bald von ihr lösen, wenn ich nicht wollte, dass wir woanders landeten. Vorsichtig rückte ich von ihr ab. Ihr Gesicht hatte deutlich mehr Farbe, sei es durch den Kuss oder durch mein Blut, die Kratzer und Beulen, waren allesamt verschwunden. „Puh,“ machte sie und lief noch röter an. „Ja. Was ich dir eigentlich erzählen wollte,“ begann ich. „war, was ich geträumt habe.“ Ich zog sie zum Bett, so dass sie mir gegenüber saß und erzählte ihr jedes Detail. Sie starrte mich nur an. Ich hatte Angst, als sie aufstand, dass sie mich anschreien würde, dass ich verschwinden solle. Doch stattdessen setzte sie sich auf meinen Schoß. Ich hielt sie, als wäre sie mein Kind. Stumme Tränen rannen ihr über die Wangen. „Ich glaube, du liebst mich wirklich.“, murmelte sie. Ich lachte. „Natürlich, du Dummkopf. Würde ich dir sonst, wie ein braves Schoßhündchen mit Fangzähnen hinter her laufen?“ Sie kicherte. „Und das mit deinem Bruder,“ sagte ich ernst. „Bekommen wir auch schon wieder in die Reihe. Du wirst bei mir bleiben oder?“ Sie erstarrte und ihr Herzschlag verriet sie. „Ich,“ stotterte sie. Ein Klumpen bildete sich in meinem Hals und Wut breitete sich in meinem Bauch aus. „Du würdest gehen, wenn er gehen will, oder?“ Sie nickte nur. Sanft setzte ich sie neben mich. „Aber er beginnt zu verstehen, was wir haben. Warum wir es haben. Wieso ich mich in dich verliebt habe!“, rief sie. Ich stand auf. Hier bleiben, konnte ich auf keinen Fall. Dass sie mich so verletzen würde, nur weil ihr Bruder einen Hass auf meinesgleichen hatte. Dass sie mich verlassen würde, meine Liebe zu ihr in den Dreck warf. Mein Herz zerbarst. „Ich gehe jetzt. Und mache dir deine Entscheidung leichter. Vielleicht ist es gut so. Vielleicht war das der eigentlich Grund, warum wir nie weiter gegangen sind. Weil du tief in deinem Inneren immer schon gegen mich warst!“ „Damon bitte.“, flüsterte sie. Ich drehte mich noch einmal um. Sie konnte mich noch nicht mal ansehen, fast wäre ich trotzdem geblieben, weil sie zitterte. „Das war das letzte mal, dass du das Blut eines abscheulichen Wesens bekommen hast! Sag deinem Bruder das. Und,“ Ich hielt inne. „Alles Gute.“ Während ich aus dem Fenster sprang wandelte ich meine Gestalt und flog in den Nachthimmel.

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