47. Kapitel

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„Wie hast du...", fragt sie mit einem Stirnrunzeln, was Lucius mit einem Schmunzeln quittiert. Er greift in die Regale und zieht sowohl für sich, als auch für sie neue Klamotten heraus. Was es genau ist, kann sie nicht erkennen.

Danach geht er auf sie zu und deutet mit dem Kopf auf die Tür zum sicherlich ebenso großzügig eingerichteten Badezimmer. „Ich habe so meine... Mittel und Wege. Flumpi ist schließlich nicht meine einzige Hauselfe."

Lou nickt leicht, überrascht über den netten Umgangston. Hoffentlich bleibt das erst mal so. Sie ist sich sicher, dass es nach dem Frühstück nicht mehr so rosig sein wird.

Lucius öffnet mit einer vollbeladenen Hand die Tür zum Bad und hält sie für sie auf.

Lou zwingt sich zu einem dankbaren Lächeln und geht hinein, sieht sich um. Edle Fließen befinden sich auf dem Boden, ebenso wie eine große Badewanne, die in Beton mit Fließen überdeckt, eingelassen ist. Sie staunt nicht schlecht. Das ist schon eher das, was sie erwartet hat.

Auf einer Seite geht es etwas um die Ecke, vermutlich befindet sich dort noch eine Dusche.

Gegenüber davon sind zwei große Waschbecken nebeneinander. Wofür er wohl ausgerechnet zwei braucht? Hat früher eins seiner Frau und eins ihm gehört? Würde Sinn ergeben, auch wenn es nicht sonderlich nachhaltig ist, wenn man sich nicht mal ein Waschbecken teilen kann.

Auf dem riesigen Wandspiegel sieht sie, wie Lucius hinter ihr zur Badewanne geht und die Klamotten auf eine freie Fläche legt. Danach dreht er sich schwungvoll um und tritt näher zum Spiegel. Einen Moment passiert gar nichts. Sekundenlang betrachten sie sich einfach nur gegenseitig im Spiegel, stehen wenige Meter voneinander entfernt. Lou weiß nicht, was sie tun soll. Sich umdrehen, mit ihm reden und darum bitten, sich alleine waschen zu dürfen? Das dürfte höchstwahrscheinlich nichts bringen außer seine Wut. Außerdem hat er sie schon mehrfach nackt gesehen, also macht das auch keinen sonderlich großen Unterschied mehr.

Lucius tritt plötzlich einen Schritt vor zu ihr und schlingt seine Arme um sie. Ihr Rücken liegt zum Glück nicht komplett an seiner Brust, sodass er den, noch immer ein wenig schmerzenden Rücken, nicht berührt.

Lucius beugt sich vor, betrachtet sich und sie im Spiegel. Sein Kopf befindet sich direkt neben ihrem. Lous Atem beschleunigt sich.

„Wir würden so gut zusammenpassen. Sieh doch, was ein schönes Paar wir wären.", murmelt er vor sich hin und streicht ihr sanft an den Seiten entlang. Lou bekommt Gänsehaut, genießt diese Berührung komischerweise.

Ihr Kopf sagt ihr, dass sie weg gehen sollte oder schon einmal ins Wasser gehen soll, aber egal wie sehr sie es auch will, passiert nichts. Absolut nichts. Sie kann sich nicht bewegen, wagt und will es auch gar nicht.

Erst als Lucius ihr mit der Handseite sanft über die Wange streichelt und sich dann von ihr entfernt, dreht sie sich zu ihm um.

Lucius geht zu der großen Badewanne und lässt Badewasser ein. Mit einem Schnipsen färbt sich das Wasser grünlich und duftet nach Minze. Lou muss lächeln. Natürlich grün, wer hätte es gedacht. Wie er wohl mit Minzegeruch riecht?

Geschockt über sich selbst, verwirft sie diesen Gedanken schnell wieder. Wie kommt sie nur auf so etwas?

Der blonde Mann erhebt sich wieder und reicht ihr stolz die Hand. „Komm", befiehlt er in einem lieblichen Ton. Keine Spur mehr von der sonst so wütenden, bösen Art. Die Nacht, in der sie in seinen Armen lag, hat ihm wohl geholfen, sich zu beruhigen und zu besinnen.

Dennoch bleibt Lou skeptisch.

„Ich sagte, komm her.", wiederholt er sich in einem raueren Ton und mit einem kleineren Lächeln.

Sofort setzt sich sie sich in seine Richtung in Bewegung. Lucius hält sie an den Oberarmen fest, schaut ihr tief in die Augen. Seine grauen Augen sind nicht mehr kalt. Nur noch undurchschaubar. Aber sie glänzen. Etwas, das Lou wohl stimmt, obwohl sie Angst hat, dass etwas während des Badens passieren könnte. Aber das würde er nicht wagen, oder?

„Du bist so wunderschön... dreh dich um, ich will deine Wunde vollständig versorgen. Ich denke, das ist nun angebracht. Es werden nur die Narben bleiben, Liebes.", Er schmunzelt wohlwollend. Eigentlich würde Lou das bei einer anderen Person als eingebildet einstufen, aber bei ihm ist es eine Nettigkeit höchsten Grades.

Sie nickt langsam, ein Lächeln erscheint auf ihren Lippen. Endlich! Die halben Behandlungen haben nicht immer viel geholfen. Obwohl es schon deutlich besser geworden ist. Der Grund dafür ist wohl die Maus. Ihre Künste haben gewirkt. Nicht perfekt, aber besser als ohne. Sie sollte ihr danken.

Bei der Erinnerungen an die Maus, kommt Lou auch wieder die Katze in den Sinn. Sollte sie das Thema vielleicht nochmal aufgreifen? Sie wird damit abwarten müssen. Schließlich hat sie vor, bald zu flüchten. Ein weiteres Lebewesen wäre da nur hinderlich.

„Danke, Lucius.", sagt sie. Dieser erwidert ihr Lächeln und dreht sie sanft an den Oberarmen auf die andere Seite. So eine zarte Behandlung von ihm ist sie nicht gewohnt. Aber es ist schön. Er scheint sich wirklich Mühe zu geben. Vielleicht, weil ihn der Ehrgeiz gepackt hat und er seine Strategie ändert? Wie es aussieht, kann er eben doch anders. Natürlich immer noch gebieterisch, aber dahingehend hat er sie ja auch vorgewarnt. Lou kann ihm keine Vorwürfe machen.

„Ich werde dir jetzt den Pullover ausziehen.", sagt er und warnt sie damit vor. Noch etwas Ungewöhnliches. Diese Stimmungsschwankungen können ja doch ganz schön sein. Aber wenn die schönen Phasen vorbei sind, dann wird es wohl nur noch grauenvoller, schrecklicher und verletzender. Sie sollte also genießen, solange es anhält. Wenn sie es hinterfragt und weiter Abstand zu ihm hält, dann wird es nur noch schlimmer für sie werden.

„Gerne, Lucius.", erwidert sie auf seine Warnung hin in einem ehrlichen, freundlichen Ton.

Der große Mann fährt ihre Arme entlang, hebt sie schließlich hoch und zieht Lou vorsichtig den Pullover über den Körper. Darunter ist sie vollkommen nackt und ihre Brüste kommen zum Vorschein. Lucius zieht es weiter, bis der Stoff auch über ihrem Kopf ist. Er legt den Pullover achtlos auf den Boden und wandert langsam und sanft ihre nackten Seiten hinunter. Sie muss sich zusammenreißen, sich zu kontrollieren.

Lucius scheint das Ganze zu genießen. Wenn sie ganz ehrlich mit sich ist, dann sieht es da bei ihr nicht viel anders aus.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWhere stories live. Discover now