~28~

614 36 14
                                    

Müde. Ja, das traf es gut. Ich war verdammt müde.

Nachdem Mrs Choi mich netterweise bei Familie Jeon abgesetzt hatte, wollte ich eigentlich nur nach Hause. Aber Mrs Jeon musste etwas wichtiges mit mir besprechen, weshalb ich nicht direkt gehen konnte. Ich hatte aber zum Glück ein Shirt von Jungkook bekommen, damit ich nicht mehr in meinem nassen dort sein musste. Es saß zwar etwas eng, aber es war zumindest trocken.

Das, was Mrs Jeon mit mir besprochen hatte, gefiel mir so gar nicht. Sie hatten irgendetwas wichtiges mit der Familie zu klären, weshalb sie mich erst eine Woche nach den Herbstferien aufnehmen konnten. Und das störte mich gewaltig. Nichts gegen ihr Privatleben, aber ich wollte ja bekanntlich so schnell es geht weg von Seokjin kommen, obwohl dieser momentan eh nicht zu Hause war.

Nach dem langen Gespräch bin ich sogar mit dem Auto zu dem Haus der Kims gebracht worden. Ich sah wohl nicht allzu gesund aus, weshalb mich Mrs Jeon nicht alleine laufen lassen wollte. Und ihr Argument für das Auto war, dass wenn ich ohnmächtig werden sollte, sie mich immer noch Heim bringen konnte.

Jetzt saß ich jedenfalls auf dem Sofa und starrte den ausgeschalteten Fernseher an. Ich wollte zwar schlafen, keine Frage, aber ich wollte noch auf Ms Kim warten, egal, wann sie nach Hause kommen sollte. So viel Anstand wollte ich noch zeigen, da ich ja nicht mehr lange hier bleiben würde.

Aber mittlerweile wartete ich schon einige Stunden, sodass es schon später Abend war. Ich hatte sogar schon etwas zu Abend gegessen und die Reste für Ms Kim in den Kühlschrank gesteckt. Seokjin würde, glaube ich mal, erstmal nicht nach Hause kommen. So wie der aussah, brauchte er jetzt erstmal ärztliche Versorgung.

Meine Müdigkeit traf mich erneut wie ein Hammer, sodass ich einfach zur Seite auf dem Sofa kippte und meine Augen schloss. Ich konnte einfach nicht mehr. Genauso wenig wie mein Körper. Ich brauchte dringend einmal eine Auszeit. Gut, dass nächste Woche die letzte Woche vor den Herbstferien war. Danach konnte ich endlich meinen Cousin besuchen fahren.

Ich war tatsächlich kurz davor, richtig einzuschlafen, als ich einen Schlüssel in der Haustür hörte. Das musste Ms Kim sein! Schnell setzte ich mich auf und lief zur Haustür.

Hinein kam eine wirklich erschöpft aussehende, alte Frau. Ms Kim schien von jetzt auf gleich sehr gealtert zu sein. Sie wirkte nicht mehr lebensfroh und war recht blass. Ihre Tasche schmiss sie zusammen mit ihren Schuhen einfach in die Ecke und drehte sich dann zu dem Flur um, in dem ich stand. Und sie hatte wohl nicht mit mir gerechnet, da sie sich kurz erschreckte. Sofort stellte sie sich gerader hin und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen.

"Oh, Namjoon. Tut mir leid, ich musste etwas länger etwas besprechen. Hattest du schon etwas zu Essen?", fragte sie sofort liebevoll nach und lief an mir vorbei in die Küche. "Ja, habe ich. Es stehen noch Reste für dich im Kühlschrank", antwortete ich, weshalb sie sich überrascht zu mir drehte. "Du hast etwas für mich übrig gelassen?!" Sie schien ein wenig neben der Spur. Kein Wunder, immerhin war ihrem einzigen Kind heute so etwas schreckliches wiederfahren.

"Ja, es ist aber nichts allzu großes", murmelte ich. Sie öffnete den Kühlschrank und nahm sich tatsächlich die Schüssel heraus, in der die Reste des Abendessens waren. Mit zitternden Händen stellte sie diese neben sich ab. Sie sah gar nicht gesund aus.

Ich lief auf Ms Kim zu und schloss den Kühlschrank, ehe ich die Frau vor mir vorsichtig berührte. Ich wollte auf jeden Fall so etwas wie heute bei Seokjin vermeiden. Müde drehte sie sich zu mir um. Und als sie in mein besorgtes Gesicht blickte, fiel ihre aufgesetzte Maske.

Wie ausgewechselt stand sie plötzlich vor mir und zitterte am ganzen Leib. Vorsichtig führte ich sie zu einem der beiden Hocker an der Theke, auf den sie sich dann setzte. Ich drehte mich um, um ihr ein Glas Wasser zu besorgen, als ich sie schluchzen hörte.

Exchange Student [{NamJin}]Where stories live. Discover now