Z W E I U N D V I E R Z I G

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R e s p e t o

17:13 Uhr

Am nächsten Tag bin ich zusammen mit Rosita im Markt einkaufen. Mario steht dabei etwas abseits und behält mich im Auge. Er hat eine Glatze und ist braungebrannt von der Sonne. Außerdem ist er groß und stämmig, weshalb wohl niemand auf die Idee kommen würde, sich mit ihm anzulegen. Vasco vertraut ihm anscheinend, wenn er ausgerechnet ihn geschickt hat um mich zu beobachten.
Rosita hat den Laden etwas früher geschlossen, damit wir zusammen Einkaufen gehen.

Ich suche mir gerade frische Gurken aus und fülle sie in eine Tüte während Rosita etwas weiter weg den Preis von Peperoni mit dem Händler aushandelt.
Als ich fertig bin, nennt mir der Händler den Preis und ich krame das Geld raus, was Vasco mir gegeben hat. Kleingeld habe ich nicht. Ich reiche ihm einen Schein. Der alte Bauer sieht mich mit großen Augen an. Er hat einen kleinen Buckel, wahrscheinlich von der Feldarbeit und dünne Arme. ,,So viel Rückgeld habe ich leider nicht", sagt er überrascht.
,,Schon gut", sage ich und lächle ihn freundlich an. ,,Aber Señora ...!", ruft er mir hinterher als ich die Tüte Gurken zuschnüre und mich dann verabschiede. Ich gehe zu Rosita, die in ihrem Geldbeutel kramt um den jungen Händler zu bezahlen.
,,Josè! Nimm kein Geld an", ruft der Händler von eben zu den Jungen. ,,Pack ihnen von allem ein! Nur das Beste mein Junge!", fügt er hinzu. Der Junge nickt nur überrascht und macht sich daran, uns verschiedenes Obst und Gemüse einzupacken. Rosita sieht ihn nur überrascht an.
,,Aber Señor das ist nicht nötig, wirklich", sage ich überrascht.
,,Doch, doch! Es würde ohnehin nur in der Sonne eingehen! Bitte nimmt so viel ihr braucht!", besteht er darauf. Ich lächle ihn an. ,,Bien. (Na schön.)"
Rosita blickt zu mir. ,,Du hast den Herren gehört Abuelita", sage ich. Sie schüttelt schmunzelnd ihren Kopf und steckt ihren Geldbeutel wieder ein.
,,Du bist so ein gutes Mädchen Leya."

× × × × ×

19:44 Uhr

Nach dem Einkauf sind wir in Rositas Wohnung und kochen gemeinsam. Ich habe verschiedene Sorten Fleisch gekauft, die sie in ihre Kühltruhe tun kann um es zu essen wann sie möchte. Fleisch ist eigentlich sehr teuer, aber ich habe Dank Vasco genug Geld bei mir um es Rosita gut gehen zu lassen.
Wir kochen heute Reis gemischt mit verschiedenen Gemüsesorten wie Chilli, Mais und Champions und dazu scharfgewürztes Fleisch.

Sie zerstückelt gerade das Fleisch und ich das Gemüse, als sie spricht.
,,Haben wir eigentlich Brot gekauft Leya?", fragt sie mich. Ich schüttle den Kopf.
,,Ich hab's vergessen", gebe ich verwundert zu.
,,Das Brot im Laden wurde heute leergekauft, deshalb habe ich nichts mitbringen können. Wärst du so lieb und kaufst es hier gleich um die Ecke? Und Salz haben wir auch nicht mehr viel übrig."
Ich nicke schnell und wische meine Hände an einem kleinen Geschirrtuch ab. ,,Bin gleich wieder zurück", sage ich und ziehe meine Schuhe an. Ich gehe aus der Tür. Mario, der am Auto stand, kommt mir entgegen.
,,Ich möchte etwas Brot kaufen gehen. Es ist gleich hier um die Ecke du musst mir nicht folgen", sage ich und er nickt. Ich folge der Straße und biege ab. Dann gehe ich in den Laden. Ich suche mir das Brot auf der Theke aus und bezahle es.

,,Schönen Tag noch", rufe ich der Verkäuferin zu als ich den Laden verlasse. Mir kommt ein guter bekannter meines Vaters entgegen und begrüßt mich.
,,Leya! Wie geht es dir Kind? Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen! Die Leute dachten du seist entführt worden? Manche sagen du seist abgehauen, aber ich habe das nicht glauben können. Und dann gibt es noch den Vorfall mit Martas Bengel."
,,Mir geht es gut Señor. Ich war nur für eine Zeit lang bei einer Freundin die in der Innenstadt wohnt", antworte ich knapp.
,,So ist das also? Dann ist die Arme Marta wohl wirklich durchgedreht. Sie spricht ununterbrochen von den Mördern ihres Sohnes und das du daran Schuld seist", sagt er nur kopfschüttelnd. Ich schlucke schwer.
,,Ich weiß nicht wie sie so etwas sagen kann", antworte ich wütend. Sie hat mich ihrem Sohn zum Fraß vorgeworfen und gewollt, dass ich geschwängert werde damit er mich zur Frau nehmen kann. Sie dachten sie hätten das mit mir machen können, was so vielen jungen Mädchen passiert, die auf der Straße landen. Sie hat nicht einmal versucht es zu verhindern, stattdessen sagte sie nur "bring es hinter dich". Diese Worte von ihr werde ich niemals vergessen. Niemals.
,,Das muss es dann wohl sein. Aber das war mir schon bewusst. Gabriel hat dich und deine Schwester gut erzogen, schon damals wart ihr zwei so gute Mädchen. Ich lächle nur halbherzig.
,,Ja, er war sehr gut zu uns."
,,Wie geht es Ria?", fragt er mich.
,,Ihr geht es auch sehr gut."
,,Freut mich das zu hören. Na dann, ich will dich nicht länger aufhalten Kind. Grüß deine kleine Schwester von mir und kommt bei uns doch mal zum Essen vorbei? Daniela hat euch auch schon lange nicht mehr gesehen und würde sich sehr freuen."
,,Sehr gerne, vielen Dank für die Einladung. Wir sehen uns bestimmt noch wieder."
,,Mach's gut Kind!", verabschiedet er sich und setzt seinen Weg fort. Ich will gerade weiter als mir einfällt, dass ich das Salz vergessen habe. Etwas weiter hinten gibt es einen kleinen Laden der Gewürze verkauft. Dann kann ich mir auch einige Gewürze mitnehmen.

LeyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt