33. Kapitel

979 50 14
                                    

„Sehr schön, damit sieht du noch besser aus als sowieso schon.", sagt er mit einem Grinsen und mustert sie genaustens, streicht gedankenverloren über den Ring.

Lous Augen fühlen sich wieder mit Wasser. Sie versucht alles, um das zu unterbinden. Es ist eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt dafür, ihrem zerstörten Leben nachzutrauern. „Ich sehe scheiße aus.", murmelt sie leise vor sich hin. Dabei bewegt sie sich nicht, Malfoy hat noch immer ihre Hand in seinen. Sein Druck verstärkt sich ein wenig, ehe er zu sprechen beginnt. „Mag sein, dass du ein wenig mitgenommen wirkst.", Das ist eine krasse Untertreibung. Sie sieht aus wie eine Leiche, die gerade schwer verletzt aus dem zersplitterten Sarg steigt. Über ihr Gesicht ziehen sich Kratzer, aus denen Blut gelaufen ist. Dieses ist nun schon getrocknet.

„Aber das bekommen wir schon wieder hin. Und danach wirst du so schön sein, wie nie zuvor. Die neue Kleidung, die ich für dich besorgt habe, unterstreicht deine Schönheit nochmal zusätzlich.", sagt er sanft und streicht über ihr Kinn, seufzt.

Lou fragt sich, was er alles besorgt haben könnte. Kleidung, die seinem Standard entsprechen, oder auch Unterwäsche? Es würde sie nicht wundern, immerhin ist die Ausbeulung in seiner Hosentasche immer noch deutlich zu sehen.

„Wie hast du dich eigentlich entschieden? Hast du nochmal darüber nachgedacht?", fragt er mit funkelnden Augen, scheint ihre Angst tatsächlich zu ignorieren. Der Gedanke, diese Frau seine Verlobte und bald seine Frau nennen zu können, beflügelt ihn wohl noch. Immerhin ist er so gefahrloser für sie. Hofft sie zumindest.

Lou muss einen Moment darüber nachdenken, was er meinen können, bevor es ihr wieder einfällt. Sie könnte ihm glatt noch eine Klatschen, aber davor wird sie sich hüten. Immer schön lächeln und nicken, sagen, alles sei okay. Und dann, wenn sie bei seinem Manor sind und sie alleine ist, alles beenden.

Ja klar, ich habe gerade ja nicht nur Höllenqualen erlitten und bin fast gestorben. Natürlich ist das erste, woran ich denke, ob ich diese scheiß Katze gegen Sex haben will oder nicht.

„Ja... Lucius", sagt sie mit allerhöchster Anstrengung. „Ich...", Sie fürchtet sich vor seiner Reaktion. „Ich entscheide mich gegen die Katze. Ich würde lieber die Maus nehmen."

Lucius hebt den Blick und schaut zu der Maus. „Eine Maus? Die ist so ein Angsthase, die wird nicht lange leben. Bist du denn bereit dazu, dafür mit mir zu vögeln?", fragt er nach und beugt sich dazu sogar extra vor.

Lou beginnt unkontrolliert zu zittern und sieht dann zur Maus, beißt sich auf die Zähne. Natürlich ist es klar, dass er das auch für sie verlangt. Es geht ihm nicht darum, was für ein Tier es ist. Es geht ihm allgemein nicht um ein Tier. Was für ihn zählt ist einzig und alleine der Sex. Abgesehen davon ist die Maus ein Animagus. Sie hat ein Leben, ist eine Hexe. Weshalb sollte sie sich ebenfalls in die Höhle des Löwen begeben? Man sieht ja, dass die junge Frau schon fast so viel Angst hat wie Lou selbst. Wäre sie die Maus, würde sie sich jetzt schnell aus dem Staub machen. Schließlich lebt sie nicht für eine andere Person. Gut, sie würde nicht für eine andere Person leben, wenn sie die Maus wäre.

Aber als Lou lebt sie tatsächlich für einen anderen Menschen: Lucius Malfoy

Wie sehr sie doch diesen Namen, allgemein alles an ihm hasst!

„D-dann lieber nicht.", sagt sie und hofft, er macht keinen Aufstand und tut ihr noch mehr an. Stattdessen lässt er nun ihre Hand los und steht auf. „Nun gut, selbst schuld. Es wird bald eh dazu kommen. Du wirst dich nicht dagegen wehren können. Und jetzt komm, wir gehen nach Hause. Wir haben noch einiges zu erledigen."

Mit diesen Worten richtet er sich auf, schaut auf sie hinab. Er greift in den Beutel und holt einen weiten Mantel heraus. „Zieh den an.", sagt er nun gleichgültig. Lou schaut an sich hinab, als sie aufsteht. Natürlich muss sie ihre Nacktheit verdecken. War ja klar. Dass das Stoff dabei nur zusätzlich an der Wunde reiben wird und sie vielleicht noch entzünden könnte, scheint ihn nicht zu kümmern.

Mit einem Kloß im Hals nimmt sie den Mantel an und bewegt die Arme. Jede Bewegung schmerzt. Wie schlimm wird es dann wieder sein, wenn die Schmerzmittel nachlassen? Lou hofft, bis dahin gar nichts mehr zu spüren.

Unter größter Anstrengung hält sie den Mantel so weit wie möglich von ihrem Rücken entfernt, als sie hinein schlüpft. Schlüpfen trifft es hierbei eher weniger. Sie tut sich schwer und zischt bei jeder Berührung zusammen. Lucius betrachtet das kalt, sagt aber nichts weiter. Wenn er sie jetzt noch verhöhnen würde, wäre sie mit ihren Nerven komplett am Ende.

Als sie ihn endlich anhat und ihre Augenlider unkontrolliert zucken, setzt sie sich in Bewegung. Jeder einzelne Schritt schmerzt. „Lucius...", fleht sie, als sie neben ihn tritt. „Bitte appariere uns direkt, wenn wir aus dem Pub sind... oder trage mich."

Zwar möchte sie seine Nähe wirklich nicht ertragen müssen, aber so wie es jetzt in dem zugeknöpften Mantel ist, kann es nicht weiter gehen.

Sichtlich zufrieden hebt Malfoy eine Augenbraue und beginnt schelmisch zu grinsen. „Wenn du so darum bettelst, möchte ich dir diesen Wunsch ausnahmsweise erfüllen." Lou ist sich sicher, dass das nicht nur der einzige Grund ist. Er möchte einfach ihre Nähe. Freiwillig scheint ihm wohl auch besser zu gefallen als unfreiwillig. Etwas, das Lou doch schon verwundert. Schließlich ist er eindeutig ein Sadist.

Lucius geht in die Knie, streckt die Arme aus. An einem Arm baumelt der Beutel. Lou bereut es, ihn gefragt zu haben. Sie vertraut ihm doch gar nicht! Er könnte sie jeden Moment loslassen! Und was ist, wenn er sie direkt an den Wunden hält? Am besten wäre es, sie würde mit dem Bauch auf seinen Armen liegen. Aber das sähe schon ziemlich komisch auf und wäre für sie nur noch schmerzhafter. „Bitte... pass auf.", sagt sie unsicher, mit zitternder Stimme.

Malfoy verdreht aber nur die Augen, fasst sie in der Mitte des Rückens und unter den Kniekehlen an und hebt sie hoch. Glücklicherweise berührt er sie nicht direkt auf den Wunden. Dennoch ist der Stoff darüber gespannt. Sie zieht die Luft zischend ein. Verdammt, das tut nochmal mehr weh. Aber ist bestimmt besser, als wenn sich das alles andauernd verschiebt.
Er schaut in ihr vor Schmerz verzogenes Gesicht und löst mit einer flüchtigen Handbewegung, bei der sie fast von ihm rutscht, den Zauber über dem Raum auf.

Dann tritt er mit ihr hinaus, die Treppen hinunter und aus dem Gebäude. Die Leute, die ihnen begegnen, werfen ihnen teils fragende, teils perverse Blicke zu. Kein Wunder, dass so etwas die Aufmerksamkeit aller erzeugt. Das Vorhaben, möglichst unauffällig zu sein ist hiermit offiziell gescheitert.

Zu ihrer Überraschung quält Lucius sie nicht weiter und appariert direkt, als sie die frische Luft um sich spüren und die Appariersperre aufgehoben ist.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt