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P.o.V. Namjoon:

"...und deshalb glaube ich, dass er anfängt mich zu mögen."

Nach dem Vorfall mit Yoongi gab es förmlich eine Funkstille zwischen Seokjin und seinem besten Freund. Yoongi war die komplette Woche nicht in der Schule, wie erwartet, und hatte sich nicht einmal bei Seokjin gemeldet. Seokjin aber wollte auch nichts mehr von Yoongi wissen, weshalb er nun mehr mit mir unternahm. Fand ich jetzt nicht so ganz schlimm... Jedenfalls hatten sich Yoongi und Seokjin nur noch einmal bei Kihyuns Beerdigung gesehen. Geredet hatten sie wohl aber nicht, meinte Mrs Min.

Jimin hatte deshalb länger mit Seokjin geredet, der danach nur noch wütender auf das Ganze wurde und letztendlich den Jüngeren aus dem Haus geworfen hatte. Und ich verstand ihn vollkommen.

Aber seine Albträume wurden deshalb wohl wieder schlimmer. Letzte Nacht hatte er so verdammt laut geschrieben, sodass sogar ich Panik bekam. Aber ich hatte Ms Kim noch nie so schnell die Treppe hochrennen sehen. Das einzige Problem, sie wäre dieses Wochenende nicht da. Fortbildung, die sie nicht verschieben konnte. Aber wenn es mit Seokjin wieder schlimmer werden sollte, sollte ich sie jederzeit anrufen.

"Glaubst du das wirklich, Joon?" Erneut seufzte ich. "Spreche ich Chinesisch?! Natürlich nicht, Geongmin. Wenn ich sage, er fängt an mich zu mögen, dann meine ich das auch", antwortete ich meiner Schwester. Sie hatte gerade etwas Zeit, weshalb ich nach der Schule mit ihr am Videochatten war, obwohl es bei ihr in New York schon Nacht war. Aber sie konnte nicht schlafen, weshalb wir mal wieder redeten.

"Namjoon", lachte sie, "ich kenne dich. Und du bist verliebt. Bist du dir denn wirklich sicher?" "Ja, wirklich! Er ist nicht wie Chad damals! Er ist einfach- ach, ich weiß es nicht!", antwortete ich ihr, wahrscheinlich knallrot dabei, während sie lachte. "Mein kleiner Bruder ist verliebt!" Und natürlich stichelte sie. Aber es war ja sozusagen meine Schuld. Wer verliebte sich denn auch in den eigenen Gastbruder?!

"Sagt hier die, die gestern einen Antrag angenommen hat", grinste ich zurück. Ja, Geongmin würde heiraten. Ihr fester Freund, den sie seit der Middleschool hatte, hatte ihr nach Jahren endlich einen Antrag gestellt. Wurde auch mal Zeit! Nächsten Sommer wäre dann auch schon die Hochzeit.

"Ach Namjoon, ich bin so glücklich!" Während sie das sagte, strahlte sie förmlich. Endlich war ihr mal etwas Gutes wiederfahren. Mit 21, also vor gut zwei Jahren, hatte sie schon schmerzvoll erfahren müssen, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Dann hatte ihr damals noch fester Freund einen Verkehrsunfall, in dem er fast umgekommen wäre. Aber jetzt endlich schien den beiden das Schicksal zuzusprechen.

"Schau mal!", grinste sie dann und zeigte mir ihren Ring, den sie an ihrer linken Hand trug. Und wie der strahlte. So wie Geongmin. Und passend dazu lief gerade ihr Verlobter, total verschlafen und nur in Jogginghosen, in das sanft beleuchtete Wohnzimmer, in dem Geongmin saß.

"Babe, what are you doing?", fragte Ethan sofort nach. "I'm calling my brother. I couldn't sleep so I thought we could talk a little bit. You wanna say hello?" "Mhm. Sure. Why not?", murmelte er völlig neben der Spur, während er sich zu Geongmin auf das Sofa setzte. "Hey Johnny, how are you?"

Ja, er nannte mich Johnny, da Namjoon ein wenig kompliziert für ihn war. Und als wir uns das erste Mal begegnet waren, hatte er anstatt 'Joon' halt 'John' verstanden. Deshalb Johnny. Fand ich aber ganz nett. So hatten mich ja auch alle in der Schule genannt, die nicht zufällig eine asiatische Abstammung hatten.

"I'm really fine. Glad you asked. How 'bout you?" "I'm really tired", antwortete er mit einem Lächeln, während er seinen Kopf auf Geongmins Schulter legte. Ethan war ein wirklich gutaussehender Amerikaner. Er hatte leicht gebräunte Haut, da seine Großeltern aus Mexico stammten, und passend dazu hellbraune Haare mit extrem kleinen Locken. Ich nannte es liebevoll Wuschelkopf oder Wischmopp. Und er hasste es ein wenig.

"I can barely see it", scherzte ich. "So you're engaged now", fuhr ich dann fort. "Mhm", murmelte Ethan erneut, ehe er verdammt lange gähnte. "And I'm so happy about it. The biggest gift afterwards would be if Geongmin would get pregnant. We'll never stop trying", kam es leicht beschämt von Ethan. Verübeln konnte ich ihm die Beschämung nicht. Immerhin vögelte er meine Schwester.

"You can do it. I believe in your techniques", lachte ich. "Gosh, shut your mouth little Chinese boy!", lachte er zurück. Früher dachte er immer, ich wäre Chinese, bis Geongmin ihm erklärt hatte, dass wir Geschwister waren. War ein lustiges Abendessen.

"I don't want to bother you! You should both get back to sleep", beendete ich dann so langsam das Telefonat. Immerhin mussten die beiden schon in wenigen Stunden wieder aufstehen, obwohl es Samstag war. Ethan als Feuerwehrmann hatte so gut wie nie frei, weshalb die beiden ihre gemeinsame Zeit natürlich total auskosteten.

"Get yourself that boy", kam es dann von Geongmin, weshalb ich wieder rot wurde. In Gegenwart von Ethan sprachen wir immer Englisch, damit er mitreden konnte. "Oh, is our little Johnny in love? Do you need condoms?" "Oh common Ethan, suck a dick and go to sleep!" "No! He's my fiance!", mischte sich Geongmin schnell ein. "Suck that dick of your soon-to-be boyfriend!" "Okay, bye!", rief ich noch schnell, während Ethan und Geongmin lachend den Videoanruf beendeten. Sie hatten ja so verdammt recht.

Ich war verliebt. Und zwar so richtig.

Haareraufend stand ich von Schreibtisch auf, auf dem mein Laptop stand, nur um mich danach auf mein Bett zu werfen. Wie konnte ich Seokjin für mich gewinnen?! Naja, er war hetero, aber jeder Mensch war ein bisschen schwul. Und wenn er es nicht ausprobierte, dann konnte er ja auch nicht sagen, dass es nichts für ihn war. Und ich würde ihm zeigen, wie schön es sein konnte, schwul zu sein.

Exchange Student [{NamJin}]Where stories live. Discover now