A C H T U N D A C H T Z I G

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M o m e n t o s

19:15 Uhr

Eine Woche ist um und langsam ist wieder Ruhe in unser Leben eingekehrt. Isabella und Valeria wohnen zu meinem Bedauern weiterhin hier. Für meine Schwester suchen wir noch immer eine geeignete Lehrerin, aber bis jetzt hat Vasco noch nichts gesagt.

Als Beschäftigung für Ria haben wir ihr ein Freizeitraum eingerichtet wo sie ihre Lieblingsserien schauen und Bücher lesen kann. So fällt es mir auch leichter mich um meine Angelegenheiten zu kümmern statt mir immer wieder eine Beschäftigung für Ria auszudenken.

Ich habe frisch geduscht und mich angezogen. Meine ungewaschenen Klamotten habe ich vergessen in den Wäschekorb im Bad zu tun, also hebe ich die Wäsche auf und öffne den Korb.
Als ich die Wäsche reinwerfen will, entdecke ich plötzlich ein kaum merkliches Schimmern im Korb.
Ich nehme Vascos Hemd aus dem Wüschekorb und entdecke ein rotes Haar. Überrascht nehme ich es in die Hand und betrachte es. Ich wäre erst davon ausgegangen dass es Claras rotes Haar ist, allerdings hat Clara keine Locken. Überhaupt trägt sie ihre Haare immer in einem strengen Dutt. Nein, aus diesem Haushalt stammt dieses Haar nicht. Außer es gab Besuch in meiner Abwesenheit, aber das hätten mir die Bediensteten gesagt. Mir schleichen die absurdesten Gedanken in den Kopf, die ich allerdings schnell verwerfe. Ich schmunzle amüsiert über diese schwachsinnigen Gedanken. Das hätte ja noch gefehlt.

Ich werfe die Wäsche zusammen mit dem Hemd wieder in den Korb und verlasse das Bad.

× × × × ×

Am Nachmittag habe ich mich entschieden etwas zum Teich zu gehen und die Fische zu beobachten. Ich weiß nicht wieso, aber dieser Teich ist mittlerweile wie eine Art Therapie für mich geworden.

Ich setze mich hin und spüre wie mein Herz sich erschwert.
Egal wie sehr ich versuche ihn zu vergessen, ich schaffe es einfach nicht. Jedes mal muss ich mich fragen wie es wäre, wenn ich ihm meine Gefühle offenbaren könnte. Ohne Angst davor zu haben, dass es jemand sehen oder hören könnte. Es ist wie ein Fluch das mich umgibt. Egal was ich tue, ob ich wach bin oder ob ich schlafe. Er geht mir einfach nicht aus dem Kopf.
Und jedes mal wenn ich von ihm träume scheint es als würden meine Wunden erneut aufreißen.
Dagegen anzukämpfen erdrückt mich regelrecht, vor allem wenn mein Ehemann in der Nähe ist.
Es ist falsch an einen anderen zu denken, das ist mir mehr als nur bewusst. Aber egal was ich tue ich schaffe es nicht ihn zu vergessen. Seine Stimme, seine Berührung, seine Wärme. Er war der erste Mensch in meinem Leben, der mir meine unausgesprochenen Wünsche von den Lippen abgelesen hat. Er wusste besser als ich selbst, was mir gut tut, was mich glücklich macht. Ich wünschte nur, dass ich das alles erwiedern könnte. Stattdessen habe ich ihm das Herz gebrochen, auch wenn er nichts anderes hätte erwarten können. Ich hoffe er weiß, dass es mir mindestens genau so sehr das Herz bricht.
Ich muss schließlich auch mit den Gedanken leben mich jedes mal zu fragen, wie sich seine Lippen auf meinen anfühlen würden. Wie es wäre unseren kleinen gemeinsamen Traum den wir uns in einer verzweifelten Lage zusammengebastelt haben, zu verwirklichen. Cassius war dazu bereit mir eine Familie zu schenken. Ein Haus, Kinder dessen Namen ich wählen sollte. Ein Blick in seine Augen versprach mir, dass er mich lieben würde egal was passiert.

Ich komme nicht drumherum zu bereuen seine Nummer weggeschmissen zu haben. Aber genau das zeigt mir, wie richtig diese Entscheidung gewesen ist. Es würde mich nur auf dumme Gedanken bringen und das letzte was ich will, ist ihn zu gefährden.
Mein Herz klopft bei der Erinnerung mit ihm in der Nacht bevor sich unsere Wege getrennt haben.

R ü c k b l i c k

Nachdem sie die Stadt erkundet hatten, sind sie am Abend zurück ins Hotel gegangen um sich etwas von der Anstrengung des Tages zurückzuziehen. Cassius hatte vorgeschlagen unten zum Buffet zu gehen um eine Kleinigkeit zu essen und den Musikern zuzuhören die ihre Lieder sangen. Leya aber war dagegen. Sie war der Meinung, dass sie lange genug in der Öffentlichkeit zusammen herumgelaufen sind und das Risiko ohnehin schon groß genug war.

LeyaWhere stories live. Discover now