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"Gefällt dir New York, Seokjin?", fragte mich Mr Kim, während uns der Hauptgang serviert wurde.

"Ja, der Tag heute war großartig", fing ich an, während ich ebenfall zu essen anfing. "Der Times Square ist einfach nur atemberaubend. Aber auch die Freiheitsstatue ist wunderschön", schwärmte ich, während Namjoon gegenüber von mir kichern musste. "Er war aus dem Staunen nicht herauszukriegen", lachte Namjoon, weshalb sein Vater schmunzelte.

"Amerika ist wahrhaftig ein erfüllter Traum", sprach dann Mr Kim. Ich nickte als Antwort und schaute dann zu ihm herüber, um ihm meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. "Wenn Namjoon dann auch endlich sein Studium hier anfängt, habe ich so ziemlich alles erreicht, was ich jemals erreichen wollte. Ich meine, ich werde in den nächsten Tagen Großvater, meine jüngeren Töchter sind alle sehr gut in der Schule und haben bereits jetzt einen Plan für die Zukunft und Namjoon würde direkt nach seinem Studium meine Firma übernehmen."

Und mein Lächeln verschwand von jetzt auf gleich.

"Wenn Namjoon hier sein Studium beginnt?", hakte ich verwundert nach. Ich dachte, er würde in Korea bleiben?!

"Natürlich, Seokjin", antwortete sein Vater ein wenig verwundert. "Er hat hier ja schon seinen festen Studienplatz an einem der besten Colleges weltweit, um Architektur zu studieren. Er wird ja schließlich als mein einziger Sohn die Firma übernehmen. Hatte er dir das nicht erzählt?" "Appa, bitte las-", mischte sich dann Namjoon ziemlich unwohl fühlend in unsere Konversation ein, wurde aber mit einer knappen Handbewegung von seinem Vater gestoppt. "Du sprichst erst, wenn du dazu aufgefordert wirst!"

Mir war gerade zum Heulen zumute. Namjoon hatte das nie angesprochen. Deshalb war er damals auch so verärgert gewesen, als ich meinte, dass ich Architektur interessant finde. Weil er es hasste. Immerhin musste er Architekt werden und diese Firma übernehmen.

"Das mit dem Jahr in Korea ist ja auch nur eine riesige Ausnahme", erzählte Mr Kim dann weiter, während uns der Nachtisch serviert wurde. "Namjoon hatte als Kind einen Herzinfarkt. Wir wussten damals nicht, wodurch dieser gekommen war. Namjoon musste Jahr für Jahr in unterschiedliche Kliniken, um untersucht zu werden. Tatsächlich hatten seine Mutter und ich Angst, dass er sterben könnte, weshalb wir ihm seinen letzten Wunsch erfüllen lassen wollten. Und das ist halt das Jahr in Korea. Danach lebt er so weiter wie zuvor hier auch", beendete Mr Kim seine Erklärung.

Ich fühlte mich hintergangen.

Wieso hatte Namjoon mir so etwas wichtiges verschwiegen?! Ich meinte, wir würden nicht zusammen leben können! Er wäre verdammt noch mal auf einem anderen Kontinent in einer anderen Zeitzone! Und so etwas verschwieg man?!

"M-Mir geht es gerade n-nicht so gut", brachte ich dann mit zitternder Stimme heraus. Besorgt schaute mich Mr Kim an und legte sofort eine Hamd auf meine Schulter. "Du wirkst auch ein wenig blass. Geh am besten einfach schon in euer Zimmer, Namjoon kann dich eben begleiten", schlug er vor und ich nickte. Recht schnell stand ich dann auf und lief aus dem teuren Hotelrestaurant, um ins Bett zu kommen. Einfach nur schnell weg von hier.

Zum Glück hatte ich die Zimmerkarte in meiner Hosentasche, weshalb ich gerade erstmal nicht mit Namjoon sprechen musste. Schnell lief ich weiter zum Fahrstuhl und dann in diesen hinein, ehe ich den Knopf für das passende Stockwerk drückte. Und gerade als sich die Türen schließen wollten drückte Namjoon sich noch in den Fahrstuhl hinein.

"Seokjin, ich-", wollte er beginnen, während wir nach oben fuhren. "Nein", unterbrach ich ihn harsch, obwohl ich ihn gerade einfach nur in meine Arme schließen wollte und nie wieder loslassen. Seufzend fuhr er sich durch die Haare, während ich meine Arme vor meiner Brust verschränkte und meinen Blick auf den Boden senkte. Kurz darauf spürte ich Namjoons Hand auf meiner Schulter, die ich aber nur von mir schüttelte, weshalb er seufzend seine Hand wieder zurück nahm.

Sobald sich die Fahrstuhltür geöffnet hatte, lief ich auch schon schnellen Schrittes weiter zu unserem Zimmer. Namjoon war mir die gesamte Zeit dicht auf den Fersen, was mir gerade aber ziemlich egal war. Ich wollte kurz Zeit für mich haben, um meine wirren Gedanken sortieren zu können. Im Zimmer angekommen zog ich mir schnell mein Jackett aus und legte dieses über die Lehne unseres Sofas, ehe Namjoon langsam die Tür schloss.

"Jin, ich wollte das nicht", hauchte er dann und schaute mir verletzt in die Augen, während ich zurück in seine Augen schaute. Mit dem Unterschied, dass in meinen Augen Tränen waren. "Was wolltest du nicht?!", hakte ich nach. "Mir sagen, dass das mit uns nur vorübergehend ist?! Dass du einfach wieder nach Amerika gehst?! Oder dass du mich deshalb die gesamte Zeit über angelogen hast?!" Den Schmerz in meiner Stimme sowie meine Verzweiflung konnte er wahrscheinlich gut heraushören, und das sollte er auch!

"Ich will das doch alles gar nicht!", rief Namjoon zurück. "Denkst du ich will das?! Ich will doch einfach nur in Korea bleiben, Medizin studieren und mit dir zusammen leben! Ich habe dir das alles nicht gesagt, weil ich wusste wie du reagieren wirst! Ich dachte, ich finde bis dahin eine Lösung!" Und auch in seiner Stimme konnte ich den Schmerz nur so heraushören. Und auch er klang so verzweifelt dabei, weshalb mir stumm einige Tränen über die Wange liefen.

"Bitte geh", hauchte ich dann, weshalb er mich geschockt anschaute. "Bitte lass mich kurz alleine. Ich muss nachdenken", hauchte ich weiter, weshalb er einfach nur still nickte.

"Ich liebe dich wirklich Seokjin, und es war nie meine Absicht dich so zu verletzen. Bitte hasse mich nicht", kam es immer noch schwer gekränkt von ihm, während ich ihm die Zimmerkarte überreichte.

"Ich kann nicht sagen, dass ich dich hasse", antwortete ich ihm dann. "Wir wissen beide ganz genau, dass das nicht der Fall ist. Und ich will dich nicht anlügen, aber ich brauche gerade Zeit." "Ich verstehe dich", grinste er dann schwach. Aber ich konnte genau erkennen, dass das Lächeln falsch war.

Tief seufzend verließ Namjoon dann das Zimmer und ließ mich alleine. Und ich fing an, still zu weinen.

Ich verstand Namjoon, warum er es nicht sagen wollte, aber es wäre doch sinnvoller, jetzt nach Lösungen zu schauen als erst am Ende des Schuljahres, wenn er schon zurück musste. Und zum Glück verstand er mich, dass ich jetzt Zeit für mich brauchte. Ich hätte ihn sonst wahrscheinlich angeschrien, wenn er geblieben wäre. Einfach, weil meine Emotionen mit mir durchgingen.

Immer noch still weinend lief ich zum Kleiderschrank und holte mir ein Tshirt heraus, welches ich danach auf mein Bett schmiss, ehe ich mein weißes Hemd auch schon auszog und mir meine Schuhe von den Füßen kickte. Meine Hose folgte danach ebenfalls auf den Boden, ehe ich mir das gerade herausgenommene Tshirt nahm und überzog.

Ich war nach diesem Tag generell schon müde, weshalb ich mich einfach ins Bett legte und die Decke über meinen Kopf zog. Namjoon und ich würden eine Lösung finden, davon war ich fest überzeugt. Aber dafür müssten wir uns erstmal ordentlich aussprechen. Und dafür bräuchte ich halt Zeit, um mir Gedanken über Lösungen zu machen.

Aber wir würden das schaffen. Irgendwie. Hoffentlich...

Exchange Student [{NamJin}]Where stories live. Discover now