Verlust

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Melissa's PoV

Ich war fast zu schwach, um mich an Goliath's Fell fest zu halten. Matt ging es nicht besser. Seine donnernden Schritte halten in der kalten Luft der Nacht wider. Die Vampire, die uns begleitet hatten, waren nicht zu hören. Nur Goliath, der schnaufte und dessen Füße laut auf dem Boden auf setzten. „Wo ist Bonnie?“, murmelte ich. Ich wusste, dass die Vampire mich gehört hatten. „Damon und Elijah werden sich um sie kümmern.“, hörte ich Klaus. Das spärlich beleuchtete Anwesen kam in Sichtweite. Goliath verlangsamte seine Schritte, bis er vollständig an hielt. Klaus half mir von Gol's Rücken. Sowie Stefan Matt half. Stefan sah besorgt immer wieder in den Wald. Caroline weinte leise, woraufhin Klaus ihr seine Jacke um die Schultern legte. Wankend ging ich auch die Eingangstüre zu. Mein Hals tat höllisch weh und in meinem Kopf schienen Hammer gegen Glocken zu schlagen. Wir hatten Wesen aus dem Schleier gerufen, die Bonnie helfen sollten Silas zu vernichten. Ob es letztendlich geklappt hatte? Keine Ahnung. Bonnie's Vorfahren, waren allesamt zu uns gekommen. Elena öffnete die Türe, Sorge lag in ihrem Blick, doch als dieser auf Stefan fiel, traten ihr Freudentränen in die Augen. „Oh, Stefan.“ Dann zählte sie alle durch, augenscheinlich begriff sie, dass mehrere fehlten. „Wo sind sie? Bonnie, Elijah und Damon?“ Lexi trat hinter Elena aus der Türe. „Was machst du denn hier?“, rief Stefan, strenger als vermutlich beabsichtigt. „Ich dachte ich könnte vielleicht ein wenig helfen.“ Stefan runzelte die Stirn. Jeremie trat auf die Veranda. „Wo ist sie?“ „Noch in der Höhle. Elijah und Damon kümmern sich um sie.“ Matt brach an Rebekah's Seite zusammen. „Wir müssen ihn rein bringen und ihm Blut geben,“ sagte sie aufgeregt und trug ihn auf ihren Armen. „Komm mit rein, Melissa!“, sagte Klaus.

Drinnen begann Klaus meine Wunde zu säubern. Ich wollte, wie sonst auch von niemand andrem Blut, außer von meinem Damon. Die Uhr tickte. Der Kamin knisterte. Die Minuten schienen wie Stunden. Als Klaus' Handy klingelte, schreckten wir alle hoch. „Elijah?“, fragte er. Dann lauschte er angestrengt. Caroline's Augen weiteten sich und Stefan schlug mit der Faust gegen eine Wand. Da wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Es war etwas schief gegangen, trotz unseres kleinen Erfolges. Klaus fluchte, sagte danke und legte auf. Er sah auf. „Bonnie ist im Krankenhaus. Meredith hat sie untersucht. Sie liegt im Koma.“ „Oh Gott!“, stöhnte Jeremie. „Wird sie wieder aufwachen?“ Klaus zuckte die Achseln. Caroline rollten mittlerweile die Tränen über das Gesicht. „Was ist mit Elijah? Dem Schleier?“ „Elijah geht es gut. Er hat Bonnie in das Krankenhaus gebracht. Sie hat wohl noch was gesagt von, der Schleier ist geschlossen, bevor sie ins Koma fiel.“, unterbrach Klaus Rebekah. „Und was ist mit Damon?“, fragte ich heiser. „Elijah konnte ihn nicht finden. Hat aber dann erst Bonnie ins Krankenhaus gebracht. Er wollte nun zurück gehen.“ Ich zitterte. „Es wird schon wieder!“, sagte Elena. Verbittert sah ich sie an. Optimismus war noch nie meine Stärke. Caroline ging duschen, doch alle anderen blieben stumm im Wohnzimmer sitzen. Matt kam zu mir und legte mir den Arm um die Schulter. Doch ich wollte am liebsten alleine sein. Es war meine Schuld, wenn er nicht zurück käme. Ganz allein meine Schuld. „Was ist mit Silas? Ist er tot?“, fragte Rebekah an Klaus gewandt. „Ich habe keine Ahnung. Wir werden es wohl heraus finden.“

Der Morgen graute, als Elijah die Türe aufstieß. Er drückte Rebekah an sich und auch Klaus, was wohl alle Anwesenden zu verwundern schien. Aufmerksam sahen ihn alle an. „Ich habe weder von Damon, noch von Silas eine Spur gefunden. Unter den Trümmern ist kein Körper zu finden.“ Ich schloss die Augen, doch hatte ich allen den Rücken zu gedreht. Ich trank einen Schluck Whiskey und starrte ins Feuer. Meine Brust fühlte sich leer an, kalt. Der Schmerz an meinem Hals und in meinem Kopf verblasste bereits und wurde von einem Schmerz in meiner Brust ersetzt. „Was machen wie jetzt?“, fragte Stefan. Ich hörte seine Niedergeschlagenheit raus. „Er hat Melissa versprochen, dass er wieder kommt!“, flüsterte Caroline. „Darauf sollten wir uns verlassen.“ Jeremie war mit Elena ins Krankenhaus zu Bonnie gefahren. Sie hofften, dass sie schnell auf wachen würde, doch Alaric, der mittlerweile zu uns gestoßen war, machte uns keine großen Hoffnungen. „Sie hat eine Schädelfraktur und viel Blut verloren. Sie ist untergewichtig und dehydriert. Das muss der Körper erst mal alles verarbeiten und verkraften.“ Er drehte sein Glas in den Händen und sah ständig auf seine Armbanduhr. Ich saß mit einer Decke auf dem Sessel, trug noch die gleiche Kleidung und starrte in das Feuer. Alle schwiegen, bis auf Klaus, der Caroline immer wieder in den Arm nehmen musste, wenn die Erinnerung an die Morde, die sie begangen hatte, hoch kam. Irgendwann musste ich wohl vor Erschöpfung eingeschlafen sein.

Ich hörte eine kalte Stimme, die nach mir rief. Sie kam mir bekannt vor, aber meine Gedankengänge hinkten sehr hinterher. Ich blinzelte und öffnete die Augen. Ein völlig verdreckter, von Blut verkrusteter Damon stand vor mir. Verwundert rieb ich mir über die Augen. Er stand tatsächlich vor mir. Ich sprang auf und warf mich an seinen Hals. „Oh Damon! Ich wusste, dass du wieder kommst. Du hältst deine Versprechen mir gegenüber! Geht es dir gut?“ Er erwiderte meine Umarmung nicht, stattdessen schob er mich von sich. Bestimmt und brüsk. Er sah mich verachtend an. Noch nie, war dieser Blick von ihm auf mich gerichtet gewesen. „Hör mal, ich weiß nicht, was mit mir los war. Aber diese Scheiße hier, das hat nichts zu bedeuten. Ich will, dass du aus meinem Haus verschwindet. Dieser kindliche Beziehungskram ist nichts für mich. Das ist mir, Gott sei Dank, noch früh genug klar geworden.“ „Wie bitte?“, fragte ich kleinlaut und vollends geschockt. „Meine Güte, spreche ich undeutlich? Verschwinde von hier! Du hast mir die ganze Scheiße eingebrockt. Sieh dir meine Jacke an, vollkommen zerstört. Und warum? Weil ich einen unbedeutenden Menschen retten wollte. Ich habe keine Ahnung, was mich getrieben hat.“ Er griff nach meinen Koffern. „Und nun mach das du weg kommst, bevor ich mich vergesse.“ „Aber Damon,“ stotterte ich. „Du liebst mich doch?“ Er schnaubte. „Komm schon, Kleines. Der Sex war langweilig. Unbestreitbar hat dein Blut fantastisch geschmeckt, aber hast du ernsthaft geglaubt ein Vampir, wie ich könnte so lange bei ein und dem selben Wesen, geschweige denn, Menschen bleiben? Wie naiv bist du?“ Ruppig schmiss er meine Koffer aus der offenen Türe. „Damon, was soll das?“ „Kleiner Bruder, halt dich da raus. Bei dir ist eh Hopfen und Malz verloren.“ Alaric versuchte ebenfalls auf ihn einzureden. „Du weißt nicht, was in mir vor geht und was ich brauche!“, schrie er. Wie vom Donner gerührt stand ich einfach da. Als Damon seine, mir erstmals kalt erscheinenden, Augen auf mich richtete und mir entgegen trat, griff  ich aus Reflex nach seiner Hand. Erst als ich auf dem Boden aufschlug, wurde mir bewusst, was er getan hatte. Er hatte mich geschlagen und wurde nun von Klaus zurück gehalten. „Was bitte ist denn mit dir los?“, rief Klaus und schubste ihn. Mir wurde das alles zu viel. Das war nicht der Damon, den ich liebte, dieser Damon war fort. „Geh, hau ab. Ich liebe dich nicht. Verschwinde, du bist nerviger als eine Fliege!“ Ohne Tränen zu vergiesen, rannte ich nach draußen, raffte meine Koffer auf und verschwand in die Dunkelheit. Der eine, der mich immer lieben wollte, schien für immer verloren.

                                  

                                                                       THE END

The OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt