8. Kapitel

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Zu ihrem Unglück entfernt er sich aber nicht viel von ihr, bleibt dicht hinter ihr und die Hand greift immer noch um sie. Die Lippen huschen an ihrer Haut entlang, bescheren ihr schon wieder dieses Kribbeln. Er gelangt so bis zu ihren Ohren, knabbert kurz am Ohrläppchen, was sich wirklich seltsam anfühlt. Es ist kein Schmerz, sie spürt im Grunde nicht viel außer seines Atemes, der in ihren Ohren rauscht. Seine Haare fallen leicht auf ihren Rücken als er sich gefühlt halb verrenkt um an ihr Ohr zu kommen. Lou muss sich wirklich beherrschen um nicht zu zittern und wirklich ganz still zu sein.

„hmm...", brummt er in ihr Ohr, was ihr wieder Gänsehaut beschert. So wie ihr Körper reagiert ist sie sich nicht sicher, ob er es toll findet oder nicht. Ihr Kopf sagt nein, aber ihr Körper...

Was sagt ihr Körper? Sie weiß es nicht und will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen. Was feststeht ist, dass sie es durch ihren Kopf als falsch wahrnimmt und es deshalb so ist, unabhängig was ihr Körper sagt.

Seine Haut reibt weiter an ihrem Ohr und sie spürt, wie er das Gesicht wie so oft zu diesem seltsamen Grinsen verzieht.

Sein Atem wird unterbrochen und er setzt erneut zum Sprechen an. „Es soll ja jeder sehen, wem du gehörst.", gibt er in kleineren Atemstößen flüsternd von sich, ehe er sich von ihrem Gesicht entfernt und sich aufrichtet. Die Hand bleibt um sie geschlungen.

Durch seine Worte bezogen auf den Knutschfleck, versteift sie sich nun vollkommen, dreht den Kopf hektisch nach hinten und funkelt ihn böse an. Wenn Blicke töten könnten, wäre Malfoy wohl tot. Und sie zu Eis erstarrt, so kalt wie seiner ist. Wenn Lou ihm so ins Gesicht sieht, könnte sie meinen, sie hätten sich noch nie gesehen. So neutral ist er.

Das Einzige, das auf eine Gefühlsregung hinweist ist sein noch festerer Griff um sie. Lou fasst um seine Hände, versucht sie von sich zu lösen, doch es klappt nicht.

Stattdessen drückt er sie noch näher an sich.

Eine Hand von ihr streicht über die Haut an ihrem Nacken. Außer der Spucke spürt sie nichts aber der Grund, weshalb ihre Hand dort liegt, ist nicht nur um zu überprüfen, ob dort wirklich ein Knutschfleck ist. Dann das ist zweifellos der Fall und das muss sie nicht erst kontrollieren. Sie versucht vielmehr die nackte Haut zu verstecken, damit er es nicht nochmal tut. Obwohl ihn das vermutlich nicht aufhalten würde und ihre Handlung letztlich lachhaft ist.

Lou schaut noch einmal über die ahnungslosen Leute, die immer noch mit sich oder einem anderen beschäftigt sind, bevor sie wieder den Kopf zu ihm dreht.

„Ich gehöre Ihnen nicht.", spuckt sie ihm förmlich entgegen, in ihrem Blick all der Hass und die Wut. Es sind ehrliche Gefühle, aber ein wenig überzogen. Sie sollen ihm zeigen, dass er sie in Ruhe lassen soll.

Malfoy scheint das jedoch wie die Male zuvor nicht zurückzuschrecken, stattdessen hat er wieder dieses schelmische Grinsen drauf, dass sie ihm am liebsten aus dem Gesicht schlagen würde. Zu seinem und ihrem Glück ist sie nicht gewalttätig.

Lou spürt an der Vibration wie der Aufzug einrastet und ist mehr als nur erleichtert. Sie erwartet sehnsüchtig das Gefühl, der Freiheit und des Platzes um ihre Taille, doch es kommt nicht. Erst als alle anderen ausgestiegen sind und neue Leute eintreten wollen, lässt er sie blitzschnell los. Das Grinsen ist aus seinem Gesicht verschwunden. Diese Stimmungsschwankungen verwirren Lou so sehr, dass sie einen Schritt nach vorne macht, um Abstand zu gewinnen. Dieser Mann ist ihr nicht geheuer, absolut unberechenbar. Diese Unberechenbarkeit macht ihn so gefährlich.

Lou läuft mit der Vorderseite weg von ihm, möchte ihm nicht den ungeschützten Rücken kehren. Obwohl das vermutlich eh keinen Unterschied im Falle eines nächsten Übergriffs machen würde. Malfoy ist raffiniert. Er würde damit auch nicht jetzt fortfahren. Nicht, wenn so viele Leute kommen, die sie im Blick haben und das Risiko besteht, dass Gerüchte über ihn entstehen.

Dieser Gedankenzug, diese Logik lässt Lou sich wieder mehr entspannen, sodass sie ihm doch den Rücken zudreht und weiter geht.

Dem Drang sich umzudrehen widersteht sie nur mit großer Mühe. Sie hört seine schweren, großen Schritten hinter sich und den Gehstock, der auf den Marmorfliesen aufschlägt. Lou hat gar keine Zeit diese Etage zu bewundern, viel zu beschäftigt ist sie damit so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Malfoy zu bringen.

Dieser scheint das jedoch nicht zu beabsichtigen, sodass sie noch immer seine Schritte hört als sie in einen leereren Gang abbiegt ohne zu wissen, was sich hier für Räume befinden.

Es laufen nur wenige Hexen und Zauberer an ihr vorbei, weshalb sie sofort seine Anwesenheit hinter sich spürt. Umso näher er ihr kommt, desto mehr will sie ihr Tempo beschleunigen, was er durch seinen Gehstock, der sie zurück zieht, nicht zulässt.

Seine Hand auf ihrer Schulter dreht sie zu sich und seine Augen mustern ihr Gesicht weiter. Die völlige Ruhe scheint ihm zu umgeben, von Hektik oder Zeitdruck nicht die Spur.

Malfoy beugt sich wieder ein Stück zu ihr vor, doch diesmal ist die Stimme nicht flüsternd und rau, sondern befehlerisch und klar. „Was habe ich dir zu meinem Namen gesagt?", fragt er in einem Ton, der sie sich wieder als Kleinkind fühlen lässt, das irgendetwas falsch gemacht hat und selbst darauf kommen soll, um was es sich handelt.

Lou will gerade noch etwas sagen, sich wie jedes Kind damals händeringend erklären, doch wird dabei unterbrochen.

„Du hast mich Lucius zu nennen und zu duzen!", sagt er nur noch, lässt ihr wieder keine Möglichkeit etwas zu sagen und nimmt die Hände und den Gehstock von ihr.

„Außerdem... gehört du mir.", sagt er, als gäbe es keinerlei Einwände und als sei es ein bewiesener Fakt.

Mit diesen bedrohlichen Worten macht er kehrt und geht im gleichmäßigen Schritt in die andere Richtung, entfernt sich immer mehr von ihr.





Hallo! Ich wollte mal fragen, was ihr von Lucius und der Geschichte haltet. Ist er euch zu... dominant oder geht es noch? LG Nele

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz