28. Kapitel

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„Dann ist das unsere erste Station. Ich möchte sehen, was du so für Klamotten hast. Wir müssen sowieso noch welche kaufen.", sagt er entschlossen und zieht sie mit sich bis an den Anfang der Winkelgasse. Lou runzelt die Stirn. Sie hat doch genug Klamotten, wozu noch welche kaufen? Geld haben kommt ja auch von Geld halten und nicht von Geld sinnlos ausgeben Außerdem erinnert sie sich nicht so gerne daran, schließlich hat sie Malfoy in einem Kleidungsgeschäft kennengelernt. Hätte sie nur einen anderen Tag dazu gewählt.

„Wozu Klamotten kaufen?", fragt sie, versucht ihn irgendwie von dieser Idee abzubringen.

Er hebt die Braue, sieht kurz zu ihr und mustert sie von oben bis unten. „Du bist meine zukünftige Frau. Da solltest du dich auch für unseren Wohlstand angemessen kleiden.", sagt er, wie als wäre es selbstverständlich.

Lou bleibt bei seinen Worten ruckartig stehen. Was hat er gesagt? Sie sei seine baldige Frau? Sie kann keinen Gedanken mehr fassen, hat die Augen geweitet und sieht starr geradeaus. Malfoy dreht sich zu ihr, weil sie sich nicht mehr bewegt. „Was hast du denn anderes erwartet? Natürlich werden wir heiraten.", sagt er verständnislos mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen. Er muss sich großartig fühlen, das zu sagen.

Lou hingegen beginnt zu zittern. Damit ist ihr Leben komplett vorbei. Sie soll sterben wann er stirbt und sich jetzt auch noch durch eine magische Ehe für immer an ihn binden, Versprechen halten, die sie nicht halten kann und will. Wie soll sie das durchstehen? Eigentlich sollte sie sich ein Messer nehmen und es sich mitten ins Herz rammen.

Ihre Hand ballt sich zur Faust. Sie erinnert sich daran, als sie noch dachte, ihn mit Stärke abwimmeln zu können. Fehlanzeige. Wie naiv sie doch gewesen ist. Es gibt keine Rettung mehr für sie. Sie wird für immer bei ihm bleiben müssen. Diese Gedanken, diese Vorstellungen machen sie verrückt. Ihre Beine beginnen zu zittern, es ist, als täte sich ein Loch auf. Als würde sie daran versinken. Ihr eigenes, persönliches Loch. Voller Dunkelheit. Also so, wie sie sich ihre Zukunft an seiner Seite vorstellt. Sie ist eine Gefangene, wird nicht mehr von ihm loskommen. Nie mehr. Das ist ihr mehr als nur bewusst. Wie sie diesen Mann doch hasst. Wenn sie bei der Hochzeit nein sagen würde... würde das funktionieren? Nein, das würde es nicht. Er würde sie dafür nur hart bestrafen und Lou damit alles schlimmer machen. Sie muss sich seinem Willen beugen. Denn wenn sie es nicht tut, ist sie verloren. Komplett verloren. Dann befindet sie sich irgendwann nicht nur in dem Loch, sondern wird zum Loch. Etwas, das nie passieren darf.

Er seufzt, geht auf sie zu und streicht ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Mit dem anderen Arm hält er sie aufrecht. In dem Moment ist sie froh, dass er sie hält. Obwohl sie am liebsten am Boden liegen und schreien würden. Also ist sie so betrachtet wegen seiner Stütze nicht froh.

Eine Träne bahnt sich ihren Weg hinab, füllt die Augen mit noch mehr Tränenflüssigkeit. Lucius seufzt, wischt ihr diese ab. „Weißt du, Männer sehen es nicht gerne, wenn ihre Verlobten weinen. Bei einem Heiratsantrag wäre das nicht schlimm, solange es vor Freude ist. Aber ich weiß, dass es bei dir nicht vor Freude ist. Und das gefällt mir gar nicht.", sagt er leise aber mit einem bedrohlichen Unterton. „Also empfehle ich dir, damit sofort aufzuhören. Falls nicht, werde ich andere Maßnahmen ergreifen müssen."

Lou nickt verstört, hört nichts anderes mehr als seine Worte. Sie will es nicht noch schlimmer machen. Geht es überhaupt noch schlimmer? Mit einem zitternden Arm wischt sie sich die Tränen weg und beißt auf ihre Unterlippe. Später, wenn sie alleine ist, bleibt ihr auch noch Zeit zum Weinen.

Malfoy nickt zufrieden, lässt den Arm um sie geschlungen. „Kannst du laufen oder soll ich dich auch noch tragen?", fragt er, seine Stimme lässt nicht darauf schließen, ob es sarkastisch gemeint ist oder nicht.

Lou schaut auf ihre Knie herab, nickt dann aber. In seinen Armen zu liegen und getragen zu werden ist das letzte, das sie will.
Der blonde Mann ihr gegenüber seufzt. „Du hast so einen schönen Mund, eine so schöne Stimme. Benutze sie bitte."

Lou schluckt und leckt sich über die Zähne, öffnet dann den Mund. „I-ich kann laufen.", presst sie hervor, es hört sich noch sehr weinerlich an. Das obwohl keine Tränen mehr zu sehen sind. Sie kann ihre Stimme einfach nicht kontrollieren.

Malfoy seufzt, gleitet dann mit dem Arm zu ihrer Hand und verschränkt die Finger. Dann geht er einfach, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, los und zieht sie hinter sich her. Lou fühlt sich elendig, wie ein Objekt. Doch sie kann nichts tun. Würde sie sich jetzt losreißen und wegrennen... Es wäre höchstwahrscheinlich ihr Todesurteil. Außerdem ist der Druck seiner Hand so groß, dass ihr das überhaupt nicht möglich gemacht wird.

Sie schaut auf den Boden, versucht nicht zu stolpern. Ihre Gedanken drehen sich um das, was er gesagt hat. Lou bekommt sie einfach nicht aus dem Kopf. Sie ist doch viel zu jung für so etwas. Fast noch ein Kind!

Als Malfoy sie durch eine Tür zieht und sie nun auf einem Holzboden steht, sieht sie auf. Hier ist sie nun wieder, wie noch vor ein paar Tagen. Der Tropfende Kessel. Was würde sie nur dafür tun, um noch hier schlafen zu können? Miete für ihr Zimmer muss sie auch noch bezahlen.

Lucius entspannt sich sichtlich neben ihr, als die Düfte der Drinks zu ihm schweben. Der Wirt weitet die Augen, als er ihn sieht und möchte sofort zu ihm eilen. Doch dieser weist ihn mit einer Handbewegung ab und ignoriert ihn ansonsten. Lou zieht er die Treppen hoch zu den Gästezimmern. „Wo hast du geschlafen?", fragt er angeekelt, als eine Maus an den beiden vorbei flitzt.

Lou zeigt auf eine bestimmte Tür, erinnert sich dann an seine Bitte. Falls man das denn so nennen will. Sie spricht es aus: „Dort habe ich geschlafen."

Malfoy nickt. „Gut. Obwohl, nicht gut. Wie konntest du nur hier schlafen? Das ist unter meinem Standard und hoffentlich auch unter deinem. Welch Glück, dass du nicht mehr hier verweilen musst."

Lous Augenlid zuckt. Wie kann er es wagen? Okay... Eigentlich kann er sich alles erlauben, was sie leider immer und immer wieder feststellen muss. Der Hausherr ist wirklich nett! Und so schlimm ist es auch wieder nicht. Die Maus eben war auch die einzige, die sie bisher hier gesehen hat.

Malfoy geht schnurstracks auf die Tür zu, öffnet sie mit einem kräftigen Stoß seines Fußes. Sie knarzt, bevor er eintritt.

Er lässt seine Augen über das beschauliche Zimmer gleiten. Auf dem Bett liegt eine Tasche mit vergrößertem Inhalt. Die Tasche, in der sich die meisten ihrer Dinge befinden.

Lucius lässt sie los, geht darauf zu und nimmt sie an sich. Er öffnet sie, greift dann schnaubend hinein und wühlt darin herum. Sein Arm verschwindet tief in der Tasche, bald sind nur noch seine Schultern zu sehen.

Lou schluckt, sieht lieber auf den Boden. Dort ist wirklich alles wichtige drin. Spricht, Unterwäsche und auch ein Kuscheltier. Zwar ist sie schon erwachsen, aber einen kleinen, leblosen Freund an ihrer Seite hatte sie schon immer gern. Sie fühlt sich dann so, als sei sie noch ein Kind, nimmt etwas aus ihrer Kindheit mit. Ob es peinlich ist oder nicht, ist ihr bei anderen egal. Aber nicht bei Lucius. Wird er ihr Emil, den Pinguin, wegnehmen? An sich braucht sie ihn nicht zum Schlafen, aber als Erinnerungen soll er immer bei ihr bleiben.

Malfoys Gesichtsausdrücke ändern sich immer mal wieder, je nachdem was er gerade fühlt.

Endlich scheint er gefunden zu haben, was er gesucht hat. Er zieht den Arm heraus und hält was in seiner Hand. Und worum handelt es sich da? Genau, um eine Unterhose.

Lou schließt die Augen. Das war ja irgendwie klar.

Sie wagt es nicht, die Augenlider zu öffnen. Schließlich möchte sie nicht wissen, was er damit vorhat. Malfoy hebt über ihr Verhalten die Braue und schließt die Unterhose in seine Faust, führt sie zu seiner Nase und riecht daran. Ein lautes, genüssliches Ausatmen ist zu hören.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyDonde viven las historias. Descúbrelo ahora