4. Kapitel

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„In der Tat, das gibt es.", sagt sie und verschränkt die Arme wieder vor der Brust, wofür die Verkäuferin, die gerade zurückkommt, sie verärgert anschaut.

„Ich bin ganz Ohr." sagt er nur und streckt nun auch seine Arme aus, mustert sie weiterhin durchgehend.

„Es gehört sich nicht, so mit diesen Wesen umzugehen!", beginnt sie, ihm ihre Meinung zu geigen, als er sie auch schon wieder unterbricht.

„Ist das so?", Malfoy hebt belustigt die Augenbraue und ignoriert den Mann, der sich nun endlich einigermaßen gut um ihn kümmern kann, weiterhin.

„Ja. Sie haben doch auch Gefühle und ohne sie, müssten Sie Vieles alleine machen. Diese Wesen räumen Ihren Scheiß weg und Sie bestrafen sie dafür.", fährt sie empört fort und funkelt ihn aus wütenden Augen an. Aus den Augenwinkeln nimmt Lou wahr, wie die Hauselfe vorsichtig und verängstigt einige Schritte zurück geht, als erwarte sie einen Wutausbruch von Malfoy. Das scheint nicht einmal so unwahrscheinlich, bei dem Blick, den der blonde Mann nun drauf hat. Jedoch ist Lou sich nicht ganz sicher, ob dieser Blick ihr oder der Elfe gilt. Denn wer weiß, ob er seine Wut am Ende nicht an dieser auslässt, wenn er es bei ihr nicht tun kann.

„Wissen Sie...", beginnt er vollkommen ruhig mit der Stimme, obwohl sein Blick etwas vollkommen Anderes sagt. „Sie, Miss Flinker, haben mir rein gar nichts vorzuschreiben. Weder wie ich mit meinen Untertanen umzugehen habe, noch wie ich mit Ihnen umzugehen habe.", sagt er mit einem gefährlichen Unterton und jagt ihr damit Schauer über die Haut. Den Kopf senkt er dabei ein wenig, sodass seine Augen noch zusätzlich hervorgehoben werden, als wenn er ihn arrogant nach hinten neigen würde.

Für einen Moment ist Lou verwirrt, nicht in der Lage etwas zu sagen. Was meint er mit: Sie haben mir nicht zu sagen, wie ich mit Ihnen umzugehen habe!? Natürlich ist er nicht die netteste Person auf Erden zu ihr, doch die Art wie er es sagt ist doch deutlich beunruhigend.

Malfoy dreht sich immer noch nicht um, betrachtet sie weiter, während Lou jetzt auch die Arme ausstrecken muss und es nicht wagt, auch nur noch ein Wort zu sagen.

Der schreckliche Hausherr neben ihr steht vollkommen starr und erhoben da, sodass es sie überrascht, als er plötzlich seine Hand ausstreckt und die ihre umgreift, sie ineinander verschränkt.

Es ist nicht schön, nicht sanft und nicht weich. Im Gegenteil, er wendet Kraft und Druck an, scheint nicht vorzuhaben, sie wieder loszulassen.

Lou versucht ihre Hand zu entziehen, doch dieser Versuch scheitert sofort. Malfoy hat eine unwahrscheinliche Kraft, von der sie nicht geglaubt hat, dass er sie besitzen würde.

„Lassen Sie mich los, Sir.", sagt sie leicht angepisst und panisch, woraufhin er die Lippen wieder nur zu einem kalten Lächeln verzieht.

„Nicht doch, Liebes. Du hast es schon wieder getan...

„Was?", fragt sie verwirrt. „Und warum duzen Sie mich?"

Mit der anderen Hand macht er eine Bewegung, die ihr bedeutet, lieber den Mund zu halten „Ich habe hier das Sagen. Und ich bestimme, wie ich dich nenne und wie nicht. Außerdem hast du es auch nicht verdient, dass ich dir diesen Respekt gegenüber bringe. So wie du mit mir sprichst... in diesem Ton, der den ganzen Eindruck von dir zerstört.

Zudem schaffe ich damit eine privatere und... intimere Ebene.", sagt er vollkommen ruhig und entspannt seine Gesichtsmuskeln ein wenig, jedoch nicht den Druck in seiner Hand.

Er bringt Lou mit dieser Ansprache zum Verstummen und selbst die Frau vor ihr hat es die Sprache verschlagen. Eben noch gesprächig, bringt sie jetzt keinen Ton mehr raus.

„Ich...", Sie bringt ab. Lou hat keine Ahnung, was sie dazu sagen soll. Ihm erneut zu sagen, dass er das bitte unterlassen soll, bringt wohl herzlich wenig und verschlimmert ihre Lage vermutlich nur noch mehr. Was auch immer das für eine Lage ist.

„Du hast Angst.", stellt er nach einiger Zeit fest, in der Lou bereits den anderen Arm senken lassen konnte. Auch der Mann ist endlich fertig damit, an Malfoy Maße zu nehmen und darüber wohl mehr als nur froh. Malfoy lässt seine beiden Arme sinken, somit auch den Anderen von Lou, hält jedoch weiter ihre Hand. Lou kann nicht anders als immer wieder darauf zu schauen. Zwingt dieser fremde Mann sie gerade wirklich, mit ihm Händchen zu halten? Oder was auch immer das sein soll?

Auf seine Feststellung, währenddessen er noch immer jeden Winkel ihres Gesichts mustert, weiß sie nichts hinzuzufügen. Er hat recht, sie hat Angst. Zwar ist sie kein ängstlicher Mensch, doch diese Person lässt sie wahrhaftig die nackte Angst spüren.

„Du wagst es nicht einmal mehr zu sprechen.", sagt er quälend langsam und verharrt immer noch so. „Gefällt mir. Ich kann freche Mäuler nicht ertragen und es ist gut, dass du keines zu sein scheinst. Oder zumindest gesunden Respekt vor mir hast."

Lou sieht wieder in seine Augen und ballt die andere Hand zu Faust. Das reicht jetzt. Bis hier und nicht weiter, er hat sich eindeutig zu viel erlaubt.

„Ich verachte Sie!", bricht es aus ihr raus, was Malfoy einige Male blinzeln lässt.

„Doch nicht so gehorsam...", sagt er schon fast so verachtend wie zu der Hauselfe und reißt sich mit einem Mal aus der Starre und streitet gefährlich langsam auf sie zu, drängt sie dabei immer mehr zurück.

Lou hat den starken Geruch seines Parfüms in der Nase und vor allem: ihre Hand in seiner.

„Du hörst mir jetzt mal zu.", beginnt er seine Ansprache, in der er seine Wut deutlich unterdrücken muss und stehen bleibt. Mit seiner Hand zwingt er sie damit auch stehen zu blieben. Er beugt sich immer weiter zu ihr vor, sodass sie schon seinen Atem spüren kann. Einen Moment befürchtet sie, er könnte auf die dumme Idee kommen und sie küssen, doch dann wendet sich sein Kopf doch zu ihrem Ohr und er haucht dicht daran: „Ich. Lasse. So. Nicht. Mit. Mir. Reden. Und für dich bin ich Lucius. Also nennst du mich ab jetzt auch besser so."

Lou wagt es kaum zu atmen, ihr Verstand sagt ihr, dass sie einfach nur nicken soll oder wimmern oder was auch immer. Aber auf keinen Fall etwas sagen!

Trotz allem schaffen es ein paar stockende Worte über ihre Lippen: „Ich... werde... Sie... wahrscheinlich nie wieder sehen..."

Lucius stockt für einen Moment an ihrem Ohr, ehe er Luft holt, was Lou deutlich hört, und ihr seine nächsten bedrohlichen Worte zuflüstert: „Das glaubst auch nur du... Lou."

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWhere stories live. Discover now