D R E I U N D V I E R Z I G

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A r r e p e n t i m i e n t o

20:24 Uhr

Nach dem Vorfall begleitet Mario mich zurück zu Abuelas Haus. Sergio kam mit dieser einen Kugel im Bein davon und hat geschworen mir nie wieder unter die Augen zu treten. Ehrlich gesagt ist es mir egal, solange sie alle mich endlich in Ruhe lassen. Ich blicke Mario an. ,,Ich nehme an, Vasco kennt nicht die Details von diesem Vorfall", stelle ich fest als wir vor Abuelas Tür ankommen. ,,Don Vasco ist ein viel beschäftigter Mann", antwortet Mario knapp, seine Miene so ernst wie immer.
,,Und das ist auch gut so. Bitte erzähl ihm einfach, dass Sergio mir einen blöden Spruch an den Kopf geworfen hat." Er blickt mich mit gehobener Augenbraue an.
,,Wieso schützen Sie diesen Kerl?", fragt er mich skeptisch.
,,Ich schütze ihn nicht. Ich will nur nicht, dass Vasco mich wieder Zuhause einsperrt, wenn er davon erfährt. Er würde mir bestimmt nicht mehr erlauben raus zu gehen."
,,So leid es mir auch tut Señora-"
Ich unterbreche ihn. ,,Tu was ich dir sage, dann erzähle ich ihm nicht dass du mich aus den Augen gelassen hast."
Er zögert. ,,Sie haben selbst gesagt, dass ich nicht kommen soll", versucht er sich zu rechtfertigen. Er hat zwar recht, aber wenn er Vasco nichts sagen soll, muss ich ihn schon zwingen.
,,Ich glaube nicht, dass das ein gutes Argument ist wenn du dich vor meinem Mann rechtfertigen willst."
Er seufzt kaum merklich und nickt nachgiebig. ,,Seien Sie sich ab sofort sicher Doña Leya, dass ich von nun an jeden Ihrer Schritte verfolgen werde. Dieser Fehler kommt nicht noch einmal vor", versichert er mir mit steinharter Miene. Ich nicke.
,,Das Essen ist gleich fertig. Wenn du willst kannst du reinkommen und mit uns essen", biete ich ihm an nachdem ich an die Tür klopfe. Sein felsenfester Blick wird etwas weicher, als er das hört.
,,Nicht nötig. Vielen Dank für das Angebot", antwortet er respektvoll und sieht auf den Boden.
,,Verstehe, du arbeitest. Dann bringe ich dir gleich etwas", sage ich und ehe er etwas erwidern kann, öffnet Abuela die Tür und ich trete ein. Ich werde ihr auch nichts von dem Vorfall erzählen, sie würde sich nur unnötige Gedanken machen.

× × × × ×

11:19 Uhr

Als ich am Morgen aufwache, ist Abuela nirgends aufzufinden. Wahrscheinlich ist sie schon im Laden. In der Küche steht schon das Frühstück bereit, was mich schmunzeln lässt. Sie hat es wahrscheinlich nicht übers Herz gebracht mich zu wecken, so war sie schon immer.

Ich setze mich an den Tisch und beginne zu frühstücken. Ich beeile mich, damit ich ihr im Laden helfen kann. Bei der Hitze ist es nämlich sehr anstrengend zu backen und ihr Alter macht es ihr auch nicht leichter.

Nach dem Essen ziehe ich mir eine Jeans und eine Bluse an. Meine Haare binde ich mir zu einem Dutt und mache mich dann auf den Weg.

,,Guten Morgen Mario", begrüße ich ihn als er auf mich zukommt während ich die Tür hinter mir schließe.
,,Guten Morgen. Wohin geht es?", begrüßt er mich zurück.
,,Zum Laden. Rosita ist bereits vorgegangen, nicht wahr?"
,,Ja. Sie wollte Sie nicht wecken."
Ich muss schmunzeln. ,,Habe ich mir schon gedacht."

Wir gehen die verschiedenen Gassen entlang. Ab und zu begrüßen mich kleine Kinder die auf der Straße spielen und fragen mich nach Ria, was mich traurig macht. Ich wünschte sie wäre hier bei mir und Abuela. Wir würden alle zusammen Kuchen backen, wobei sie sich nur am Teig vergreifen würde statt uns eine Hilfe zu sein. Ich hoffe ihr geht es gut. Ich hoffe sie hat keine Probleme und hat an ihrer neuen Schule viele Freunde gefunden. Ich bete jeden Tag, dass ihr nichts zustößt und dass sie sich dort wohl fühlt.

Ich lege meine Gedanken bei Seite als wir am Laden ankommen. Mario bleibt vor der Tür, während ich reingehe.
,,Du bist ja schon wach", sagt Rosita als sie mich entdeckt. Sie steht hinter dem Tresen und hat frisches Gebäck aus dem Ofen geholt
,,Schon? Es ist bereits Mittag Abuela, du hättest mich wecken sollen", sage ich und gehe zur ihr.
,,Das war nicht nötig Kind. Jetzt hör auf zu tratschen und hilf mir wenn du schon hier bist", tadelt sie und reicht mir eine Schürze. Schmunzelnd lege ich sie mir um und knote sie fest.

LeyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt