S E C H S U N D A C H T Z I G

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U n i d o

Stumm trete ich näher an meine geliebte Großmutter heran und nehme ihre Hände in meine.
,,Bitte sei nicht mehr traurig", sage ich leise während Rositas verhärteter Blick sich langsam in Trauer wälzt.
,,Kannst du nicht Ria nehmen und bei mir bleiben? Ich kann für euch zwei sorgen Kind", bittet sie mich leise. Ich drücke einen Kuss auf beide Hände und nehme sie in meine Arme.
,,Das geht nicht", flüstere ich den Tränen nahe.
,,Ich hätte dich geheim halten sollen", sagt sie betrübt und schüttelt den Kopf.
,,Bitte pass auf dich auf", schluchze ich leise. ,,Ria und mir wird es gut gehen, vertrau mir. Er ist nicht so schlimm wie du denkst", versuche ich sie zu überzeugen. Sie streichelt mir in unserer Umarmung über den Rücken und sagt dazu nichts.
,,Ich werde dich bei nächster Gelegenheit besuchen kommen, versprochen", sage ich und nehme ihr rundes Gesicht in meine Hände. Sie wischt mir die Tränen von den Wangen und küsst mich auf die Stirn.
,,Meine Türen stehen euch zweien immer offen", flüstert sie fürsorglich. Ich nicke nur und verberge meine trauer hinter einem Lächeln.
Dann nimmt sie eine Tüte vom Boden und reicht sie mir.
,,Das ist für Ria", beginnt sie nun zu weinen. ,,Es ist ihr Lieblingskuchen."
Ich nicke und nehme ihr die Tüte entgegen. Ich kann nicht anders und umarme sie noch einmal ganz fest, bevor ich dann die Tür öffne.
Ich will gerade gehen, als sie mich aufhält. ,,Warte", sagt sie schnell. Sie geht ins Wohnzimmer und kommt mit etwas in der Hand zurück. Sie legt es mir in die Handfläche. Als ich es sehe, halte ich die Luft an.
,,Diese Muschel bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?", fragt sie mich vorsichtig. Schon wieder bilden sich Tränen in meinen Augen. Sie fährt fort.
,,Ich weiß nicht wer, aber du mein Kind, hast einen Schutzengel der immer über dich wacht. Da bin ich mir ganz sicher."
Ich wische mir die Tränen von den Wangen und nicke dankend. Danach drehe ich mich um und gehe zum Wagen, in dem Vasco bereits sitzt. Stumm steige ich ein und winke meiner Ziehmutter zum Abschied. Dann fährt Vasco los.

Die ganze Fahrt über ist es still. Vasco bemerkt die Muschel in meiner Hand, sagt dazu aber nichts.

× × × × ×

In der Villa angekommen, wurde ich herzlich von den Bediensteten begrüßt. Niemand hat damit gerechnet mich jemals wieder zu sehen. Auch Isabella und Valeria standen da und haben mich angestarrt als wäre ich ein Geist um mich danach mit Fragen zu bombardieren. Meine Schwester und ich sind uns in die Arme gefallen und haben gefühlt stundenlang geweint. Danach hat Vasco darauf bestanden mich von Liberto untersuchen zu lassen. Ria weicht mir die ganze Zeit nicht von der Seite, worüber ich unendlich froh bin. Und auch Vasco bin ich so dankbar, dass er meine Schwester bei sich behalten hat.

,,Ich werde ihr Schmerztabletten und eine Salbe für den Ausschlag am Bein verschreiben. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Ihr Blut lasse ich im Labor untersuchen. Es wird höchstens drei Tage dauern bis die Ergebnisse kommen", erklärt er Vasco der an der Tür steht. Dieser nickt nur dankend.
,,Sollte etwas sein, wisst ihr ja wo ich bin", sagt der Mann freundlich und wendet sich an mich.
,,Gute Besserung Señora."
,,Danke Liberto", bedanke ich mich knapp. Er verabschiedet sich und verlässt das Schlafzimmer.

,,Also bist du gesund?", freut sich meine Schwester und strahlt mich an. Sie hat rote Augen und hat abgenommen. Aber jetzt bin ich ja da. Jetzt wird alles wieder besser, das muss es einfach.
,,Du hast es ja gehört, mir geht es gut Amor", versichere ich ihr lächelnd.
,,Aber wie bist du abgehauen? Wo hast du dich versteckt?", fragt sie mich verwirrt. Ich spüre Vascos Blicke auf mir. Er lässt mich noch in Ruhe mit den vielen Fragen, aber es wird nicht lange halten, das ist sicher.
,,Mach dir darüber keine Gedanken, jetzt bin ich ja hier und ich gehe nirgendwo mehr hin."
Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände. ,,Uns kann nichts und niemand trennen, hörst du? Egal wie lange sie versuchen uns zu trennen, ich finde immer einen Weg zu dir zurück mein Engel", versichere ich ihr und ziehe sie fest in meine Arme. Ich habe ihren Duft so sehr vermisst. Sie ist alles was zählt. Allein für diesen Duft lohnt es sich zu leben.
,,Ja", antwortet meine Schwester nur weinerlich in meinen Armen.
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LeyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt