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"Kommst du zu meinem Geburtstag?", fragte mich Yoongi, während ich nickte. Er hatte mich heute von meinem Auto abgeholt, nur um mir diese Frage zu stellen. Und natürlich würde ich zu dem 19. Geburtstag meines besten Freundes kommen.

Zusammen liefen wir gerade zum Schulgebäude, da wir ja leider heute normal Unterricht hatten. Zwar standen die Frühlingsferien kurz vor der Haustür, nächsten Monat halt, aber das bedeutete auch wieder eine stressige Klausurenphase. Und nach dieser würde uns endlich gesagt, ob wir für unsere Abschlussprüfungen zugelassen werden würden. Das einzige, was mich deshalb ein wenig aufmunterte, war deshalb der Blick auf die Ferien, da Namjoon mir schon ein Ticket nach Los Angeles gekauft hatte. Der Spinner wollte unbedingt, dass wir die drei Wochen bei seiner Familie verbrachten, um ein wenig runterkommen zu können.

"Wann feierst du denn genau?", fragte ich Yoongi, der heute für seine Verhältnisse unheimlich gut gelaunt neben mir herlief. Normalerweise zeigte er seine Emotionen nicht wirklich, aber seitdem er mit Jimin zusammen war, zeigte sich wirklich extrem seine emotionale Seite. Der kleine hatte einfach einen verdammt guten Einfluss auf Yoongi, so wie Namjoon auf mich. Immerhin musste ich seit einem halben Monat nicht mehr zur Therapie und meine Medikamente waren deutlich mit ihrer Dosierung runtergegangen.

"Direkt am Samstag. Aber ich feier auch nicht allzu groß", meinte er, während wir zu Hoseok gingen. Dieser hing momentan immer mit Garin ab, da sie sich seit der Klassenfahrt dateten, aber wir alle wussten, dass es schon mehr als das war. Und es freute mich wirklich sehr für ihn.

"Hey Hoseok, hallo Garin", begrüßte ich die beiden, als wir bei diesen ankamen. Yoongi tat es mir gleich und begrüßte beide ebenfalls, als Jimin angetrottet kam. Er wirkte heute total müde und kaputt, was rein gar nicht zu seiner normalen Stimmung passte. "Hey", murmelte er dann, als er bei uns ankam und ließ dabei achtlos seinen hellen Rucksack auf den dreckigen Boden fallen. Und eigentlich achtete er immer darauf, dass seiner Tasche nichts passierte.

"Was ist mit dir los, Engelchen?", fragte auch Yoongi sofort, weshalb Jimin einfach nur mit den Schultern zuckte und sich danach mit total traurigem Gesicht in Yoongis Brust drückte. Und danach brachen wohl auch seine Dämme und er weinte einfach los.

Und da ich nicht untätig neben ihm stehen wollte, umarmte ich ihn einfach von hinten. Yoongi schien das ebenfalls nicht zu stören, da er mir ein bedrücktes Lächeln schenkte. Und Jimin weinte einfach in Yoongis Armen. Was er hatte, wusste ich nicht, weshalb ich leider auch nicht sanft auf ihn einreden konnte.

"M-Meine", schniefte Jimin dann, kam aber nicht weiter, da er erneut aufschluchzen musste. "Ganz ruhig, mein Engel", hauchte Yoongi, ehe er Jimin einen sanften Kuss auf den Scheitel hauchte. "Lass dir Zeit. Alles ganz entspannt."

Jimin atmete einmal mit zitterndem Atem durch, ehe er laut schluckte.

"M-Meine O-Oma i-i-ist heu-heute Nacht ge-gestorben", zitterte Jimin mit seiner Stimme, ehe er erneut sein Gesicht in Yoongis Jacke vergrub und weinte. Und ich löste mich von den beiden.

"Bring Jimin nach Hause", sprach ich Yoongi direkt an, "und bleibe dort mit ihm. Ich melde euch beide im Sekretariat ab." Und damit lief ich schon vor Schulbeginn in das Gebäude. Mittlerweile hatte die Schule eh diese komische Regelung abgeschafft, dass wir erst nach dem ersten Klingeln in die Schule durften, aber wir blieben aus Angewohnheit immer noch draußen. Außerdem wurde es draußen wieder wärmer, weshalb wir gerne in der ersten Wärme standen.

Ich bahnte mir meinen Weg durch die Schülermassen, um ins Sekretariat zu kommen, in welches ich dann auch ein paar Sekunden später eintrat.

"Guten Morgen", begrüßte ich die Sekretärin, welche an ihrem Tresen an einem Computer saß. Natürlich gab es an einer großen Schule wie unserer noch mehr Sekretärinnen und Computer für diese, nur wurden die immer erst nach acht Uhr besetzt, da jetzt höchstens die Krankmeldungen reingingen.

"Guten Morgen", wandte sich dann die Sekretärin mir zu. "Wie kann ich helfen?" "Ähm", fing ich an, während ich näher an den Tresen lief. "Mein Freund Jimin fühlt sich heute nicht so gut. Seine Oma ist heute Nacht gestorben und er ist trotzdem gekommen. Jetzt weint er aber und deshalb will ihn sein fester Freund nach Hause bringen und ich wollte beide deshalb abmelden", erklärte ich ihr mein Anliegen.

"Jimin und weiter?", fragte sie dann sanft mit einem Lächeln im Gesicht nach. "Park Jimin", antwortete ich ihr, ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht. "Der wurde aber tatsächlich heute morgen krank gemeldet. Anscheinend ist er aber trotzdem gekommen", murmelte die etwas ältere Frau dann und wandte ihren Blick wieder mir zu. "Und wie heißt sein fester Freund, dass ich ihn ebenfalls abmelden kann?", fragte sie dann weiter. "Min Yoongi", antwortete ich ihr dann schnell, weshalb sie sich das ebenfalls notierte.

"Okay, vielen Dank für deine Information. Du kannst jetzt gerne wieder gehen", verabschiedete sie sich, weshalb ich mich noch eben bedankte und danach den Raum verließ.

Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch lief ich zurück zum Ausgang. Mir tat Jimin gerade einfach verdammt leid. Ich selber hatte keine gute Bindung zu meiner Familie, immerhin hatte mein Vater mich vergewaltigt, weshalb wir jeglichen Kontakt zu seiner Seite der Familie abgebrochen hatten. Mit meinem Vater selber hatten wir seitdem nicht mehr gesprochen, aber mir wurde noch mitgeteilt, dass der Rest seiner Familie sich ebenfalls von ihm abgewandt hatte, trotzdem wollten sie mir Ruhe geben und nicht länger mit mir in Kontakt bleiben. Und mit Moms Seite verstand ich mich so einigermaßen. Ich hatte ja immerhin Moms Schwester, meine Tante Choi, und mit ihr ihren Mann und meine zwei Cousins und meine Cousine. Meine Großeltern waren schon länger verstorben, weshalb meine Familie dementsprechend klein war.

Als ich aus dem Eingang der Schule lief, ging ich danach zielstrebig weiter zu meiner kleinen Gruppe aus Freunden. Angekommen stellte ich mich einfach dazu und schaute dann durch die Gegend, da ich mit meinen Gedanken wieder einmal woanders war.

"Jinie?", flüsterte mir plötzlich jemand ins Ohr, weshalb ich stark zusammenzuckte. Überrascht schaute ich deshalb zur Seite, nur um dann Namjoon bedrückt neben mir zu sehen. "Ist alles in Ordnung?", fragte er dann besorgt nach, weshalb ich einfach meine Schultern hochzog. "Jimins Oma ist gestorben und Yoongi ist mit ihm nach Hause gegangen", erklärte ich ihm die Kurzform, weshalb sich sein Blick sofort änderte und er mich bedrückt anschaute. "Oh", entwich es ihm dann und ich nickte.

Still umarmte er mich dann von der Seite, weshalb ich seufzte und mich an ihn schmiegte. Ich war einfach gerade nicht in der Stimmung, Namjoon nicht bei mir zu haben. Er war einfach mein Safe-Place geworden und ich wollte ihn nie wieder hergeben. Er war einfach mein Ein und Alles. Vielleicht dachte ich aber nur so über ihn, da er meine erste große Liebe war und ich immer noch blind vor Liebe bei ihm war, aber ich hoffte es nicht. Ich hoffte eher, dass es daran lag, dass ich so hoffnungsvoll in ihn verliebt war und wir deshalb auf einer verdammt guten Vetrauensbasis waren, dass wir einfach immer füreinander da waren. Außerdem war ich für ihn dasselbe. Das konnte ich fest überzeugt sagen, da er mir jeden Tag aufs Neue seine Liebe zeigte und diese zu mir aussprach. Seufzend drehte ich mich wieder zu den anderen, um auf andere Gedanken zu kommen.

Die anderen unterhielten sich ganz entspannt über irgendwelche für mich unwichtigen Themen, weshalb ich wieder mit meinen Gedanken abschwiff, bis es leider zum Unterricht klingelte und wir deshalb alle in das Gebäude mussten.

Exchange Student [{NamJin}]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora