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"Namjoon! Du bist nicht mehr fett!"

Taehyung stand mit aufgerissenen Augen vor mir. Nachdem Taes Eomma, meinte Tante Kim, mich von Ms Kim abgeholt hatte, mussten wir ungefähr zwei Stunden fahren und nun stand ich vor meinem geliebten Cousin. Kim Taehyung.

"Auch schön dich nach Jahren wiederzusehen", schmunzelte ich. Der Schwarzhaarige vor mir wollte mich umarmen, aber ich war schneller und drückte ihm meine große Tasche in die Hand. "Danke für's Tragen." Damit lief ich an ihm vorbei ins Haus. Perplex folgte er mir und schaute Tante Kim an, die ihn aber nur auslachte. Deshalb schmiss er meine Tasche einfach wütend vor die Treppe und stapfte hinter mir her ins Wohnzimmer. Mit einem tiefen Seufzen ließ ich mich auf das weiße Stoffsofa fallen und schaute aus der großen Fensterfront rechts von mir.

Ja, auch Taehyungs Familie war etwas reicher und ihr Haus somit recht stilvoll und pompös. Und dadurch hatte Tae seine liebe zu teuren Marken gewonnen. Und am größten war diese zu Gucci und Louis Vuitton. Angeber.

"Namjoon", begrüßte mich mein Onkel nach Jahren zum ersten Mal, weshalb ich vom Sofa aufsprang und zu ihm schaute, da er im Eingang des Wohnzimmers stand. Ich rannte förmlich auf ihn zu und umarmte ihn dann fest, immerhin waren es Jahre, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.

Er war deutlich gealtert. Seine Haare waren schon grau geworden und Falten zierten sein Gesicht. Aber er war immer noch sehr gutaussehend. Immerhin hatten alle seine Kinder dieses Aussehen bekommen, gemischt mit dem von Tante Kim. Aber auch ich hatte mich ja komplett verändert.

"Du bist so verdammt groß geworden", lachte mein Onkel, während er sich von mir löste. "Und du bist von dem schüchternen und dicken Jungen der muskulöse und stark aussehende Namjoon geworden!" Bei seinen Worten ließen wir voneinander ab und ich stand vor ihm, bis ich von der Seite aus umgerissen wurde und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landete.

Auf mir lag Taehungs älterer Bruder, der zwei Jahre älter als ich war. Kim Taemin, Student im Fach Politikwissenschaften. Und ein echt guter darin.

"Taemin, Luft!", keuchte ich, weshalb sich der deutlich Kleinere von mir aufrappelte. Aus dem Augenwinkel erblickte ich in genau dem Moment , Taehungs jüngeren Bruder und somit mein dritter Cousin. Und sobald Taemin von mir runter war, lag er auf mir drauf. "Runter Taeseok, bitte!", flehte ich und zum Glück hörte er. Und sobald alle Taes von mir runter waren, konnte ich entspannt aufstehen und mich wieder auf das Sofa fallen lassen.

Es war etwas schwer, meine drei Cousins auseinanderzuhalten, vor allem, da alle mit der Silbe 'Tae' begannen. Aber Onkel und Tante Kim waren da sehr traditionell und somit hatten ihre Kinder die traditionelle eine Vorsilbe bekommen, die alle Kinder einer Familie hatten. So wie halt auch Jungkook und Junghyun.

"Min", fragte ich Taemin, "was machst du hier? Solltest du nicht studieren?" "Ich habe noch fünf Tage frei und habe gehört, dass du uns besuchen kommst. Und das wollte ich nicht verpassen, so selten wir uns alle sehen", lautete seine Antwort. Taeseok war schon wieder weg. Er war aber gerade auch mitten in der Pubertät und seine Freunde waren ihm deshalb wichtiger, da er wohl gerade mit welchen am Videospiele spielen war. Natürlich online über seinen Computer.

"Was ist mit deiner Nase passiert?", wollte Tante Kim dann wissen, als sie mit einer kühlen Cola ins Wohnzimmer zurück kam. Stimmt, da war ja was... Verdammt.

"Ja, also", begann ich deshalb zögernd, während ich mir den Nacken kratzte. "Also mein Gastbruder und ich hassen uns und er hat halt zugeschlagen, nachdem ich auf ihn los bin", gestand ich, weshalb ich einen Schlag auf den Hinterkopf bekam. Wahrscheinlich mehr als verdient...

"Namjoon! Du sollst doch so klug sein!", schimpfte meine Tante direkt los, "Wieso machst du so etwas?!"

Daraufhin erklärte ich ihr in Kurzfassung, was bis heute alles passiert war. Tante Kim hörte bis zum Schluss hin aufmerksam zu, ehe sie mich in den Arm nahm und mir beruhigend über den Rücken streichelte.

"Mein kleiner Engel", grinste sie dann. Engel war irgendwie mein Spitzname geworden, nachdem ich damals, als ich 13 war, einen schweren Unfall hatte und nur mit Glück überlebt hatte. Meine Familie war deshalb der Meinung, dass ein Engel mich gerettet hätte und deshalb war das mein Spitzname geworden.

"Taemin hat dein Gepäck schon in dein Zimmer hier gebracht", kam Onkel Kim dazu. Er setzte sich auf die andere weiße Couch, die gegenüber der Fensterfront stand. "Ich habe hier ein Zimmer?", fragte ich verwundert nach. Wie lange war ich nicht mehr hier gewesen?! Onkel Kim aber lachte nur laut. "Das Gästezimmer ist für die zwei Wochen dein Reich, Großer." Grinsend bedankte ich mich bei Appas Bruder.

"Namjoon!", rief dann Taehyung aus, als er ins Wohnzimmer gerannt kam. "Kommst du mit hoch? Ich habe gerade noch schnell einen Durchgang im Zimmer gebaut, jetzt kannst du mit rein!" "Geh schon, Namjoon", grinste Tante Kim. "Jungs, Essen in einer Stunde. Und ich verlange ab zehn Uhr abends Ruhe, Seok hat morgen seine Nachprüfung!" Nickend verschwanden wir dann aus dem Wohnzimmer und rannten die edle Treppe in Taehyungs großes Zimmer hoch.

In seinem Zimmer angekommen, welches Tatsächlich einer Müllhalde sehr ähnlich war, schmiss ich mich auf das Bett.

"Ew Junge, was ist das?!", fragte ich angewidert, als ich auf etwas feuchtes und klebriges packte, nachdem ich mich etwas aufgesetzt hatte. Auf seinem Bett lag alles mögliche, von Boxershorts über alte und stinkende Tshirts zu benutzten Tellern und leeren Pizzakartons hin. Deshalb könnte das an meiner Hand alles sein. Vorsichtig starrte ich auf meine Hand herunter und hob den Gegenstand auf, nur um ihn keine Sekunde später angewidert wegzuwerfen. Und das in Taes Gesicht, da er bemerkt hatte, um was es sich handelte und es mir deshalb wegnehmen wollte.

"Bah Namjoon!", schrie Tae direkt auf und zog sich die Socke vom Gesicht, da diese an ihm kleben blieb. "Es ist deine Wichse Tae!", schrie ich zurück. "Deine Wichssocke muss ja nicht auf dem Bett liegen! Und warum musstest du sie gerade erst benutzen?!" "Ich war halt horny! Ich werde Siebzehn du Spermaschlucker! Außerdem war die Socke frisch!" "Betonung liegt auf war!" Und damit stürmte ich an ihm vorbei ins Badezimmer, um mir meine Hände lange und sehr gründlich zu waschen. Einer der Gründe, weshalb ich für meine Selbstbefriedigung keine Socken verwendete.

Als ich zurück in Taes Zimmer kam, war die Socke zum Glück verschwunden, sowie seine komplette dreckige Wäsche. Er schmiss gerade die Pizzakartons auf den Boden neben das Geschirr, damit das Doppelbett auch benutzbar war. Und das als Liegefläche und nicht als Mülleimer.

"Und jetzt", kam es von Tae, während er sich auf das Bett warf. "Wie läuft es so bei dir hier?" "Naja", begann ich müde. "Vielleicht siehst du es schon. Ich will einfach nur, dass alles nach den Ferien gut wird. Ich meine, das alles mit Seokjin war nicht so wie geplant und ich wollte doch, dass alles gut wird aber das ist es nicht und deshalb-"

"Hey! Namjoon! Beruhige dich! Atmen Bro! Du wirkst echt durcheinander", kam es beruhigend von Tae, während er mir über den Rücken strich. "Ich weiß, dass du momentan echt grässlich aussiehst, nicht zu übersehen, aber das klappt schon alles. Eomma wird dich einfach am Dienstag mit in ihren Salon nehmen und dir deine Haare mal ordentlich machen und ich chille die zwei Wochen mit dir!"

"Danke Tae, wirklich. Gibt es hier in der Nähe vielleicht ein Fitnesscenter? Das könnte ich verdammt dringend brauchen." Immerhin hatte ich ja jetzt schon über sechs Wochen hier und hatte kaum Sport gemacht. Aber ich wollte unbedingt meine sportliche Figur behalten, ich wollte nie wieder fett werden.

"Klar, etwas weiter in der Innenstadt. Nur so zehn Minuten mit dem Bus runter", meinte Tae. "Wir können gerne ab Montag dahin." "Ja gerne. Danke Tae", bedankte ich mich bei meinem Cousin. "Kein Problem, Joon. Aber lass uns jetzt endlich zocken oder so!", jammerte er direkt, weshalb ich nur meine Augen verdrehte, aber trotzdem zustimmte. Naja, ich ließ ihn spielen, da das ja nicht so meins war.

"Ich öffne mal ein wenig die Vorhänge und dein Fenster", meinte ich nach einiger Zeit, da es mir zu dunkel und stickig hier drinnen wurde. Und das gewaltig. Tae antwortete nicht einmal und zockte einfach weiter. Erneut augenverdrehend stand ich auf und riss die Vorhänge auf, ehe ich das Fenster öffnete.

"Du solltest dringend aufräumen, Tae", meinte ich dann, nachdem ich auf allem möglichen Dingen ausgerutscht war.

"Genau, Taehyung!", mischte sich nun auch Tante Kim ein, die in der geöffneten Tür stand. "Du solltest dringend aufräumen! Namjoon hat da schon recht! Die Müllhalde hier ist bis morgen Abend weg, sonst ist es deine Spielkonsole!" "Aber Eomma!" "Nein, Taehyung. Und jetzt kommt essen!" Damit verschwand Tante Kim und ich folgte ihr. Hinter mir her trottete ein beleidigter Taehyung, aber das war mir egal, so lange es gleich ordentlich Essen gab.

Exchange Student [{NamJin}]Where stories live. Discover now