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Ich vermisste ihn.

Ich vermisste ihn so sehr.

Und ich brauchte ihn.

"Jinie", murmelte Jimin neben mir. Mittlerweile war es Mitte Oktober und Namjoon hatte sich seit rund einer Woche gar nicht mehr gemeldet. Ich schrieb ihm täglich Nachrichten, die er nicht einmal mehr las. Und ich fühlte mich dadurch so schlecht wie lange nicht mehr. "Bitte lass das Eis stehen und geh mit uns allen zur Bowlingbahn", versuchte er es erneut, weshalb ich nur mit meinem Kopf schüttelte. "So klappt das nicht", seufzte Garin, weshalb sie mir mein Eis klaute.

"Ey!"

"Schau dich mal an, Seokjin", seufzte Yoongi. "Du wirkst schrecklich." "Weil es mir auch scheiße geht!", antwortete ich ihm harsch. "Willst du darauf hinaus, dass ich fett bin?", fragte ich nach, weshalb Jungkook lachen musste. "Tut mir leid", kicherte er, "aber das kam so stumpf." "Wir vermissen ihn doch auch", fuhr mir Hoseok sanft über den Rücken. Meine Schultern hochziehend nickte ich, während ich meinen Pullover über meine angezogenen Knie zog.

"Zieh dich nicht selber so runter", meinte Jimin als guter Freund. "Aber ich vermisse ihn so sehr. Er antwortet nicht mehr!", jammerte ich. "Uns doch auch nicht. Er hat doch Klausurenphase und wahrscheinlich einfach sein Handy auf lautlos in einer Ecke am verstauben liegen lassen. In zwei Wochen beginnt dein Traumstudium, bitte lass uns dir helfen", versuchte Jimin es erneut sanft.

"Wieso antwortet er nicht mehr?", fragte ich mit brüchiger Stimme, ehe ich mich zu Jimin lehnte und er mich sofort in seine Arme nahm, da ich zu weinen angefangen hatte. "Pscht, alles ist gut", strich er mir über den Rücken. "Ich hole neues Eis", seufzte Garin, ehe ich vernahm, wie sie von Jungkooks Bett aufstand. "Kook, wo habt ihr Eis?", fragte sie Jungkook, da wir momentan bei ihm Zuhause waren.

"Ich komme kurz mit", stand der Angesprochene auf und verließ mit Hoseoks fester Freundin den Raum. "Tut mir leid", nuschelte ich in Jimins Halsbeuge. "Alles gut, Jin. Wir sind für dich da, egal wie lange du Namjoon hinterher trauerst. Ich wäre wahrscheinlich noch schlimmer, wenn Yoongi weg wäre. Es hat den Stärksten von uns getroffen", strich er mir weiter über den Rücken. Verstehend nickte ich, wobei seine längeren Haare in meinem Gesicht kitzelten und ich deshalb lächeln musste.

"Danke", setzte ich mich wieder normal hin. Jimins Haare waren momentan in einem hellen blond gefärbt und sie fielen ihm in längeren Wellen nach hinten und fast bis zu den Schultern. Aber heute trug er einen Zopf, damit seine Haare ein wenig ordentlicher waren. Und wie immer trug er Klamotten, die eigentlich aus der Frauenabteilung stammten. Ich fand es wirklich nicht schlimm oder wollte ihn kritisieren, jedoch warteten wir alle eigentlich nur noch auf sein Outing als Transgender.

"Okay, hast du denn schon alles für deinen Umzug gepackt?", änderte Yoongi das Thema, weshalb ich nickte. "Ja, ich habe in der Nähe eine kleine Wohnung gefunden, die gut bezahlbar ist. Junhyeok übernimmt netterweise alle Kosten und ich bekomme monatlich Geld für Essen. Wenn ich neue Schulsachen oder Klamotten oder so brauche bekomme ich extra ein wenig Geld dafür", lächelte ich. "Und ihr?"

"Yoongi und ich ziehen nächste Woche zusammen!", strahlte Jimin. "Wir gehen in der Nähe von eurer Uni studieren und haben uns zu dritt eine kleine Wohnung besorgt", erklärte Yoongi weiter. "Eure Uni hatte ja nichts mit Musik am Hut." "Und ich werde diese Quälgeister wirklich nie los", lachte Hoseok. Denn er hatte das Glück, auf dieselbe Universität zu gehen und in derselben WG zu leben, bis sie alle das Studium abgeschlossen hatten und wieder ausziehen wollten, um eine Arbeit zu suchen.

"Cool", grinste ich nur schwach. Ich freute mich wirklich für all meine Freunde, aber ich wollte das auch.

"Wir haben neues Eis für alle!", rief Garin, als sie plötzlich mit Jungkook in der Tür stand und eine fünf Liter Box in der Hand hielt. Jungkook hatte auch eine in der Hand, sowie Löffel für uns alle. "Ookie ich auch!", rannte plötzlich sein kleiner Bruder in den Raum. Mühsam krabbelte der das Bett hoch und warf sich neben Jimin und mich, weshalb ich ihn anlächelte.

"Okay, ihr habt den Pott", stellte Garin uns eine Packung Eis mit der passenden Anzahl an Löffeln hin. Junghyun war einer der ersten, der einen Löffel und somit auch Eis im und am Mund hatte, weshalb wir ebenfalls lachend anfingen, Eis zu essen. Dabei sprachen wir über alles mögliche, aber unser Hauptthema wurde ziemlich schnell die Beziehung von Changbin und Felix.

"Habt ihr mitbekommen, dass Changbin wegen Felix nach Australien zu ihm ziehen möchte?", fragte Garin, weshalb Jimin nickte. "Ja, Felix hatte mir das in Sport letztens erzählt", meinte auch Jungkook, weshalb ich lachen musste. "Solange sie da nicht erneut von einem Lehrer beim Sex erwischt werden." "Vier mal ist ein neuer Rekord", lachte Yoongi. "Wir wurden nicht einmal erwischt", grinste Jimin, weshalb Yoongi ihn geschockt ansah. Jimin schien gerade erst zu realisieren, was er gesagt hatte, denn er schlug sich schnell die Hände vor den Mund.

"Habt ihr nicht", lachte Garin, weshalb wir ebenfalls laut lachten. "Was ist Sex?", fragte Junghyun plötzlich neben mir, weshalb wir abrupt aufhörten zu lachen. "Ookie, was ist das?", fragte Junghyun erneut, während er sich die Bettdecke von Jungkook schnappte und sich damit den Mund abputzte. "Sex ist, wenn sich zwei Leute ganz dolle lieb haben", lächelte ich. "Also wir haben alles Sex? Weil, weil ich liebe euch!" "Frag mal Eomma und Appa", lachte Jungkook nur, weshalb wir erneut lachen mussten.

"Ookie!", rief Junghyun plötzlich laut aus. "Ich muss ganz dolle Poopoo machen!" "Wieso sagst du das nicht früher?", sprang Jungkook panisch auf, ehe er sich Junghyun schnappte und mit ihm aus dem Raum stürmte.

"Der Kleine ist echt goldig", grinste Jimin neben mir. "Irgendwann möchte ich auch Kinder kriegen", lächelte er. Und schon wieder machte er so eine zweideutige Andeutung. "Wie meinst du das?", fragte Garin nach. "Also, willst du mit Yoongi, wenn ihr in Zukunft weiterhin ein Paar sein solltet, adoptieren oder würdest du gerne selber Kinder bekommen können?"

"Natürlich adoptieren, ich bin doch ein Mann", lachte Jimin. Jedoch war er der einzige, der lachte, weshalb er abrupt aufhörte und fragend durch die Runde schaute. "Dachtet ihr alle ich wäre Trans?" Eingeknickt nickten wir alle, sogar Yoongi, weshalb Jimin sanft lächelte. "Ich hätte es euch doch erzählt! Ich bin nicht Trans, nur mag ich den femininen Style lieber. Vielleicht bin ich nonbinary oder so, keine Ahnung. Aber ich bin immerhin noch Jimin."

"Mein Jimin", lächelte Yoongi und lehnte sich zu seinem festen Freund rüber, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Du bist definitiv der Coolste von uns, Chim", grinste ich und zog ihn danach in meine Arme. "Seokjin!", jammerte er sofort. "Genieß es! Ich bin ein lebendes Sofa, so breit und wabbelig wie ich bin!", scherzte ich über meine momentane Figur, weshalb der Rest lachen musste.

Mit meinen Freunden Zeit zu verbringen lenkte mich wirklich enorm ab. Vielleicht hatte Namjoon ja wirklich nur momentan keine Zeit und er würde sich im Laufe der nächsten Tage melden. Und wenn nicht, würde ich ihn weiterhin zuspamen, bis er an sein Handy gehen würde. Und wenn ich deshalb seine Schwester anrufen müsste.

Exchange Student [{NamJin}]Where stories live. Discover now