94. Kapitel

562 35 0
                                    

Als sie die Augen aufschlägt, blendet Lou das Licht. Sie braucht einen Moment um sich zu orientieren und schaut auf die rechte Seite. Ein Lächeln stiehlt sich auf ihre Mundwinkel, als sie Lucius an den Bettpfosten gelehnt stehen sieht.

Seine Züge werden sanfter, als er ihr Lächeln sieht.

Sie streckt sich und fühlt diese innere Energie, diese Wärme in sich. Sie kann den Blick einfach nicht von ihm nehmen. Ihr ist nur vage bewusst, dass sich etwas verändert haben muss. Dieser Trank... war der wirklich notwendig? Sie kann sich nicht vorstellen, wie es ohne dieses Gefühl in ihr gewesen sein soll. Es muss die Hölle gewesen sein!

„Morgen Lucius.", sagt sie, das Lächeln auf ihren Lippen bleibt.

Lou setzt sich auf und mustert ihn. Sie wird immer nervöser. Sie möchte sich in seine Arme werfen, sich bei ihm sicher fühlen. Er wird doch nichts dagegen haben, oder? Er hat ihr doch immer versichert, sie zu lieben.

Lou durchquert das Bett und erhebt sich ein Stück um ihre Arme um seinen Bauch zu schlingen.

Lucius scheint überrascht, da er erst nach ein paar Sekunden die Hand zu ihren mittlerweile trockenen Haaren ausstreckt und durch sie fährt. Es hat ihn wahrscheinlich nur überrascht, weil er übermüdet ist, oder?

„Guten Morgen, Liebes.", sagt er in seiner tiefen, sanften Stimme. Lou durchfahren Schauer und Blitze. Sie will mehr davon bekommen. Er soll erneut zu ihr sprechen und bitte nie aufhören!

Sie hat die Arme immer noch um ihn gelegt und lässt sich nun zurückfallen, um ihn mit aufs Bett zu ziehen.

Es klappt. Lucius droht auf sie zu fallen. Lou hat keine Angst, dass er sie erdrücken könnte. Sie vertraut ihm. Es zahlt sich selbstverständlich aus; er gibt zwar einen überraschten Aufschrei von sich, stützt sich aber noch rechtzeitig ab und lässt sich dann langsam auf sie sinken. Vor dort rollt er sich auf eine Seite, sodass sie auf ihm liegt und es für beide bequemer ist.

Lucius' Haare liegen verstrubbelt unter ihm oder auf dem Kissen. Lou schlingt ihre Arme um ihn, während er seine um ihren Rücken legt und sie somit fest auf sich hält.

„Endlich bist du da.", murmelt er in ihr Ohr.

Lous Herz stoppt. „Aber ich bin doch bei dir... Und ich will auch bei dir bleiben.", sagt sie verwirrt. Sie war doch nur in dem Keller, nahe bei ihm!

Wie konnte sie eigentlich so dumm sein und flüchten wollen? Alles was sie will ist doch hier: Lucius

Wie kam sie auf diese Idee? Sie wollte frei sein, oder? Wieso hat sie diese Gefühle gehabt? Sie ist doch bei ihm frei...

Plötzlich kann sie sie gar nicht mehr nachvollziehen.

„Da bin ich mir sicher.", sagt er ernster und drückt sie fester. Lou hat nichts dagegen und legt ihren Kopf auf seine Brust. „Nichts wird uns jemals wieder trennen."

„Niemals! Ich weiß wirklich nicht, was mit mir los war. Es war so, als hätte mich etwas Anderes beherrscht, als ich - warum auch immer - flüchten wollte. Dabei will ich doch hier bleiben! Ich verstehe nicht, warum ich es damals nicht wollte.", sagt sie. Ihre Stimme klingt verzweifelt. Er soll ihr nicht böse sein! Sie hat einen schrecklichen Fehler begangen, der unverzeihlich ist.

Lucius verkrampft sich und lächelt gezwungen. „Du hast es ja eingesehen...", sagt er. Es hört sich seltsam geschwollen an, aber was er sagt, das glaubt Lou. Er würde sie nicht anlügen, wenn dann nur ihr zuliebe. Genauso wie sie es bei ihm tun würde.

„Danke, dass du mir diesen Trank gegeben hast... Ich hätte es sonst nie erkannt."

Lucius räuspert sich und lockert den Griff um sie, streichelt ihren Rücken. „Lass mich aufstehen, ich muss mal auf Toilette.", sagt er bedrückt und hebt Lou vorsichtig von sich.

Diese schaut ihm verwirrt hinterher, als er ins Bad geht und die Tür abschließt. Lou runzelt die Stirn. Was hat er denn? Sie hat erkannt, dass sie ihn liebt! Eigentlich sollten sie doch feiern! Obwohl es schon enttäuschend ist, dass sie dafür so lange gebraucht hat...

Ist er deswegen so bedrückt?

Lou fühlt sich schlecht. Wie konnte sie nur so blind sein? Jetzt fühlt sich ihr Geliebter so schlecht und sie ist schuld daran! Er soll sich nicht schlecht fühlen... es soll ihm gut gehen! Und dafür sollte sie als seine künftige Ehefrau sorgen!

Ehefrau...

Lou atmet erleichtert aus. Was ein Glück es doch ist, dass sie in ihn liebt und ihn auch noch heiraten darf! Gut, dass er sie nicht aufgegeben hat – obwohl sie es verstanden hätte, wenn er es getan hätte. Sie hat sich wirklich kindisch verhalten und maßlos übertrieben. Sie hätte sich mehr auf ihn einlassen sollen. Vielleicht hätte sie dann erkennt, dass sie ihn tief im inneren liebt.
Aber hat sie ihn damals schon geliebt oder erst seit heute? Ihr Bewusstsein sagt ihr, dass sie es schon immer getan hat. Doch da ist etwas in ihr, das sie zweifeln lässt.

Lou fährt mich der Hand über das Gesicht und schwingt dann die Beine über die Bettkante. Was für ein Glück sie doch hat, ihn zu haben! Da spielt es jetzt hoffentlich auch keine Rolle mehr, ob ihre Gefühle schon vorher da gewesen sind oder nur vom Trank kommen. Sie wünscht sich, dass es keine Rolle spielt.

Hoffentlich ist Lucius nicht deswegen ins Bad gegangen um sich zu sammeln. Sie hört nicht die Spülung, also ist er vermutlich nicht auf das Klo gegangen. Irgendwas muss mit ihm sein. Ihr letzter Satz muss etwas mit ihm gemacht haben. Bereut er es, ihr den Trank gegeben zu haben? Es macht doch alles für beide besser!

Auf Zehnspitzen läuft sie zur verschlossenen Tür und lehnt das Ohr besorgt an die Tür. Sie hört, wie er etwas vor sich hinmurmelt und seufzt.

Lou fühlt sich noch schlechter und verzieht das Gesicht. Sie hebt zaghaft ihre Hand und klopft an die Tür.

Die leisen Geräusche verstummen sofort und ein paar Sekunden später öffnet sich die Tür und er schaut auf sie hinab. Seine Augen sind rötlich unterlaufen, so als hätte er geweint.

„Geht es dir gut, Liebling?"

Lucius, der sich die Haare hinter die Schultern wirft, weicht ihrem Blickkontakt aus.

„Natürlich. Ich bin nur so... glücklich, dass alles so ist, wie ich es mir gewünscht habe.", er lächelt und schaut sie wieder an, jedoch nicht in die Augen. Er legt einer seiner warmen, großen Hände an ihre Wange und streichelt sie mit dem Daumen. Seine Augen richten sich auf ihre Lippen. Er seufzt und kommt ihr immer näher um sie zu küssen.

Lou spürt diese Anziehung zwischen den beiden und streckt sich, um den letzten Abstand zu überbrücken und ihn zu küssen.

Sie schließt genüsslich die Augen, als sie die weichen Lippen spürt.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyKde žijí příběhy. Začni objevovat