V I E R U N D F Ü N F Z I G

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M i e d o

20:12 Uhr

Wie in Trance sitze ich im Bad und starre vor mich hin. Ich habe Vasco wirklich nicht gekannt, nicht ein bisschen. Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll, wenn er zurück ist. Bald sind Valeria und die anderen weg und dann bin ich mit ihm allein. Hinzu kommt, dass Ria auch bald da ist.
Ich muss versuchen mich normal zu verhalten wenn Vasco zurück ist. Das letzte was ich will ist, dass er herausfindet was Valeria mir alles erzählt hat. Selbst sie hat mir geraten so zu tun als sei nichts. Kann er wirklich so skrupellos sein? Dass er seinen grausamen Vater umgebracht hat ... darüber könnte ich vielleicht hinweg sehen, aber seine Schwester? Wieso hat er so etwas getan? Wieso sollte er seine kleine Schwester umbringen? Und dann ist da noch diese ... diese Abtreibung. Will er denn niemals Kinder haben? Klar, ich bin noch jung und für ein Kind ist es noch viel zu früh. Aber irgendwann will ich natürlich auch Kinder haben. Ist er immer noch so eingestellt wie damals? Würde er dasselbe mit mir tun wenn ich von ihm schwanger wäre? Vielleicht wollte er nur kein Kind mit Valeria, weil es eine arrangierte Hochzeit war?

Ich schüttle den Kopf und wasche mir mein Gesicht mit kaltem Wasser um mich zu beruhigen. Seufzend blicke ich in den Spiegel und versuche einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich darf mir nichts anmerken lassen, das würde nicht gut enden.
Ich trockne mein Gesicht mit einem Handtuch ab und gehe aus dem Bad.

Ich verlasse das Schlafzimmer um etwas im Garten spazieren zu gehen, als ich im Flur auf eine wütende Isabella treffe. Sofort kommt sie zu mir und zerrt mich plötzlich in einen Raum.
,,Was soll das?", frage ich sie am Ende mit meinen Nerven. Ich habe keine Kraft mich jetzt auch noch mit ihr herumzuschlagen!
Sie schließt die Tür hinter uns. Ich blicke sie fragend an.
,,Jetzt da du glaubst mich losgeworden zu sein, wollte ich dir nur etwas sagen bevor ich gehe", sagt sie mit verschränkten Armen und fixiert mich mit ihrem scharfen Blick. Sie und Valeria sind sich ähnlicher als sie zugeben würden.
,,Mach es kurz", gebe ich nur knapp wieder. Mit gehobenen Augenbrauen nickt sie, wütend darüber, dass ich von ihren Worten nicht beeindruckt bin.
,,Wie du willst", beginnt sie. ,,Ich hätte da eine Frage an dich", sagt sie, meine Reaktion beobachtend. Ich warte ab, bis sie weiter spricht.
,,Als Vasco dir vor eurer Heirat erlaubt hat nach Hause zu gehen, hattest du es doch schwer, oder?"
Ich blicke sie skeptisch an. Was ist das jetzt bitte für eine Frage?
,,Worauf willst du hinaus?", frage ich sie hellhörig.
,,Keine Arbeit, fremde Leute in eurem Haus und sogar ein Brand in eurem Laden ... so viel Pech auf einmal und das nur aus Zufall?", fragt sie mich höhnisch. Ich schlucke schwer. Was hat das jetzt zu bedeuten?
Sie hebt eine Augenbraue. ,,Dachtest du wirklich, dass du die Wahl hattest ihn zu heiraten?"
Das ist doch jetzt nicht ihr ernst ...! Oh Gott, bitte lass es nur leere Worte von ihr sein!
Ein selbstgefälliges Lächeln legt sich auf ihr Gesicht. ,,Wie ich sehe beginnst du es zu verstehen. Wenn Vasco etwas will, dann kriegt er es auch. Er hat dafür gesorgt, dass du auf ihn angewiesen bist damit du keine andere Wahl hast als ihn zu heiraten. Vor allem nachdem er dich vor diesem Kerl gerettet hat ... wie war noch gleich sein Name?", fragt sie mich spöttisch.
,,Mateo ...", gebe ich nur leise von mir während ich auf den Boden starre. Ich kann es einfach nicht glauben. Das alles ... das alles hat Vasco getan? Unser Haus an Fremde zu verkaufen, in unserem Laden ein Feuer zu legen und dafür zu sorgen, dass ich keine Arbeit finde. Und das mit Mateo ... war das auch von ihm geplant? Heißt das also, dass ich nie eine Wahl hatte? Dass ich nie ein Mitspracherecht hatte und das alles von Anfang an geplant war?

Alles beginnt sich zu verdoppeln und vor meinen Augen erscheinen schwarze Punkte. Mir kommt es so vor als würde sich der Raum drehen und die Wände mir immer näher kommen.

,,Hey, was ist los?", höre ich Valerias Stimme in der Ferne. Ich will mich am Bettgestell festhalten, greife aber daneben. Ehe ich mich versehe verliere ich das Bewusstsein.

LeyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt