|73| C o y o t e ~ 2

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G l e i c h z e i t i g ...

Es waren Wochen vergangen seitdem man ihm seine Frau wegnahm. Jedes Mal wenn er ins Schlafzimmer ging, stand es leer. Keine grünen Augen die in anglitzerten, kein liebevolles Lächeln der ihm zeigte wie sehr sie sich über seine Heimkehr freute und erst recht keine zarte Stimme, dem er stundenlang zuhören könnte ohne sie je zu unterbrechen.

Er würde sich am liebsten die Kugel geben, damit er aufhört sich an ihren Blick zu erinnern als er diesen einen Schuss abgegeben hat. Die Leute um ihn herum waren sich sicher, dass er den Verstand verloren hatte als er dieses Auto abschießen wollte. Schließlich waren so viele Männer gestorben, nur um die kostbare Doña des Bosses dort rauszuholen. Doch Vasco wollte treffen. Er wollte diesen Wagen um jeden Preis treffen. Auch wenn alles in ihm danach geschrien hat es nicht zu tun, nachdem er seiner Frau ein letztes Mal in die Augen gesehen hatte. Er wusste, dass eine Welt für sie zusammenbrach als er auf diesen Wagen zielte. Als ihr klar wurde, dass ihr eigener Mann sie in den Tod schicken wollte. Sie hätte es nie verstanden. Selbst wenn sie am Leben wäre und er ihr alles erklären würde wusste er, sie würde ihm diesen Verrat nie verzeihen. Aber ihre Vergebung wollte er auch nicht.

Die gesamte Zeit über hat der fünfundzwanzig jährige gearbeitet. Er hat sich nicht zurück gezogen, so wie man es als Trauernder tun sollte. Stattdessen hat er da weiter gemacht wo er aufgehört hatte. Das letzte was er jetzt zeigen durfte war nämlich Schwäche. Er würde jeden dieser Bastarde umbringen. Angefangen mit Hectors kleinem Schützling. Wäre er nicht, dann wäre seine Frau jetzt hier bei ihm, wo sie hingehörte. An seiner Seite.
Er konnte ihr nicht einmal ein Grab fertigen - welches er zwar niemals besuchen würde - aber wenigstens hätte sie dann eins. Sich vorzustellen, dass dieses Mädchen, das ihn irgendwie lieben gelernt hatte, nun leblos unter der Erde vermodern würde ...
Wie gerne er seinem Leben ein Ende setzen wollte. Aber das kam nicht in Frage. Er wusste, dass das die Strafe seiner vergangenen Taten war und diese Strafe würde er aussitzen. Eine Strafe die nie aufzuhören schien seitdem er Adriana ermordet hatte. Seine Sünden waren der Grund wieso ausgerechnet die Frau, die er innerlich nahezu vergöttert hatte, nun tot war. Auch wenn er es sich nie hätte anmerken lassen, war sie Grund genug für ihn früher nach Hause kommen zu wollen. Sein Leben nicht aufs Spiel zu setzen damit er zurück zu ihr kehren konnte. Nun war sie aber weg.

Vielleicht lagen ihre zerstückelten Körperteile im nächsten Müllcontainer der Stadt. Vielleicht hat man sie missbraucht und dann zu Asche verbrannt. Vielleicht hat man sie irgendwo angebunden und verhungern lassen bis sie stirbt. So viele Höllenqualen gingen ihm durch den Kopf, welche dieses zerbrechliche Mädchen erleiden musste bevor sie starb. Es gab so viele Möglichkeiten sie umzubringen. Sie leiden zu lassen. Hector wählte nie den schnellen und einfachen Weg, das wusste er.
Wie sehr musste sie um Hilfe geschrien haben, um Gnade gefleht haben? Er könnte sich nicht vorstellen, dass Hector sie schnell und einfach umgebracht hat. Aber er hatte sich hoch und heilig geschworen nicht zu ruhen bis er sie alle ausgelöscht hat. Ruhe würde es ohnehin für ihn nie mehr geben.

Vasco saß auf dem Bett und rieb sich über die Augen. Er versuchte nicht weiter darüber nachzudenken. Stattdessen nahm er ihr Kopfkissen in seine Hände. Ihr Duft im Schlafzimmer verblasste immer mehr, bis nur noch ein sanfter Hauch ihrer vergangenen Gegenwart übrig blieb. Das Schlafzimmer blieb unberührt seitdem sie fort war. Keiner Bediensteten war es erlaubt etwas von ihr anzurühren. Die Bettwäsche blieb auch gleich. Er wollte ihren Duft nicht so schnell verlieren. Er wollte sich nur langsam an ihre Absenz gewöhnen. Nicht einmal schlafen konnte er, ohne sie in ihren Träumen zu sehen. Also schlief er nur wenn er nicht mehr anders konnte als in einem traumlosen Schlaf zu versinken.

Tief sog er ihren blumigen Duft in sich auf. Er vermisste sie mehr als er geglaubt hätte jemanden vermissen zu können. Ihm kam es vor wie eine Ewigkeit, seitdem seine Lippen das letzte mal auf ihren lagen. Er erinnerte sich an ihre Augen die ihn so voller Vertrauen angesehen hatten, als sie das erste Mal als seine Frau in seinen Armen lag. Er erinnerte sich daran, wie er diese Gelegenheit nutzen wollte um sie zu küssen wo er nur konnte. Und das tat er auch. Trotzdem war es nicht genug für ihn. Noch nie hatte er so sehr nach einer Frau verlangt und noch nie hatte es eine Frau geschafft ihm durch einen einzigen Blick den Verstand zu rauben. Sie hat ihm vertraut und sich ihm hingegeben. Ihm gezeigt, dass sie endlich eine friedvolle Ehe mit ihm führen wollte. Sie zeigte ihm, dass er nicht mehr papierbedingt als ihr Ehemann galt, sondern dass sie ihn in ihr Herz geschlossen hatte und von ihm erwartete dieses Herz zu behüten, statt es in ihre Einzelteile zu zerlegen. Er hatte haushoch versagt.

LeyaWhere stories live. Discover now