43. Kapitel

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Eine Hand landet auf ihrem Bauch. Lou spannt sich sofort an. Eigentlich tut sie das nur, um nicht zusammenzuzucken wegen der Berührung.

Malfoy bemerkt das wohl, denn er zieht die Hand sofort wieder weg. Seltsam, so ein Verhalten bei ihm. Sonst weicht er auch nie vor so etwas zurück.

Sie hat gar keine Zeit, um sich darüber zu wundern, weil er einmal tief Luft holt und diese dann ausatmet. „Es ist alles meine Schuld.", sagt er. Seine Stimme ist wieder so gefühlsvoll. Er macht Lou noch ganz verrückt! Im einen Moment ist er das größte Arschloch der Welt und im nächsten zeigt er Reue und ist wieder nett.

Er seufzt. „Ich will dass es aufhört..." Lou hört das Rascheln seiner Kleidung. Offenbar stützt er gerade seinen Kopf auf der Matratze ab, denn seine Haare berühren ihre nackte Haut zwischen Oberteil und Hose. „Warum kann ich nicht einfach aufhören, dich zu lieben? Was ist diese Liebe? Warum ist sie so schmerzhaft, wenn sie nicht erwidert wird? Warum muss es mich treffen? Jemand muss mich von diesem Fluch befreien!"

Sofort durchzieht sie ein Schauer, als sie diese Worte hört. Er spricht genau das aus, was sie immer über ihn denkt.

„Ich will doch nur, dass du mich liebst... oder zumindest lieb hast. Aber du hasst mich!", flüstert er. Es ist, als würde er rein gar nichts mehr mitbekommen, fern und in einer anderen Welt sein. Das Nachdenken macht ihn traurig, wie es Denken oftmals tut. Jedoch ist es eher die gesamte Situation, die ihn, wie auch sie, traurig zu machen scheint. Bei ihm kann sie es nicht so ganz verstehen, bei sich selbst natürlich schon. Wenn er anders handelt, hätte sie sich vielleicht sogar in ihn verliebt. Doch das tut er nicht und dann soll er auch keine Gnade erwarten.

„Was soll ich tun? Wie du da liegst... es tut mir so leid." Er schluchzt.

Lucius weint.

Obwohl Lou es nicht will und alles versucht, um nicht gerührt und besorgt zu sein, kann sie es nicht zurückhalten. Sie fühlt doch Mitleid für ihn. Verdammt! Wie kann sie ihn eigentlich noch als Menschen ansehen? Weil er manchmal auch seine menschliche Seite gefällt und die ihr ganz gut gefällt?

„Aber ich kann es einfach nicht... ich kann nicht. Warum verstehst du das denn nicht? Ich bin so eifersüchtig... Ich kann mich nicht kontrollieren! Ich bin ein Versager, der dich gefährdet! Das im Bad... das war alles ernst gemeint. Sowohl von dir, als auch das was ich gesagt habe. Warum willst du es nicht begreifen? Warum kannst du nicht... argh...! Ich bin so hilflos. Bitte hilf mir!"
Seine Fassade bröckelt – nein, sie fällt ganz hinab. Er zeigt seine Selbstzweifel. Schon zum zweiten Mal hat er gesagt, dass er ohne ihre Liebe ein Versager ist.

„Ich kann nicht ohne dich... als du dort im Bad gelegen hast, jetzt hier liegst... Ich bin wild ohne deine Liebe. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ist das tue und für richtig halte. Tief im Inneren weiß ich doch, dass es falsch ist!

Liebe mich bitte! Bitte! Damit ich glücklich werde und es verstehen kann! So lieb mich doch!", Tränen tropfen auf die kleine freie Stelle von Haut. „Liebe mich und dir und mir wird es gut gehen. Ich bitte dich! Tue es für uns beide.", sagt er zum Ende hin lauter, gebrochener.

Lou öffnet die Augen. Sie kann es einfach nicht mehr aushalten. Lucius hat sowieso seinen Kopf gesenkt und sieht sie nicht an. Es ist kaum zu glauben, was er da sagt. Er sollte sich unbedingt behandeln lassen. Lucius fleht sie ja schon an! Er hat zwar schon mehrmals betont, dass er ohne ihre Liebe tot ist und Lou versucht ja auch, sich ihm hinzugeben und ihn zu lieben, aber sie schafft es einfach nicht. Sie kann es nicht! Lou kann Lucius nicht lieben. Gefühle kann man nicht erzwingen.

Das geht einfach nicht.

Lous Augen weiten sich, als ihr etwas einfällt. Ihr Gedanke war falsch. Man kann Liebe erzwingen. Es wäre nur keine ehrliche, von sich heraus entstehende. Es wäre Betrug, könnte aber Vieles verändern. Auch zum Guten in diesem Fall. Es wäre für sie und für ihn einfacher. Beide wären von jetzt auf gleich glücklich, würden sich lieben und ein schönes Leben haben. So wie er es ihr versprochen hat, wenn die Liebe nicht nur einseitig besteht. Es wäre eine gute Option, falls das mit Flumpi nicht funktionieren sollte. Schließlich kann es auch Vorteile haben, seine Ehefrau zu sein. Obwohl das bedeutet, dass sie sich dann selbst aufgibt. Etwas, was sie eigentlich vermeiden sollte. Doch was bleibt ihr anderes übrig? Sie wird erst die Flucht mit der Hauselfe probieren. Falls das nicht funktioniert, kommt sie auf den Trank zurück. So verzweifelt wie er ist, wird er es dann selbst für eine gute Idee halten. Da ist sich Lou sicher.

„Gib mir Amortentia. Ich werde dann besessen von dir sein und wir kommen... besser miteinander aus.", sagt sie klar und deutlich, lässt Lucius damit zusammenzucken. Langsam hebt er seinen Kopf und schaut erschrocken zu ihr. Seine Gefühle zeigen sich für Sekunden noch in der gleichen Intensität, wie bevor sie auf sich aufmerksam gemacht hat.

„Du hast das gehört?", fragt er und verschließt sich sofort wieder. Nur die Tränen glänzen noch in seinen Augen. Ansonsten ist alles kalt. Wie enttäuschend. Es ist immer dasselbe.

„Nur wenig, ich bin davon aufgewacht.", erwidert sie überzeugend, woraufhin er nur nickt. Er schluckt also die Lüge.

Die Erleichterung, die ihn sicherlich durchfluten muss, lässt er sich nicht anmerken.

„Es wäre keine richtige Liebe. Es wäre nur erzwungen und würde sich falsch anfühlen.", murmelt er und nimmt wieder Haltung an, stellt sich aufrecht hin und hebt arrogant den Kopf.

„Aber es wäre doch besser als jetzt. Gib mir jeden Tag die Dosis davon. Ich flehe dich an.", sagt sie und in ihren Augen steht die schmerzhafte Wahrheit. Wenn ihn diese Bitte und der Blick dabei erschrecken sollte, so lässt er sich nichts anmerken und überspielt es mit einem Räuspern. „Ich müsste einen privaten Brauer dafür anstellen."

„Bin ich dir nicht mal so viel wert?", fragt sie provozierend, woraufhin er nur die Braue hebt. Sie fühlt sich lebensmüde, alleine weil sie das erwidert und ihn weiter mustert. Den Kopf muss sie dafür wieder unbequem heben, da sie sich nicht ja aufsetzen kann.

„Nicht so frech." Er ist wieder ein genauso großes Arschloch wie zuvor. Vielleicht wird er sich ja mittels des Trankes öffnen und besser sein. Schließlich ist seine andere Seite...süß? Passt das oder beschreibt es sich besser unter: aufrichtig?

Lou tut so, als hätte sie seine Aussage nicht gehört und verwirft den Gedanken, wie er sein könnte. „Bitte Lucius. Lass es uns versuchen. Es muss ja nicht sofort sein. Vielleicht in einer Woche oder so können wir es ausprobieren. Ein Versuch ist es doch wert. Wenn es nicht funktionieren sollte, können wir den Trank wieder absetzen und alles wird wie zuvor sein. Mit dem Unterschied, dass ich eine andere Seite von dir kennengelernt habe und eine andere Perspektive habe. Vielleicht könnte ich dich dann wirklich ehrlich lieben.", erklärt sie ihm, ist selbst über ihre Worte überrascht. Vielleicht fällt es ihr leicht, so komplex über den Sachverhalt zu denken, weil sie sich unterbewusst schon die ganze Zeit damit beschäftigt hat.

Sie ist zufrieden mit ihrem Vorschlag. Lucius blickt nachdenklich drein, so als würde er überlegen. Das ist gut. Gut ist auch, dass es länger dauern wird, bis er einen dunklen Zauberer gefunden hat und dieser ihm auch noch den verbotenen Trank braut. Genug Zeit, um die andere Möglichkeit auszuprobieren. Wenn das mit Flumpi nicht klappen sollte, dann klappt rein gar nichts. Wenn sie diesen Trank nimmt, dann gibt sie endgültig auf. Da sie ihn erst zu sich nehmen würde, wenn ihr anderer Plan scheitert, bedeutet das, dass sie aufgibt, wenn sie versagt. Ein und für alle mal gibt sie dann auf und legt sich selbst vollständig nieder.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt