87. Kapitel

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„Ich bin enttäuscht. Das darf nicht nochmal passieren. Deshalb wird die Hochzeit vorverlegt. Das hast du dir selbst eingebrockt.", sagt er und beugt sich zu ihr vor, sodass sie seinen heißen Atem spüren kann. Lou bekommt einen Schauder und sieht ihn bittend an. „Keine Widerrede. Wie es aussieht hat es mir nichts gebracht, nett zu dir zu sein..."

Lou möchte unbedingt etwas sagen, doch durch die Hand auf ihrem Mund entfahren ihr nur seltsame Brummgeräusche.

„Wir werden jetzt gehen.", sagt Lucius hart, ohne einen Funken Nachsicht. Er stoßt die Tür hinter ihr auf, schubst sie ins Lager und nimmt ihren Oberarm. Zeitgleich lässt er ihren Mund los, um sie gut dirigieren zu können.

Er schleppt sie durch das Lager, in welchem Unordnung herrscht. Eine Frau steht an einem Regal und zieht gerade einen Karton heraus, als Lucius Lou an ihr vorbei zieht.

„Ämm, entschuldigen Sie, Sie dürfen sich hier nicht aufhalten...", sagt die Frau und stellt den Karton ab, um ihnen zu folgen.

„Halt den Mund und arbeite weiter, wenn du nicht sterben willst, Weib.", zischt Lucius sie gefährlich an. Die Frau tritt vor Schock einen Schritt zurück. Erkennen spiegelt sich in ihrem Blick wieder.

„Und jetzt verschwinde hier!", befiehlt er in dem gleichen Ton. Mit einem hilflosen und mitleidigen Blick auf Lou verlässt sie das Lager. Sie nimmt ihre Beine in die Hand und rennt.

Lucius schaut ihr noch kurz nach, eher er sich umdreht und den Kopf schüttelt. „Das wäre alles nicht nötig, wenn du bei mir geblieben wärst! Ich habe dir sogar deinen Zauberstab gegeben! Und was hast du gemacht? Du hast mein Vertrauen missbraucht, es mit Füßen getreten!", brüllt er sie an. Lou zuckt zusammen und schaut ihm nicht in die Augen. Sie kann es einfach nicht.
„Sieh mich an, wenn ich mit dir rede! Wie konntest du nur?"

Lucius gibt ihr eine kräftige Ohrfeige, sodass ihr Kopf zur Seite fliegt. Sie hält sich geschockt die Wange, hat aber keine Chance, um etwas dagegen zu tun. Sich jetzt zu wehren würde alles nur noch schlimmer machen. Sie muss ausharren, hoffen, dass Jack keine Dummheiten macht und Malfoy ihn nicht bestrafen wird.

Eine Träne verlässt ihre Augen. „Bitte, ich wollte das nur widerwillig. Ich hatte ein schlechtes Gefühl, aber da war schon alles geplant..."

Da war schon alles geplant, ich hatte doch keine Wahl! Du solltest mich nicht noch weiter provozieren!", äfft er sie nach. Lous Herz zerspringt. „Du hasst mich, abgrundtief. Denkst du, ich würde das nicht merken? Ich habe genug gewartet, mich genug zusammengerissen. Wenn du nicht willst, dann werde ich dich zwingen. Es gibt immer noch die Möglichkeit dich dazu zu bringen. Du wirst mich lieben. So wie du es einst vorgeschlagen hast." Lou schaut ihn geschockt aber. „Aber... aber ich mag dich."

Lucius lacht kalt auf. Sein Gesicht zeigt keine Anzeichen von Freunde. „Du solltest es nicht noch schlimmer machen als du es schon getan hast. Es ist nicht fair, es mir auch noch unter die Nase zu reiben!"

„Aber es stimmt doch! Ich fühle für dich wie zu einem Bruder!", ruft sie verzweifelt aus. In ihr macht sich eine Panik breit, mit der sie nicht umzugehen weiß.

„Das bedeutet nichts. Es hat nur so funktioniert wie es sollte.", sagt er kalt und wirkt traurig.

Lou runzelt die Stirn. „Was meinst du?"

„Das geht dich nichts an! Du würdest es ja nicht verstehen. Wir werden jetzt gehen."

„Ich hatte gehofft, du würdest mich finden...", haucht Lou, als Lucius sie schon weiter zieht und abrupt stehen bleibt. „Du sollst mich nicht anlügen."

Ihre Hand greift an sein verkrampftes Handgelenk und bewegt ihn so dazu, ihr zuzuhören. „Du bedeutest mir etwas. Und ich bereue, was ich getan habe. Es tut mir leid.", sagt sie ehrlich.

Lucius schnaubt. „Ich wusste nicht, dass du eine solche Schlange bist." In seinen Augen spiegelt sich für Sekunden der Hass wieder.

Entmutigt lässt Lou die Hand sinken, ebenso wie ihren Kopf.

„Du hast dich gegen mich und für dieses Schwachkopf entschieden. Und das werde ich dir nie verzeihen. Das ist Verrat. Zu Zeiten Voldemorts hätte ich dich dafür gefoltert, vergewaltigt und umgebracht. Sei froh, dass ich nicht so kaltherzig bin wie du."

Die Tränen kullern unaufhaltsam ihre Wangen hinunter. Meint er es ernst? Sie ist sich nicht sicher und hofft, dass er es nur sagt, um sie zu verletzen. Er würde ihr so etwas doch nie antun, oder? Dazu ist er doch nicht mehr in der Lage! Anderseits hat er es schon mal versucht... Auch wenn das im betrunkenen Zustand gewesen ist, so zählt es dennoch.

„Ich... ich bin kaltherzig?", fragt sie monoton nach. Ein Stich in ihrem Herzen wird immer größer. Wie kann er so etwas zu ihr sagen? Sie muss ihn wirklich sehr verletzt haben, so wie sie es jetzt ist.

„Du bist kaltherzig, weil ich dir egal bin, obwohl ich mir solche Mühe gegeben habe. Du schätzt es nicht. Andauernd hast du gesagt, ich müsse mich ändern. Ich muss mich nicht alleine verändern und besser werden, Lou." Ein klarer Vorwurf ist aus seiner Stimme herauszuhören.

Sie weiß nicht, was sie darauf antworten soll. Sie hat sich für sich entschieden... Ist das kaltherzig? Es ist egoistisch, keine Frage. Aber er ist doch auch egoistisch, wenn er sie für sich beanspruchen will! Er sagt, sie solle sich verändern. Wie denn? Soll sie ihn lieben? Versteht er das unter Veränderung?

„Wir reden später. Die Frau verrät uns sicherlich, ähnlich wie du."

Die Tränen tropfen auf den Boden und ein Wimmern lässt sich nicht mehr unterdrücken. „Hör auf rumzuheulen. Du bist dafür verantwortlich, also musst du es auch aushalten."
Lou sagt nichts und kann es auch gar nicht.

Lucius zieht sie mit einem genervten Schnauben am Arm mit sich.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWhere stories live. Discover now