Kapitel 45

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Wer klopft noch um diese Zeit? Es klopft nochmal vorsichtig. Müde stehe ich auf und schnappe mir ein T-Shirt, da ich nur in Boxershorts schlafe. Ich ziehe es an und gehe zur Tür, drehe den Schlüssel um. Als ich die Tür öffne will die Person gerade wieder weglaufen.

"Warte", rufe ich müde  hinterher. Der Flur ist nicht gerade gut beleuchtet. Ich sehe nur umrissen von der Person.

Zögernd dreht sich die Person um und kommt näher. Da erkennen ich wer es ist. "Alexa was ist los?", frage ich besorgt. Ich schaue in ihr Gesicht während sie zu mir läuft die Augen gerötet, blasse Haut. Ihr ist Wort wörtlich die Erschöpfung in das Gesicht geschrieben. Ich will sie einfach in den Arm nehmen und nie wieder los lassen.

Sie steht unsicher vor mir. Ihr Blick fest auf den Boden gerichtet. Ich sage nichts, ich warte ab bis sie von sich aus redet. Wir stehen glaube mindestens schon 5 Minuten so da. Sie fängt langsam an  zum Frieren, kein Wunder bei dem Top und der kurzen Hose. Warum sagt sie nichts? Sie tritt von einem Bein auf das andere. Immer noch warte ich, auch mir wird es langsam kalt. Sie räuspert sich. Nun schaut sie mir auch in die Augen. In ihren Augen spiegelt sich so viel Trauer, Erschöpfung, Hilfslosigkeit aber auch Wut und Verachtung. "Könnte ich rein kommen?", fragt sie total unsicher. So habe ich sie noch nie gesehen. Anscheinend habe ich zu lange gezögert. "Das war eine dumme Idee. Was mache ich hier eigentlich? Total bescheuert", murmelt sie vor sich hin und dreht um und will gerade gehen.

Toll gemacht! Sanft nehme ich sie an dem Arm und halte sie auf. Da spüre ich wie kalt sie ist, auf ihrer Haut hat sich schon eine Gänsehaut gebildet. "Klar kannst du reinkommen", sage ich und lächle sie aufmunternd an. Sie erwidert das lächeln nur kurz. Es schaut aus als hätte man ihr jegliche Lebensfreue entzogen. Nur noch eine leere Hülle. Jedes mal bricht mir es das Herz sie so zu sehen. Vor Freunden gibt sie sich fröhlich doch sobald sie alleine ist übernimmt die leere Hülle wieder das Ruder.

Ich trete einen Schritt auf die Seite damit sie in mein Zimmer kann. Ich schau nochmal auf den Flur und entdecke das Marc auch noch unterwegs ist. Er sieht mich besorgt an, verschwindet aber gleich in sein Zimmer. Er macht sich auch Sorgen um Alexa.

Alexa steht in meinem Zimmer. Schaut so aus als wäre sie mit den Gedanken ganz wo anderst. In einer anderen Welt vielleicht einer besseren. Vorsichtig gehe ich auf sie zu. Man ich hasse es so hilflos neben dran zu stehen und zuschauen müssen wie sie zerbricht. Da sehe ich auf was ihr Blick gerichtet ist, das Bild von ihren Eltern. Das habe ich vorher im Archiv Raum gesehen und wusste warum Alexa verschwunden ist. Stocksteif steht sie vor dem Tisch mit dem Bild. Sie bewegt sich keinen Zentimeter. Ich stelle mich neben sie hin. Einen Träne löst sich aus ihrem Augenwinkel. Ich unterdrücke den Drang sie in den Arm zu nehmen. Sie braucht Zeit.

Sie zittert wieder. Ihr Köper schafft das auf die Dauer nicht mehr immer das Zittern das ist nicht mehr gesund und es liegt nicht daran das es in meinen Zimmer kalt ist. Eine zweite Träne löst sich. Sie schließt die Augen und weint stumm vor sich hin. Ich stehe regungslos neben ihr, nicht in der Lage irgendwas zu machen. Nach einer Weile löst sie sich aus ihrer Starre. Die Tränen laufen immer noch ihr die Wange runter.

