E I N U N D S E C H Z I G

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R e u n i ó n

Bei seinen Worten schießen mir Valerias Worte in den Kopf. Ich denke an Vascos jüngere Schwester Adriana, die laut Valeria mit einem viel älteren Drogenbaron verheiratet wurde. Ich schlucke schwer. Dieser Mann war also mit einem Mädchen verheiratet, die zu der Zeit sogar jünger war als ich?

,,Jetzt rate mal, wer meine Frau war?", sagt er und lacht dreckig. Ich sage nichts, also beantwortet er die Frage selbst. ,,Seine eigene Schwester!", lacht er als sei es ein Witz den man sich unter Freunden erzählt. Ich sage noch immer nichts, weil ich Angst vor diesem unberechenbaren Mann habe. In meinen Augen ist er ein kompletter Psychopath wenn er wirklich über so etwas krankes Lachen kann.

,,Du wirkst nicht überrascht", sagt Hector jetzt. Ich schlucke schwer.
,,Wirst du mich deshalb töten, aus Rache?", frage ich ihn und versuche Ruhe zu bewahren. Er seufzt und schüttelt den Kopf.
,,Der Tod muss nicht immer die beste Rache sein", sagt er ruhig. Sein Ton ist eiskalt, es fühlt sich so an als hätte sich die Temperatur des Raumes um fünfzehn Grad gesenkt. Er beugt sich nach vorne um mir mit seinen nächsten Worten zu drohen, als hielte er mir eine Klinge an den Hals.
,,Ich könnte dich foltern ... ich könnte dich schänden ... ich könnte dir deine hübschen Zähne aus dem Mund schlagen ... ich könnte meine ganzen Männer zusammenrufen damit sie dich alle nacheinander nehmen, wie es ihnen passt. Rache muss doch nicht immer bedeuten, dass man tötet? Sonst wäre es doch keine richtige Rache, pequeña", spuckt er mir das letzte Wort entgegen und durchbohrt meine Augen mit seinem Blick.

Bei seinen Worten sitze ich nur starr auf der Stelle und wage es nicht einen einzigen Satz aus meinem Mund zu bekommen. Ich bin nicht mal in der Lage zu weinen oder überhaupt klar zu denken. Alles was ich sehe, wenn ich in diese Pupillen blicke, sind die Augen meiner vergangenen Peiniger. Als hätten sich alle drei zu einem Monster vereint.
,,Es gibt so vieles, dass ich mit dir machen könnte. Wäre ich nicht so wütend auf Cesar, würdest du mir schon fast Leid tun, weißt du?"
Ich zittere am ganzen Leib und habe das Gefühl mein Bewusstsein zu verlieren, als er mich so gespielt mitleidig ansieht.

Plötzlich klingelt ein Telefon. Bei diesem Geräusch bildet sich ein breites Grinsen aus Hectors Gesicht, ohne, dass er von meinem Gesicht wegblickt. Mich weiter anstarrend zieht er das Telefon hervor.
,,Sieh mal einer an, es ist dein Liebster", sagt er zufrieden nachdem er einen Blick auf die Nummer geworfen hat. Er legt sich einen Finger vor die Lippen und gibt mir somit das Zeichen leise zu sein. Hector geht ran und sagt nichts.
Plötzlich macht er die Lautsprecher Funktion an und deutet mir zu sprechen.
,,Vasco", bringe ich nur mit zittriger Stimme heraus. Am anderen Ende des Hörers ist es still. Hector wartet gespannt ab, bis dann doch noch seine Stimme ertönt.
,,Hat er dich angefasst?", fragt Vasco mich. Seine Stimme bebt und trieft vor Blutdurst als er mir diese Frage stellt.
,,Sie haben Ria", weine ich nur lauthals los. ,,Bitte hol uns hier raus Vasco", flehe ich ängstlich.
,,Das werde ich", sagt er nur knapp. Hector legt das Telefon an sein Ohr, nachdem er die Freisprechfunktion ausgeschaltet hat.
,,Dann solltest du dich beeilen Amigo. Deine kleine ist bildhübsch und langsam fängt's an mir in der Hose zu jucken!", lacht er pervers und mustert mich. Seine Augen fahren über meine Oberweite. ,,Die Schweißperlen auf ihren Brüsten rauben mir den Verstand ...", flüstert er lüstern. ,,Und diese langen Beine erst ...", murmelt er und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel.
,,Fass mich nicht an!", schreie ich. Im nächsten Moment landet seine flache Hand auf meiner Wange. Die Wunde an meiner Lippe beginnt wieder zu bluten. Ich wimmere nur ängstlich und spucke Blut.
,,Wenn du verhandeln willst, wäre das jetzt der richtige Zeitpunkt", sagt er jetzt kalt in den Hörer und wartet eine Antwort ab. Als Hector ihm zuhört, steht er lächelnd auf. ,,Ich höre", sagt er und geht ohne weiteres aus der Tür.

LeyaWhere stories live. Discover now