Leya

Z W E I U N D F Ü N F Z I G

F a c h a d a

09:41 Uhr

Die ganze Nacht lang habe ich nicht geschlafen, sondern mich nachdenklich hin und her gewälzt. Mir geht das geschehene nicht aus dem Kopf. Wie soll ich damit umgehen? Wenn ich es Vasco sage, wird er nur durchdrehen und alle beide umbringen. Wenn ich es nicht sage, dann wird Vasco seinem Cousin nur weiterhin blind vertrauen.
Dazu hat Nando auch noch Camila ermordet und es so aussehen lassen als hätte sie sich umgebracht. Ich kann sie doch nicht einfach damit durchgehen lassen?

Ich zucke erschrocken zusammen als jemand versucht die Tür zu öffnen, die ich abgeschlossen hatte. Ich setze mich auf. Es klopft zweimal.
,,Mach auf", höre ich Vascos nicht so erfreute Stimme. Schnell stehe ich auf und öffne ihm die Tür. Prüfend wirft er einen Blick durch das Schlafzimmer und tritt herein.
,,Wieso schließt du ab?", fragt er mich skeptisch. Ich schließe die Tür.
,,Ich wollte mich umziehen, hab es aber doch noch gelassen", sage ich und hoffe, dass er darauf reinfällt. Misstrauisch beobachtet er mein Gesicht.
,,Wieso bist du nicht beim Frühstück?", fragt er mich. Ich zucke mit den Schultern. Wie soll ich mit denen an einem Tisch sitzen und so tun, als sei nichts gewesen?
,,Ich hab nicht wirklich Hunger und ein wenig Kopfschmerzen", sage ich und gehe zum Bett. Ich lege mich wieder unter die Decke. Er knöpft sich sein dunkles Hemd auf und wirft es auf das Bett.
,,Wieso bist du erst jetzt zurück?", frage ich ihn und versuche so normal wie möglich zu klingen.
,,Ich hatte zu tun", sagt er und kommt zu mir. Er setzt sich auf das Bett.
,,Soll ich Liberto rufen?", fragt er mich prüfend. Ich schüttle den Kopf.
Er ist immer noch skeptisch, das kann ich an seiner Stille ausmachen.
,,Bleib bitte nicht mehr so lange weg", bitte ich ihn. ,,Wenn du nicht da bist, kann ich nicht ruhig schlafen."
Heute war das nicht der Fall, da ich überhaupt nicht geschlafen habe, aber er soll denken dass ich wegen seiner Abwesenheit und meinen psychischen Problemen nicht schlafen konnte. Das klingt wenigstens glaubwürdig.
Er nickt nur.
,,Ich lasse dir das Frühstück ans Bett bringen. Schlaf erst ein wenig", sagt er und steht auf. Ich nicke nur. Dann verschwindet er im Bad.

× × × × ×

Als er aus der Dusche kommt, bin ich noch immer wach. Er trägt wie immer nur Boxershorts wenn er zum Bett kommt und sich zu mir legt. Ich rutsche nah an ihn ran und lehne meine Stirn seufzend an seine starke Schulter.
,,Was ist los? Sag schon", verlangt er direkt. Ich schlucke schwer.
,,Ich will endlich, dass wir unter uns sind. Nur wir zwei", antworte ich ihm. Wenn sie alle von hier verschwunden sind, dann muss ich mich nicht mehr damit befassen. Wie soll ich ihm bitte sagen, dass sein eigener Cousin es auf seine Position abgesehen und eine Affäre mit Valeria hat?

,,Nur wir zwei?", wiederholt er amüsiert. Ich nicke.
,,Wieso ist Nando überhaupt hier? Wohnt er jetzt hier?", frage ich ihn. Er setzt sich auf und blickt mich skeptisch an. Fragend blicke ich zurück.
,,War er hier? Hast du deswegen abgeschlossen?", fragt er deutlich misstrauisch. Ich schüttle schnell den Kopf.
,,Nein, ich frage nur weil es mich wundert, mehr nicht!", sage ich schnell.
Er glaubt mir kein Wort, na toll.
,,Hat er etwas zu dir gesagt? Sag es mir!", drängt er mich. Ich seufze und drehe mich genervt weg.
,,Ich habe die Tür angeschlossen, weil ich Nachts Albträume hatte! Außerdem versuche ich dir zu sagen, dass ich mich wohler fühle wenn du da bist und nicht irgendein angeschossener Cousin oder Valeria und Isabella die mir am liebsten den Kopf einschlagen würden! Ich will nur dich und meine Schwester, ist das zuviel verlangt?", sage ich aufgebracht.
Ich glaube das hat funktioniert, denn jetzt legt er sich wieder hin und seufzt. Ich fahre fort.
,,Ich konnte nicht schlafen und habe die ganze Nacht auf dich gewartet", füge ich kleinlaut hinzu. Der Gedanke daran, dass Nando auch hier ist wenn meine Schwester zurück kommt, bereitet mir Kopfschmerzen. Sie alle sollen endlich verschwinden!