S E C H S U N D D R E I ß I G

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H e r m a n a

15:23 Uhr

Am nächsten Tag wache ich viel später auf als ich es sonst tue. Ein Blick auf meine Taschenuhr verrät mir, dass ich das Frühstück schon verpasst habe. Komischerweise hat mich niemand geweckt. Ich lege meine goldene Taschenuhr zurück in die Schublade der Nachtkommode und setze mich auf. Gähnend sehe ich neben mich. Vasco ist bereits weg, ich kann mich also in Ruhe anziehen und fertig machen. Ich gehe ins Bad, nehme eine dusche und ziehe mir frische Sachen an nachdem ich fertig bin mit duschen. Dieses Mal trage ich eine weiße lockere Bluse und einen engen olivgrünen Rock. Meine Haare binde ich zu einem hohen Zopf. Ich öffne die Tür und trete auf den Flur. Ich vermute das Ria bereits gefrühstückt hat, deshalb gehe ich runter in die Küche zum Personal. Als die Bediensteten mich sehen begrüßen sie mich.
,,Guten Morgen ... oder eher Mittag", begrüße ich die Frauen etwas peinlich berührt. Ich sehe zu Juana, der Chefköchin. Sie ist ungefähr vierzig und sieht sehr streng aus, jedenfalls merke ich es daran, wie sie manchmal mit ihren Helferinnen spricht.
,,Wisst ihr vielleicht wo Ria ist?", frage ich. Die vier Frauen sehen sich gegenseitig an.
,,Nein, señora."
Ich lege die Stirn in Falten. ,,Hat sie denn schon gegessen?", frage ich sie. Juana nickt.
,,Das hat sie señora."
Ich sehe die Frauen etwas verwirrt an, lasse es dann aber auch dabei sein. Dann suche ich halt im Garten nach ihr.

Ich trete aus dem Esszimmer in den Garten uns sehe mich nach meiner Schwester um. Sie ist nirgends aufzufinden. Das Haus ist riesig, irgendwo muss sie ja wohl spielen?
Ich werde ungeduldiger als ich durch das Haus gehe, meine Schwester aber nicht ausfindig mache. Vielleicht ist sie mit Clara in der Stadt? Im gegensatz zu mir ist es meiner Schwester erlaubt in Begleitung das Haus zu verlassen. Wenn sie sich langweilt geht sie mit Clara - die als eine Art Kindermädchen für Ria fungiert - in die Stadt zum Einkaufen und Eis essen und ähnliches. Ich setze mich im freien an einen Tisch. Der große Schirm über mir schützt mich vor der prallen Sonne, während eine Bedienstete mir Frühstück auf dem Tisch vor mir serviert.
,,Danke", bedanke ich mich als sie fertig ist. Sie nickt nur schüchtern mit dem Kopf und geht davon.
,,Hey, warte. Weißt du ob Clara mit meiner Schwester in der Stadt ist?", frage ich sie. Sie schüttelt den Kopf.
,,Leider nicht señora."
Seufzend nicke ich nur und beginne zu frühstücken. Ohne meine Schwester um mich herum fühle ich mich wie in einem leeren Karton. Ich frage mich nur, wieso ich so lange geschlafen habe. Selbst wenn ich wenig Schlaf hatte, wache ich früh auf, aber dieses Mal war es wohl nicht so. Komischerweise bin ich gestern auch sofort eingeschlafen, ohne es zu merken. Eigentlich dauert es gefühlte Stunden bis ich einschlafe. Vielleicht bedeutet das einfach, dass ich mich langsam in den Griff kriege. Schlecht geträumt habe ich auch nicht. Im Grunde genommen habe ich nichts geträumt.

× × × × ×

16:08 Uhr

Nach dem Frühstück stehe ich auf und spaziere im Garten. Es ist schrecklich, wie schnell ich mich langweile ohne Ria. Ich hoffe sie kaufen nicht zu lange ein und kommen bald zurück, sonst weiß ich echt nicht wohin mit mir. Ich fühle mich sogar immer noch müde, deshalb beschließe ich wieder hoch zu gehen und mich etwas schlafen zu legen. Das mache ich eigentlich sonst nie, aber etwas besseres habe ich ohnehin nicht zu tun.

Oben im Schlafzimmer angekommen lege mich ins Bett. Draußen ist es viel zu heiß um dort noch länger sitzen zu können. Hier drin ist die Temperatur schön kühl dank der Klimaanlage. Müde schließe ich die Augen und versinke auch schon wieder in einen tiefen Schlaf.

× × × × ×

22:13 Uhr

Als ich aufwache, ist die Sonne schon unter gegangen. Gähnend reibe ich mir die Augen und setze mich langsam auf. Trotzt meiner ungewöhnlich hohen Menge an Schlaf fühle ich mich wie ausgelaugt. Ich schlage die Bettdecke auf und steige aus dem großen Bett. Niemand hat mich geweckt. Mittlerweile müsste Ria schon zurück sein. Ich gehe ins Bad und wasche mir das Gesicht um zu mir zu kommen. Als ich dann einigermaßen wach bin, verlasse ich das Schlafzimmer.

LeyaWhere stories live. Discover now