Sie atmet einmal tief durch und mit dem nächsten hätte ich nicht gerechnet. Sie kommt auf mich zu und umarmt mich. Ich lege meine Arme um sie und ziehe sie feste an mich. Ich hab das Gefühl sie von allem zu beschützen. Sie ist meine kleine Prinzessin auch wenn sie es nie erfahren wird oder jemand anders kennen lernt sie bleib immer meine Prinzessin. Ich weiß das hört sich idiotisch an.

Alexa liegt in meine Armen und schluchzt vor sich hin. Ich versuche sie zu beruhigen, vorher hätte ich sie nicht alleine lassen sollen. Immer noch stehen wir  mitten in Raum. Ich merke die Tränen wo langsam mein T-Shirt durchnässen. "Es tut mir leid", sagt sie schluchzend. "Was?" "Das ich hier stehe wie ein Häufchen Elend und dich damit nerve", rechtfertigt sie sich und geht etwas von mir weg.

"Stimmt doch gar nicht du nervst mich nicht", versuche ich ihr zu erklären. Doch sie unterbricht mich. "Ich habe dich mit keinem bisschen verdient. Ich beleidige dich, ich stoße dich von mir weg, ich verhalte mich kalt dir gegenüber, ich ich.....", fährt sie fort doch ihre Stimme bricht ab und sie bricht weinen vor meinen Füßen zusammen. Gerad noch rechtzeitig kann ich sie auffangen damit sie nicht auf den Boden knallt. Ich halte sie in meine Armen. "Du machst das schon wieder!", sagt sie mit einem vorwurfsvollen Ton. Ich drücke sie etwas von mir weg und schaue sie fragend an.

"Egal was ich mache du hälst mich. Damals am Schießstand habe ich dich stehen lassen, ich habe kein Wort zu dir gesagt bin einfach abgehauen und du tust als wäre nichts passiert. Ich verstehe dich nicht wieso machst du das? Andere hätten mich schon lange fallen gelassen du nicht. Warum?", wird sie immer lauter, am Schluss schreit sie fast und wird hysterisch. "Weil ich dich nicht fallen lassen kann! Ich weiß welche Scheiße du gerade durch machst und ich wünschte ich hätte damals jemand wo mich aufgefangen hätte", sage ich ruhig zu ihr. Mein Gott sie ist innerlich total gebrochen.

Langsam beruhigt sie sich wieder. Ihre Atmung wird langsamer. Ich hebe sie von Boden auf und trage sie zum Bett wo ich sie behutsam hinlege. Anschließend lege ich mich neben sie und schleiße sie fest in den Arm. Alexa soll spüren das sie das nicht alleine durchstehen muss.

Sie legt ihren Kopf auf mein Brust. Ich höre gleichmäßige Atemzüge sie ist eingeschlafen. Ich bleibe noch eine Weile wach und streiche ihr über den Rücken. Sie murmelt was während sie schläft. Aber dennoch schläft sie ruhig weiter.

Nach einiger Zeit schlafe ich auch ein.

Der nächste Tag

Ich wache auf Alexa schläft immer noch tief und fest. Holt wahrscheinlich der Schlaf wo sie seit Wochen nicht mehr hatte nach. Vorsichtig versuche ich aufzustehen damit sie nicht aufwacht. Anschließend gehe ich in das Bad und stelle mich unter die Dusche. Fertig angezogen gehe ich wieder in das Zimmer.

Ein Blick auf die Uhr sagt mir das wir es schon 12 Uhr Mittag haben. Alexa schläft immer noch.

13.00 Uhr

Ich komme wieder in mein Zimmer und da ist gerade Alexa aufgewacht. "Hey wie geht es dir?", frage ich bedacht. Müde streckt sie sich. "Naja ich fühle mich wie gerädert.", sagt sie wobei ein lächeln über ihre Lippen huscht. Ich lächle sie an. Wenigsten hat sie noch Humor.

"Ich hätte da noch eine Frage bezüglich meines Bruders", sagt sie nun wieder ernst. Ich wusste das diese Frage irgendwann kommt......

So das war es wieder ;) Ich hoffe die Geschichte gefällt euch. Bald kommt wieder ein Kapitel.

Leben- Jeder Tag ein neuer Kampf  #Wattys2018Where stories live. Discover now