F Ü N F U N D F Ü N F Z I G

11.8K 550 125
                                    

V e t e

13:18 Uhr

Eine Hand in meinen Haaren weckt mich. Als ich aufwache, sehe ich in die grünen Augen meiner Schwester. Ihre Augen strahlen als sie mich sieht.
,,Ria!", sage ich und schließe sie sofort in eine feste Umarmung.
,,Ich habe dich so sehr vermisst!", schluchze ich überwältigt von meinen Gefühlen und atme ihren schönen Duft ein.
,,Ich dich auch!", weint sie ebenfalls und erwiedert meine Umarmung so fest es geht. Clara steht nur lächelnd in der Tür und beobachtet uns.
,,Seit wann bist du zurück? Solltest du nicht Mittags da sein?", frage ich sie und blicke ihr in ihre unschuldigen Augen.
,,Es ist doch schon Mittag!", sagt sie überglücklich und vergräbt ihr Gesicht in meiner Brust.
,,Don Vasco wollte sie nicht wecken. Er ist bereits aus dem Haus", erklärt Clara. Ich nicke nur schniefend und blicke meine Schwester an.
,,Was ist mit deinen Haaren passiert?", frage ich sie überrascht. Ihre dunkelbraunen Haare sind kurz geschnitten, dabei mochte sie ihre langen Haare doch so sehr?
Ria senkt zögerlich ihren Blick.
,,Ich bereite dann mal das Frühstück vor Señora", sagt Clara und verlässt das Zimmer. Ich nicke ihr nur zu und blicke meine Schwester besorgt an.
,,Wenn du da wärst, wüsstest du es", sagt sie jetzt traurig und lässt mich los. Ich schlucke schwer.
,,Ist etwas schlimmes passiert? Sag es mir amor", verlange ich besorgt.
,,Wieso interessiert dich das? Du hast dich nicht einmal verabschiedet! Du hast mich allein gelassen!", weint sie plötzlich los. Mein Herz zerspringt in tausend Teile als ich sehe, wie verletzt sie ist. Ich nehme ihre Hände in meine.
,,Ich ... ich wusste nicht, dass du weg geschickt wirst Ria! Als ich aufgewacht bin warst du schon weg - ich hätte das doch niemals zugelassen!"
,,Doch das wusstest du! Du wusstest dass sie mich in ein Internat stecken, du warst damit einverstanden! Ich weiß alles!", schreit sie mich an und entzieht mir ihre Hände. ,,In ein paar Tagen bin ich doch wieder weg! Du willst mich nur los werden weil du jetzt reich bist!"
Ich schüttle schnell den Kopf. ,,Was redest du denn da? Ich will dich doch nicht loswerden Ria! Du bist meine kleine Schwester, mein Leben ...", schluchze ich und drücke sie fest an mich. ,,Wie kannst du so etwas denken?", weine ich traurig und lasse nicht zu, dass sie mich von sich wegschiebt.
,,Lass mich! Du bist nicht meine Schwester! Meine Schwester hätte mich nie einfach zurückgelassen! Ich hasse diese Schule, ich will nie wieder dorthin!", weint sie hysterisch was mir nur größere Angst macht.
,,Was ist passiert Ria, bitte sag es mir!", weine ich und suche sie panisch nach irgendwelchen Verletzungen ab. Haben sie ihr dort etwas schlimmes angetan?
,,Lass mich los!", brüllt sie mich an und läuft los.
,,Ria! Warte, Ria!", rufe ich ihr hinterher als sie aus dem Schlafzimmer läuft. Ich steige schnell aus dem Bett und laufe ihr hinterher. Ich folge ihr die Treppen hinunter und ergreife an den letzten Stufen ihren Arm. Sie beginnt plötzlich auf mich einzuschlagen.
,,Lass mich los!", schreit sie mich an während ich versuche sie festzuhalten.
,,Beruhige dich! Bitte amor du musst dich beruhigen!", weine ich und halte sie fest, als sie mich plötzlich ohrfeigt und losläuft. Ich halte mir schluchzend die Wange. Was haben sie ihr da nur angetan?
,,Ria!", sagt Clara erschüttert als sie im Flur stehen bleibt. Meine Schwester krallt sich weinend an Clara.
,,Ich will nicht hier sein!", schluchzt Ria und drückt ihr Gesicht weinend an Claras Körper.
,,Ria bitte ...!", versuche ich zu ihr durchzudringen, aber sie schüttelt nur schnell ihren Kopf.
,,Geh weg! Hau ab!", schluchzt sie lauthals und sieht mich nicht einmal an. Clara streichelt ihr beruhigend über den Kopf.
,,Beruhige dich Ria! Komm, lass uns erst mal dein Gesicht waschen ...", sagt Clara saft und zieht sie besorgt an der Hand mit sich. Sie wirft mir nur einen besorgten Blick zu und verschwindet mit Ria im Flur. Am Ende mit den Nerven, setze ich mich auf die Treppe und male mir die schlimmsten Dinge aus, die man meiner Schwester dort angetan haben könnte.

× × × × ×

15:07 Uhr

Ich sitze auf der Terrasse und beobachte Ria dabei, wie sie an einem Tisch im Garten sitzt nachdem Clara sie besänftigt hat und ihr Essen serviert.

LeyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt