5. Kapitel

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„Und wir war das nochmal? Was habe ich dir eben gesagt?", fragt er, öffnet den Mund und ein Knurren entrinnt seiner Kehle, als er leicht damit beginnt, in ihr Ohrläppchen zu beißen.

Alle Umstehenden tun so, als sähen sie es nicht. Lou fühlt sich verraten.

Verraten, weil wirklich niemand ihr hilft. Weder die Dame, die sie bedient hat, noch der Herr, der für Malfoy persönlich zuständig gewesen ist. Stattdessen machen sie schnell dass sie davonkommen und in Deckung gehen.

Lou verzieht bei dem Gefühl seiner Zähne an ihrem Ohrläppchen das Gesicht. Einfach nur widerlich.

Zum Glück besteht diese Stelle des Körpers hauptsächlich aus Knorpeln, sonst würde sie vermutlich aufschreien und ihn von sich stoßen. Obwohl sie das gerade auch gerne tun würde, jedoch lässt er das nicht zu.

Es bleibt ihr keine andere Möglichkeit als zu schlucken, zu versuchen nicht daran zu denken und die langen blonden Haare vor ihrem Gesicht zu ignorieren.

Was soll sie tun, damit er aufhört? Lou verfällt immer mehr in Panik. Er ist ihr deutlich zu nahe.

Mit der Zunge schleckt er den Übergang von Ohr zur Wange ab, saugt leicht daran. Durch Lous Körper geht ein Kribbeln, jedoch kein angenehmes. Lucius drängt ihr seine Erektion an die Mitte, was sie die Augen weiten lässt.

Er wird doch wohl nicht...

Offensichtlich schon, denn genau danach sieht es aus. Wie er sie abschleckt, geradezu verschlingt. So als sei sie das beste Eis der Welt, welches gerade am Zerschmelzen ist aber zuvor noch in seinen Magen kommen soll.

Lou fühlt sich deutlich unwohl. Es schmerzt nicht nur im Bereich des Ohres und in ihrem eigenen Zentrum - und das nicht vor Erregung - , sondern auch in ihrem Herzen. Was ist nur in den blonden Mann an ihr geraten? Wie kann er das wagen? Was gibt ihm die Berechtigung dazu, wenn es doch gar keine gibt?

Lou verfällt wie in eine Schockstarre, kann sich nicht rühren und nichts tun. Dafür gehen in ihrem Kopf alle Warnsignale an und raten ihr, schleunigst etwas zu unternehmen. Wäre da nur nicht das Problem, dass sie dazu einfach nicht fähig ist. Sie spannt sich an, mehr nicht.

„Weißt du...", beginnt er zu nuscheln, während er ihren Hals noch immer mit seinen mehr als schmerzhaften Küssen bedeckt. „...Ich hoffe,...", bringt er kaum hörbar für sie hervor, „...wir werden uns wiedersehen.

Ach was rede ich da...", er wandert ein Stück höher zu ihrer Wange und drückt mit der anderen Hand die Ihre ein wenig fester, so als müsste er sich zusammenreißen und würde Halt suchen. „...Ich weiß es.", haucht er noch, seine Hand zittert ein wenig, doch seine Stimme ist klar. Mit einem Ruck löst er sich von ihr, entfernt sich und würdigt sie keines Blickes mehr.

Sein teuer Mantel bauscht auf und weht ihm hinterher. Der Hauselfe, an der er vorbei geht, reißt er mit Wut den Gehstock aus der Hand und macht eine flüchtige Handbewegung, die ihr wohl bedeuten soll, ihm zu folgen. Gerade als er an einem Kleidungsständer vorbei geht, verschwindet und nichts mehr von ihm zu sehen ist, ruft er ihr noch einen Satz in aller Kälte zu: „Ich freue mich schon sehr darauf."

Lous Augenlider beginnen unkontrolliert zu zucken. Erst jetzt, wo er weg ist, kann sie sich ein wenig beruhigen und sich aus ihrer Starre lösen.

Die Gedanken werden geordneter und sie atmet die angehaltene Luft aus. Immer noch ungläubig schaut sie in die Richtung, in die er gegangen ist.

Mit dem Oberteil wischt sie sich gedankenverloren die Spucke an ihrer linken Seite ab und schaut auf ihre Hand, die vom Druck immer noch ein wenig gerötet ist.

Ein wenig schief steht sie da, ist immer noch viel zu betäubt. Immer und immer wieder streicht sie sich über die Stelle am Ohr, als würde sie versuchen, irgendetwas wegzukratzen. Die dunkelbraunen Haare wirft sie dabei zurück, kann die Hand nicht mehr sinken lassen. Den Angestellten wirft sie mehr als nur wütende Blicke zu und schluchzt einmal kurz ängstlich auf, realisiert jetzt erst, dass sie große Angst gehabt hat.

Einige Minuten bleibt sie dabei einfach so stehen, verarbeitet die Ereignisse, ehe sie schweigend die Schultern zurückrollt und den Laden verlässt. Die Verkäufer sind ihr wirklich vollkommen egal. Sie ist zutiefst enttäuscht und braucht jetzt erst einmal ihre Ruhe und Alkohol, obwohl sie davon rein gar nichts hält.

Sie ignoriert die Blicke der Anderen, ist nur darauf bedacht ihm nicht zu begegnen.

Während des Gehens fasst sie einen Entschluss. Sie wird sich nicht unterkriegen lassen. Egal, was Malfoy vor hat. Es klang beängstigend, wie eine Drohung, doch sie wird nicht darauf eingehen. Er ist nur irgendein perverser, reicher alter Mann, der sich an Jüngeren vergreift und sie als sein Betthäschen haben will. Ist es nicht so?

Bestimmt

Nun, sie wird keines davon sein. Niemals!
Bevor sie in den Pub geht, kauft sie sich zuvor noch in einem Geschäft für Zaubertrankzutaten Knallpulver und steckt es sich sicher verwahrt aber griffbereit in die Hosentasche. Wer weiß zu was das noch nützlich werden könnte. Sollte Malfoy oder irgendjemand anderes nochmal so etwas versuchen, dann kann sie es einfach werfen und der Andere wird für einige Sekunden blind und taub. Das verschafft ihr die Möglichkeit das nächste Mal in solchen Situationen zu fliehen. Denn wenn sie ihn wirklich ernst nimmt, dann wird sie es brauchen. Selbst wenn es zu keinem... Treffen... mehr in dieser Art kommen wird, dann kann sie es dennoch im Falle eines Notfalls benutzen. Wer weiß wie die Briten ticken, so jemanden wie Malfoy hat sie in Schweden noch nie getroffen.

Danach geht sie durch die Menschenmenge, versucht Ausschau nach Malfoy zu halten, um ihn aus dem Weg zu gehen und schlängelt sich möglichst unbemerkt zu einer Gaststätte.

Sie geht hinein, bucht sich ein Zimmer und geht schlafen. Jedoch nicht ohne alles um sich herum mit Zaubern zu sichern. Dabei fragt sie sich, ob sie gerade wirklich paranoid ist.

Die Freude über das neue Land und den neuen Lebensabschnitt ist jedenfalls vergangen.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon