93. Kapitel

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Lucius denkt so. Er würde das bei jeder Sache machen, nur nicht bei ihr Er könnte sie nicht ersetzten, da ist sie sich mittlerweile sicher. Diese Hoffnung ist fatal, dumm. Lou hat gehofft, er würde das sehen, wenn sie weg ist.

Sie hat nie daran geglaubt, dass es wirklich funktionieren kann. Alleine weil sie der Meinung ist, dass Menschen nicht ersetzbar sind. Lucius sieht das anders. Die Leute verkaufen sich und ihre Dienstleistungen und erhalten dafür eine Entlohnung. Besonders auf dem Arbeitsmarkt ist dieses Prinzip zu beobachten. Die Leute versuchen sich so gut wie möglich darzustellen. Es kommt weniger auf ihr Wissen und Können an, sondern darauf, wie sie es verkaufen.

Eine Konsequenz aus diesem System ist, dass die Menschen sich als Ware wahrnehmen; als Ware, die verkauft werden müssen und worauf sie sich ihr ganzes Leben hingearbeitet haben in Form von Schulbildung und anderen Fähigkeiten, die sie besonders wertvoll machen sollen.

Lucius macht das alles noch schlimmer. Er sieht hinter den Leuten keine Menschen, sondern nur Arbeitskraft, die ersetzt werden kann – wie Materielles.

Nur bei ihr scheint er eine Ausnahme zu machen. Vermutlich weil er eine Bindung zu ihr spürt. Diese mag bei seiner Persönlichkeit und seinem Charakter, von dem viele Menschen, die der kapitalistischen Gesellschaft angehören, ebenfalls große Teile besitzen, nicht sonderlich stark sein. Diese Bindung hat nur ein höheres Gewicht im Vergleich zu anderen Menschen. Ob es also wirkliche Liebe ist, ist anzuzweifeln.

Er denkt nur, es sei welche.' , redet Lou sich selbst ein. Vielleicht wird er diese Erkenntnis ja eines Tages sammeln und sie gehen lassen... falls es bis dahin noch möglich ist, die beiden Tränke und die Ehe vollständig rückgängig zu machen.

Sie würde es ihm gerne erklären, wenn er zuhören würde. Aber Zuhören ist etwas, vor dem er sich bei diesem Thema drückt.

„Such dir Klamotten.", sagt Lucius kühl und macht auf dem Absatz kehrt. „Garnu und noch ein anderer Elf werden auf dich aufpassen. Alles ist ausbruchssicher. Versuche es nicht nochmal.", sagt er mit Nachdruck, obwohl das sowieso schon klar ist und er schon einmal formuliert hat.

Lou nickt und ist tief in Gedanken versunken.

Das Atmen von Lucius ist zu hören, als er nochmal umkehrt und sie betrachtet. „Wenn ich da bin, solltest du deine Aufmerksamkeit lieber mir zuwenden und nicht diesem pubertierenden, dummen Jungen, der dich manipuliert hat. Ich verbiete dir weiter an ihn zu denken."

Lou schaut auf und ihre Augen treffen sich. Ihre Hände, die sie nervös gefaltet hat, öffnen sich. „Aber ich habe nicht darüber nachgedacht...", murmelt sie.

Malfoy gibt ein Schnauben von sich. „Du solltest mich nicht noch weiter belügen. Ich weiß es besser."

„Du bist immer der Überzeugung, alles zu wissen. Hast du schon einmal daran gedacht, dass du auch falsch liegen könntest?", fragt sie und hält anschließend die Luft an. Sie hat das Bedürfnis sich von ihm zu entfernen, aber das würde schwach wirken. Gerade ist es wichtig, dass sie ernst, kompetent und ehrlich wirkt.

Lucius hebt daraufhin eine Braue und geht einen Schritt auf sie zu. Den Kopf hat er unheilverkündend gesenkt, sodass ihm weiße Strähnen ins Gesicht fallen. „Du hast mir gar nichts mehr zu sagen. Außerdem habe ich mir mehr als einmal eingestanden, dass ich falsch gelegen habe. Aber wie es ausschaut lag ich in 80% der Fälle in Wirklichkeit doch richtig."

Er dreht sich um und verlässt mit schnellen Schritten den Raum.

Lou schluckt. Das ist der ultimative Beweis: all das, was sie erreicht haben, ist zerstört.

Es wird sich nie mehr ändern, wenn sie in wenigen Minuten oder Stunden den Trank bekommt.

Sie senkt den Kopf und geht in das angrenzende Schlafzimmer zu dem Schrank. Dort sind nicht mehr so viele Klamotten drin. Dennoch erkennt sie neue. Lucius scheint den Hauselfen aufgetragen zu haben neue zu kaufen.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWhere stories live. Discover now