27. Kapitel

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Lou ist sprachlos, kann nicht mal mehr wimmern. Wie er zu ihr spricht... reiner Zucker. Und er meint es ernst. Das weiß sie jetzt.

Sie klammert sich geradezu an ihn, ist nicht im Begriff, loszulassen. Im Moment ist er das, was sie braucht, das was ihr Halt gibt.

Malfoy streichet über ihre Haare, geht ganz sanft mit ihr um. „Ich verspreche dir etwas. Jeder, der etwas gegen dich sagen sollte, dich verletzen sollte, wird durch meine Hand sterben. Egal ob das, was sie dir antun, seelisch oder körperlich ist.", sagt er mir klarer Stimme und tiefer Entschlossenheit darin. „Sei es auch noch so banal."

Es läuft ihr kalt den Rücken herunter. Natürlich ist das, was er sagt, alles andere als gut und so kann das Zusammenleben, eine Gemeinschaft nicht funktionieren. Ihr ist bewusst, dass das böse, vollkommen überzogen ist und sie sich durch diese Worte nicht beruhigen sollte. Doch auch wenn sie es sich selbst sagt, kann sie nicht wieder zu weinen anfangen.

Sie fühlt sich wohl, anders als sie es sollte. Dieser Typ ist doch vollkommen durchgeknallt, geisteskrank! Wie kann sie sich in diesem Moment so hingeben, sich von ihm halten und trösten lassen? Weil es wie ein Hilferuf ist und sie zu schwach ist, es alleine durchzustehen?

Nein, das ist nicht der Grund. Es muss an ihm liegen und nicht einfach am Fakt, dass er da ist. Er liebt sie. Lucius sieht in ihr etwas Anderes, als die meisten es in ihr sehen. Ob er sie akzeptiert sei mal dahin gestellt. Schließlich möchte er sie noch formen. Also kann sie in dem Gebiet wohl nicht von vollkommener Akzeptierung sprechen. Er liebt sie nur bedingungslos. Egal ob sie so ist wie er will oder nicht. Vielleicht zeigt er seine Liebe in ernsten Momenten nicht. Oder wenn sie ihn immer wieder abweist. Aber mittlerweile ist sie sich seiner Liebe zu ihr ziemlich sicher. Immerhin wäre sie sonst nicht hier.

„D-danke", sagt sie deshalb. Sie bedankt sich nicht unbedingt für die Worte, die sie mit getröstet haben. Eher dafür, dass er sie liebt. Eigentlich ist es schlecht, dass es so ist und er ist der Hauptgrund für ihren Zustand, aber in diesem Moment sehnt sie sich einfach nach Liebe. Nach Zuneigung, Verständnis. Wie das in einer Stunde aussieht, wenn sie sich wieder beruhigt hat, weiß sie nicht.

„Es ist die Wahrheit, Liebes. Bedanke dich nicht für die Wahrheit." Er schmunzelt und hebt dann ihr Kinn an, wischt ihr die letzte Tränenspur weg. „Es wird schon. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. Zwar werde ich nicht immer so nett sein, aber das hängt auch zu einem großen Teil von dir ab. In einem Ernstfall kannst du dich aber immer auf mich verlassen. Das möchte ich dir noch versichern und mitgeben."

Lou schaut ihm direkt in die Augen. Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf ihr Gesicht. „Danke", wiederholt sie einfach nur und nickt. Diese Worte bedeuten ihr unglaublich viel. Selbst wenn sie von ihm kommen. Vielleicht ist er gar nicht mal so schlecht, wie sie gedacht hat.

Er nickt zufrieden und fasst dann an ihre Seiten, dreht sie auf seinen Oberschenkel um. „Dann wollen mir mal essen, damit wir schnell los können.", murmelt er, lässt sie los und greift um sie herum nach Messer und Gabel.

Lou sieht auf das unangerührte Essen auf Lucius' Platz. „Ich habe keinen Hunger.", sagt sie wieder in normaler Stimme, wischt sich einmal mit dem Ärmel über ihr noch warmes Gesicht.

„Du musst etwas essen. Gestern war ein harter Tag für dich. Die nächsten werden nicht einfacher. Also iss und trinkt jetzt.", sagt er zum Ende hin wieder befehlerisch und nicht mehr in dem lieblichen Ton.

Lou überlegt, nickt dann. Er hat recht. Außerdem will sie nicht schon wieder so schnell seine Laune wechseln. Besser ist, sie tut was er sagt.

Währenddessen beugt sich Lucius mit ihr vor und nimmt ihren Teller und ihr Besteck, stellt es neben sein eigenes. Dann beginnt er zu essen, ebenso wie Lou.

Als sie fertig sind erheben sich beide. „Was machen wir jetzt?", fragt sie, wieder vollständig beruhigt. Sie entfernt sich ein Stück von ihm, weil das Vertraute von eben, jetzt wo es ihr besser geht, immer mehr verschwindet. Der Verstand setzt ein.

„Wir holen und kaufen dir Klamotten.", sagt er trocken. „Außerdem muss ich noch etwas wegen des Schwurs erledigen.", antwortet er und Lou lässt den Kopf hängen. Das war ja klar.

Kurze Zeit später apparieren sie zusammen in die Winkelgasse. Nachdem sie wieder auf festem Boden aufkommen und Lous Bauch sich immer mehr beruhigt, will sie seine Hand loslassen. Doch er zieht sie näher an sich, hält sie dicht bei sich. So als wolle er allen signalisieren, sie wäre das Seine. Was sie für ihn ja auch ist.

Er hebt das Kinn an, wirkt kühler als noch vor ein paar Sekunden. Mit den Augen schweift er über die Menschenmenge. „Hattest du vor mir eine Bleibe, eine richtige Wohnung?", fragt er dann und schaut dazu sogar auf sie hinab. Lou seufzt, fühlt sich unwohl in ihrer Haut. So beobachtet von allen Menschen hier. Viele wenden den Blick nicht von ihr und Lucius ab. Die Zweifel tauchen wieder in ihr auf, am liebsten wäre sie weit weg. Kann er sie nicht einfach loslassen und sie neben sich laufen lassen? Wäre das denn so schwer daran? Sie wagt es nicht, ihn danach zu fragen. Vorhin hat er noch Verständnis gezeigt, wie es jetzt aussieht, weiß sie nicht. Sie möchte ihn nicht fragen, die Situation nicht noch schlimmer machen. Aber hat er nicht selbst zu ihr gesagt, er wäre für sie da, wenn sie ihn braucht? Ist das hier einer dieser Ernstfälle? Nein

So besitzergreifend wie er ist, wird er vermutlich nicht darauf verzichten wollen, sie zu halten. Ganz zu ihrem Leidwesen.

„Nein, ich brauche...", sie unterbricht sich bei der Erinnerung an ihre neue Wohnsituation mit Malfoy. „... Ich habe keine gebraucht, weil ich in wenigen Tagen in die Universität gegangen wäre und es da auch Zimmer gibt."

Malfoy hebt die Braue, nickt dann langsam. „Da ist es gut, dass du nun zu mir kommst und dieses Angebot der Bildungsstätte nicht annehmen musst.", sagt er zufrieden mit sich selbst, schaut dann auf. Jedem, der sie auch nur etwas zu lange anschaut, schenkt er einen tötenden Blick. Es schützt sie, sie fühlt sich etwas sicherer. Aber immer noch wie ein Stück Fleisch auf dem Präsentierteller, worauf gezeigt und über das geredet wird.

Sie geht auf seine Worte nicht weiter ein, weil sie nicht daran erinnert werden möchte. Sie hätte gerne mit anderen Studierenden zusammen gewohnt. „Meine Sachen sind in der Gaststätte.", murmelt sie vor sich hin.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWhere stories live. Discover now