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"Namjoon!", schüttelte mich jemand an meiner Schulter. "Mhm!", grummelte ich nur und drehte mich auf die andere Seite. Das Rütteln an mir wurde weder weniger, sondern eher doller, weshalb ich mich erneut drehte und dabei volle Kanne aus dem Bett flog.

"Autsch!", rief ich dann hellwach aus, ehe ich mich wieder richtig hinsetzte. Jin schaute über die Bettkante entschuldigend zu mir hinunter und reichte mir auch direkt seine Hand, an der ich mich hochzog.

"'Tschuldigung", murmelte Jin, sobald ich wieder auf dem Bett saß und ihn genervt anschaute. "Du hast nur so laut geschnarcht." Und dabei fummelte er wieder an seinem Tshirt herum. "Hättest mich ja wachküssen können", murmelte ich, ehe ich mich erstmal lange streckte, wobei gefühlt mein ganzer Körper knackte. Fertig mit dem Strecken schaute ich zurück zu Seokjin, dessen Gesicht knallrot war. Hatte mein Scherz ihn etwa verlegen gemacht?!

"Ähm... A-Auf keinen Fall", kam es schnippisch von Jin zurück, während er sein Kissen in die Hand nahm und es mir danach ins Gesicht schleuderte.

"Du kleiner!", lachte ich und nahm danach mein Kissen, um es ihm ins Gesicht zu ballern. Und damit flog er nach hinten vom Bett. Geschockt schaute ich sofort nach Seokjin nach. Zum Glück lag dieser lachend auf dem Boden und warf sein Kissen nach mir, welches auch wirklich mein Gesicht traf. Ebenfalls laut lachend schmiss ich beide Kissen nach Seokjin und fiel danach nach hinten auf das Bett, auf dem ich lachend liegen blieb.

"Du Idiot!", lachte Seokjin weiter, ehe er sich dann mit den Kissen auf mich draufschmiss. Breitbeinig setzte er sich auf meine Hüfte und schlug mit dann beide Kissen ins Gesicht.

"Lass das Jin!", lachte ich und packte seine Schultern, ehe ich uns beide undrehte. Jetzt lag ich über Seokjin und ich setzte mich erstmal auf ihn drauf, ehe ich ihm die Kissen abnahm und ihn damit attackierte. Seokjin unter mir lachte verdammt laut. Und wie ich sein Lachen liebte. Er tat es viel zu selten, weshalb ich diesen Moment so lange wie nur möglich herauszögern werden würde. Und genießen. Ich würde diesen Moment genießen wie sonst wa-

"Was macht ihr da?!"

Scheiße! Yoongi!

Seokjin schubste mich förmlich von ihm herunter, weshalb ich mich schnell neben ihm aufsetzte und mir eines der beiden Kissen schnappte, um es vor meinen Oberkörper zu halten. Danke Yoongi, wirklich!

"Jetzt hört schon auf!", kam es dann entspannter von Yoongi. "Ich bin nicht dumm oder so, sondern nur bisexuell. Also erkenne ich, wenn sich zwei Männer lieben." Während er das sagte, hatte er seine Arme verschränkt und ein Lächeln im Gesicht. Und ich starrte ihn nur verwundert an.

"Du bist bisexuell?", fragte ich ihn dann und sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Von überlegen zu erschrocken. "N-Nein a-also", fing Yoongi an zu stottern. Anscheinend suchte er nach einer Ausrede, um sein ungeplantes Outing zu vertuschen.

"Dann ist das so", murmelte Seokjin dann plötzlich, weshalb Yoongi ihn überrascht anschaute. "D-Du ha-hasst aber- warte was?!" Yoongi kam gar nicht mehr klar. "Er muss damit leben", nickte ich das Ganze nur ab, weshalb mich Seokjin warnend ansah. "Ich bin stockschwul und stand nie auf Mädchen", antwortete ich Yoongi. Und er fing laut zu lachen an.

"Was ist?", fragte ich ihn. Machte er sich etwa über mich lustig?!

"Ne, das kauf ich dir nicht ab", lachte Yoongi weiter und entfernte sich dabei von der Tür, um sich auf Seokjins Bett zu werfen. "Als wenn du schwul bist. Und ich stehe auf Jimin oder wie?", lachte er weiter.

"Ja, da gebe ich dir recht. Du hast verdammt recht", stichelte ich weiter. "Ich bin schwul und deshalb sehe ich auch, wenn sich zwei Männer lieben"  verwendete ich jetzt genau seine Worte von eben gegen ihn. "Und ich hatte bisher nur Schwulensex, also..."

"Wirklich?!", fragte Yoongi dann noch mal nach. "Ja", antwortete ich ihm. "Ich bin schwul. Und wie ich schon sagte, hatte ich noch nie etwas mit einer Frau. Die sind mir zu anstrengend", erklärte ich ihm schmunzelnd. Aber seinem Blick nach zu urteilen glaubte er mir immer noch nicht.

"Soll ich dich toppen damit du mir glaubst?", fragte ich Yoongi, weshalb er seine Augen aufriss und hektisch mit dem Kopf schüttelte. "Nein danke, ich bevorzuge auch den Top", murmelte er und ich lachte laut auf.

Während Yoongi und ich am Lachen waren, schaute ich zu Seokjin, da dieser einfach nur stillschweigend neben mir saß. Er schaute nur bedrückt auf sein Kissen, welches vor ihm lag. Lachen oder lächeln tat er nicht, weshalb ich meinen Arm um ihn legte. Daraufhin blickte er mir überrascht in die Augen. Er wirkte ein wenig verletzt, warum wusste ich aber nicht.

"Yoongi, wie viel Uhr ist es eigentlich?", fragte ich dann Seokjins besten Freund, der daraufhin auf die Uhr von Seokjins Wecker auf dem Nachttisch schaute. "Kurz nach acht", antwortete er mir und ich nickte. "Okay. Legen wir uns alle nochmal wieder schlafen?", fragte ich dann nach und Yoongi nickte. "Bin schon weg", lachte er dann und er stand vom Bett auf, um aus dem Raum zurück in mein Bett zu gehen. Natürlich, ohne die Tür zu schließen.

Seufzend stand ich deshalb auf und schloss die Tür dann wieder. Seokjin schaltete das Licht auf seinem Nachttisch an, damit ein wenig Licht das Zimmer beleuchtete. Somit fand ich das Bett auch recht schnell wieder. Sobald ich wieder saß, legte sich Seokjin auch schon wieder gemütlicher hin.

"Möchtest du nicht über Homosexualität reden?", fragte ich ihn sanft, denn das Thema gerade schien ihn beunruhigt zu haben. "Ja aber nein", murmelte er. Er hatte seinen Rücken zu mir gedreht, weshalb ich mich einfach wie heute Nacht an ihn heran legte. Nur dieses Mal bekam ich keinen Ständer, hoffte ich zumindest. Mit meiner Hand rechten Hand strich ich ihm dann sanft durch die Haare, damit er sich etwas wohler fühlen konnte.

"Ist es wegen deinem Vater?", fragte ich vorsichtig nach und bekam deshalb ein zustimmendes Gemurmel von ihm. "Ich habe Angst davor, mich zu outen oder schwul zu leben. Weil er es mir genommen hat", murmelte Seokjin dann weiter. "Er hat mir alles genommen..."

"Das stimmt nicht, Jin", flüsterte ich in die angenehme Stille hinein. "Du bist ein verdammt starker und gutaussehender Mann, Jin. Ich bewundere dich so sehr für jede Entscheidung, die du in deinem Leben getroffen hast, wirklich. Denn ich hätte es nach so einem Vorfall nicht bis hier hin geschafft, ich hätte mich wahrscheinlich umgebracht", gab ich ehrlich zu.

"Ich wollte mich ja auch umbringen", murmelte Seokjin eine Antwort. "Nur war ich selbst dafür zu dumm. Ich bin aus meinem Fenster gesprungen und habe mir dabei nur den Fuß ganz schmerzhaft gebrochen. Danach kam ich zum zweiten Mal in eine Klinik. Und jetzt? Es ist einfach alles so schwer für mich!"

Während er das sagte, fing er in meinen Armen schon zu zittern an. "Hey Jin", beruhigte ich ihn. "Bitte denk nicht über die Vergangenheit nach. Mach das beste aus dem Hier und Jetzt, ja? Klar, es klingt unheimlich schwer, aber es wird dir helfen, wenn du so denkst. Außerdem werde ich dir einfach die schönen Seiten des Lebens zeigen, ja?"

Seokjin drehte sich ruckartig in meinen Armen um und drückte sein Gesicht in meine Halsbeuge. "Vielen Dank, Joonie", nuschelte er dort hinein und ich errötete. Er vertraute mir wirklich.

"Kein Problem, Jinie", antwortete ich ihm und wie aus einem Reflex heraus küsste ich seinen Haarscheitel. Erschrocken fuhr ich danach zurück.

Seokjin hatte davon anscheinend nichts mitbekommen, da er so erschöpft war, dass er schon wieder am Schlafen war. Darüber musste ich schmunzeln, ehe ich breit grinsend das Licht an seinem Nachttisch ausstelte und mich danach, mit Jin im Arm, ordentlich hinlegte und erneut die Augen schloss.

Exchange Student [{NamJin}]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt