Kapitel 60

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Aufgebracht und wütend laufe ich durch das Gebäude und suche nach Jim. Ich schaue auf die einzelnen Türschilder und finde tatsächlich seinen Namen. Zaghaft klopfe ich an. "Ja", kommt es von innen heraus. Langsam mache ich die Tür auf. "Hättest du gerade Zeit?", frage ich ihn mit möglichst ruhiger Stimme. Anscheind nicht ruhig genug da er mich genauer Mustert was mir unangenehm ist auf den Boden schaue. " Klar. Vin kommst du?", sagt er, ich schaue auf und sehe das auch Vincent im Zimmer ist. Er nickt und beide stehen gleichzeitig auf.

Schweigend laufe ich neben ihnen her, bis wir vor einer Türe stehen bleiben. "Ich hol nur schnell Leos Schlüssel ich mag seine Auto lieber", beantwortet er meine unausgesprochene Frage. Keinen zwei Sekunden später steht er mit dem Schlüssel in der Hand wieder vor uns. Nun gehen wir in die Garage zu Leos Auto. Erinnerungen an gestern kommen wieder hoch. Ein leichtes Lächeln liegt auf meinen Lippen. Beim öffnen der Tür kommt ein schwall Parfüm mir entgegen. Hätte gestern ein Fenster offen lassen sollen. Ich muss hinten sitzen, da Vincent schnell war wie ich und fahren zum Club. Während der ganzen Fahrt habe ich kein Wort gesagt sonder nur aus dem Fester geschaut und nachgedacht. Warum bin ich Liam gegenüber so schnell auf 180? Sonst bringt man mich nicht so schnell aus der Ruhe. Aber wieso ausgerechnet er? Immer in seiner Nähe fühlte ich mich geborgen doch seit dem großen Streit gehe ich immer mehr auf Distanz. Kurz schaue ich nach vorne und sehen den besorgten Blick von Jim durch den Rückspiegel. Schnell wende ich meinen Blick ab.

Am Club angekommen bedankt sich Vincent steigt aus. Jetzt sind nur noch wir zwei im Auto. Eigentlich will ich noch was sagen entscheide mich doch dagegen. Ich steige aus und gehe ein paar Schritte vom Auto weg, drehe mich aber doch nochmal zu Jim. Mit der Hand gebe ich ihm ein Zeichen das er warten soll. Er lässt das Fenster runter. Kurz atme ich tief ein. "Kannst du Liam, wenn es ihn interessiert, sagen das ich noch schnell zu Kaida fahre und meine Sachen hole.", sage ich ihm. In meiner Stimme schwingt Trauer mit.

"Was ist schon wieder zwischen euch zwei passiert?", frägt er direkt raus. Ich schaue ihn für wenige Sekunden nur an. "Wir hatten uns mal wieder in den Haaren. Ich weiß nicht was zwischen uns passiert ist." "Liam handelt manchmal sehr gefühlsgesteuert. Er ist aufbrausend und er kann es nicht leiden wenn er nicht die Kontrolle hat. Ich kenne Liam schon ein paar Jahre, er ist wie ein großer Bruder für mich. Er hat mich damals wieder aufgebaut, als ich am Boden war. Ich hatte immer jemanden wo mir zugehört hat, immer jemanden mit einem guten Rat oder er war einfach nur da. Aber ich weiß auch das man in manchen Themen bei ihm auf Granit beißen kann. Dennoch wenn es schwierig wird kämpft er an vorderster Front. Ich kann dir nur sagen das du ihm zeit geben musst, dein Fall, so hart es klinkt, ist anderst wie sonst. Liam hat nie einen seiner Aufträge gekannt, dadurch hat er einen Barriere aufgebaut. Du hast sie eingebrochen, denn waren Liam wieder ans Licht gebracht. Dafür bin ich dir auch dankbar. Nur lass ihm Zeit, redet nochmal in Ruhe miteinander. Dir wird es dadurch auch besser gehen.", kommt es von Jim. Überrumpelt von dieser Ansprache nicke ich nur und gehe zu meinem Auto.

Immer wieder gehen mir Jims Worte durch den Kopf auf den Weg zu Kaida. Bei Kaida angekommen bin ich schon etwas ruhiger geworden. Ich steige aus, wollte gerade an der Tür klopfen als sie schon aufgeht und Kaida rauskommt. "Guten Morgen", sagt sie verschlafen. "Hast du schon mal auf die Uhr geschaut?", frage ich grinsend. Müde dreht sie sich um und geht wieder ins Haus, ich folge ihr in die Küche wo Kaida sich erst mal einen Kaffee macht. Kaida hält es keinen Tag ohne Kaffee aus. "Ich wollte meine Sachen holen.", sage ich etwas leise. Erstaunt schaut sie mich über den Rand ihrer Kaffeetasse an.

"Du willst dahin zurück?", frägt sie verwundert. "Wollen würde ich nicht sagen aber es ist vielleicht besser." "Besser für wenn? Damit die dich einfacher überwachen können?", kommt es wütend von ihr. Seit ich Kaida erzählt habe was da alles abläuft, hasst sie alle dort außer die Jungs. Ja gut Liam kann sie zur Zeit auch nicht leiden. "Ich weiß es doch selber nicht", beklage ich mich.

"Komm lass uns erst mal in mein Zimmer gehen. Es muss nicht jeder mitbekommen was wir reden.", schlägt sie vor. Ich nicke und gemeinsam gehen wir in ihr Zimmer. Kaida setzt sich auf ihr Bett und ich bleibe davor stehen. "Er macht mich fertig. Jedes mal wenn ich nur seinem Namen höre, schaue ich nach ihm. Und dann gibt es wieder Tage wo ich ihn erwürgen möchte.", schildere ich ihr und laufe die ganze Zeit hin und her. "Du stehst auf ihn", kommt es von Kaida. Mitten in der Bewegung verharre ich. "Bitte was?", fauche ich zu ihr hinüber. "Das sieht sogar ein Blinder", fügt Kaida noch hinzu.

"Das ist totaler Quatsch. Damals als Tom es sagte und heute auch.", streite ich es ab. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaut sie mich an. "Weiß ich da was nicht?", frägt sie misstrauisch. Der beinah Kuss! Damals habe ich nur Tom davon erzählt. "Nichts wichtiges", versichere ich ihr. "Alexa!", sagt Kaida bedrohlich und steht auf. "Wirklich", versuche ich sie doch noch zu überzeugen. Anscheinend bin ich heute nicht überzeugend, denn Kaida glaubt mir kein Wort. Frustriert lasse ich mich auf ihr Bett fallen. "Also?", hackt sie wieder nach. "Meinet wegen. Du würdest eh nicht aufhören.", sage ich kraftlos. "Genau!", stimmt sie mir zu. Ich nehme ein Kissen und drücke es mir auf mein Gesicht. "Wir hätten uns fast geküsst", nuschle ich ins Kopfkissen. Plötzlich wird mir das Kissen weggezogen. "Ihr habt was?", frägt Kaida sprachlos.

"Da ist nichts passiert. Ich hab Panik bekommen und hab fluchtartig den Raum verlassen", kläre ich sie auf. Bei dem Gedanken an den Moment spüre ich ein Kribbeln im Bauch. Total überfordert mit der Situation schließe ich die Augen. "Hätte ich auch gemacht", sagt Kaida belustigt. "Aber lass uns über wichtigeres Reden. Was ist gestern im Club zwischen dir und Tom passiert? Und kein Detail auslassen.", frage ich neugierig. Ihre Wangen werden leicht rot. Ich muss grinsen. "Da war so ein komischer Typ der versuchte mich anzubaggern. Ich ignorierte ihn doch er lass einfach nicht locker. Doch plötzlich war er wie soll ich sagen? Verängstigt! Er verschwand dann prompt. Froh darüber das ich ihn los war drehte ich mich um und stoßte mit keinem geringerem als Tom zusammen. Da war ich schon genervt. Ich fragte ihn ob er eigentlich immer im Weg stehe? Tom sagte du hast in beauftragt mir zu helfen. Hat es für dich ausgeschaut als würde ich deinen Hilfe brauchen? konterte ich. Ich will mich bei dir für alles entschuldigen! sagte er plötzlich und ab dem Zeitpunkt könnte ich ihm irgendwie nicht mehr böse sein. Und dann unterhielten wir uns bis zum Schluss.", erzählt sie. "Du bist verliebt", sage ich nun spitzbübisch. "Nein", kommt es von ihr, doch was nicht gerade überzeugend klingt. Amüsiert grinse ich sie an, wodurch sie das Kissen auf mich wirft, das ich geschickt fange.

"Was ist nur los mit uns", frage ich frustriert. "Wir sind einfach nicht normal!", antwortet sie amüsiert und setzt sich neben mich. "Noch was anderes. Ich hab mir alle Avenger - Filme gekauft, Lust einen Marathon zu starten. Nara frage ich auch noch.", schlage ich vor. Mit großen Augen schaut sie mich an und nickt zustimmend. Ich packe meine Sachen zusammen, was nicht besonders viel ist und verabschiede mich von Kaida.

Mit gemischten Gefühle gehen ich in Richtung meines Zimmers. Überraschender Weise ist es offen. Achtlos werfe ich meine Tasche ins Eck und gehe ins Bad. Erst mal heiß duschen. Frisch geduscht und mit frischen Sachen liege ich ins Bett, kurz drauf schlafe ich auch schon ein. Mitten in der Nacht wache ich auf. Ich setze mich an die Bettkante und atme einmal tief durch. Irgendwie muss ich den Kopf frei bekommen und beschließe in den Trainingsraum zu gehen.

Dort angekommen lasse ich meinen ganzen Frust an dem Boxsack aus. "Kannst du auch nicht schlafen?", frägt mich Liam plötzlich und kommt näher. Ich halte den Boxsack fest und schaue zu Liam. "Es tut mir leid", setze ich an werde doch durch einen sanften aber dennoch fordernden Kuss unterbrochen. Er zieht mich näher an sich ran. Es fühlt sich einfach nur schön an. Plötzlich ertönt ein Schuss und Liam sinkt mit einem schmerz verzehrten Gesicht zu Boden. Panisch versuche ich die Blutung zu stoppen. Seine Augen sind geschlossen, immer und immer wieder rufe ich seinen Namen, doch er macht seine Augen nicht auf.

Leben- Jeder Tag ein neuer Kampf  #Wattys2018Donde viven las historias. Descúbrelo ahora