86. Kapitel

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„Lou? Alles in Ordnung? Du wirkst so traurig. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen, wirklich nicht. Ich bin in Sicherheit und kann auf mich aufpassen."
Darum macht sie sich keine Sorgen. Ihm das zu sagen, wäre aber töricht. Sie ist auf seine Hilfe angewiesen und sie möchte ihn nicht verscheuchen. Bedeutet das dann, dass sie ihn ausnutzt? So wie Lu- Malfoy andere Menschen ausnutzt? Sie sollte nicht...

Lou schüttelt den Kopf vorrangig um ihre Gedanken loszuwerden. „Ich mache mir um so vieles Sorgen und Gedanken. Hauptsächlich natürlich um dich..." Das ist eine Lüge und Lou verabscheut sich dafür.

Jack legt ihr eine Hand auf die Schulter und schaut ihr in die Augen. „Ich sehe doch, dass zu lügst. Was ist los?", fragt er in einem ruhigen Ton.

Er... er rastet nicht aus? Lou ist verwirrt. Jack ist so anders als Lucius, versucht sie zu verstehen.

„Ich...", Lou schluckt und versucht sich zu sammeln. Sie sollte es nicht sagen, aber es ist die Wahrheit! Ausgesprochen macht es das noch schlimmer, weil sie es sich mehr bewusst wird. Kurzerhand umarmt sie Jack. „Ich vermisse ihn.", flüstert sie.

„Du... du vermisst deinen Peiniger? Sicher, dass da mehr als als geschwisterliche Gefühle sind?"

„Ich will ihn vergessen.", murmelt Lou weiterhin aufgelöst und ignoriert die letzte Frage von ihm.

Jack seufzt und streicht ihr durch die Haare. „Wenn es in ein paar Wochen immer noch so ist, dann weiß ich eine Lösung. Du musst warten. Das gibt sich mit der Zeit."

„Welche?", fragt Lou und sieht mit großen Augen zu ihm auf.

„Die werde ich dir dann eröffnen. Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass du etwas zu essen bekommst. Ich bezweifle, dass du Waldbeeren gegessen oder ein Tier erlegt hast."

„Da hast du recht.", flüstert Lou ihm zu.

Jack schmunzelt. „Siehst du, Frauen sind ohne Männer aufgeschmissen." Er witzelt und sie lächelt gezwungen. Witzig ist das aus ihrer Sicht nicht. Es ruft die Erinnerungen hervor und zeigt das Bild, welches Malfoy so oft vertreten hat.

Die beiden machen sich fertig. Jack nimmt Lous Hand und zusammen apparieren sie in die Nähe eines Lebensmittelgeschäfts.

Da Lou nicht damit rechnet, Lucius in dieser unscheinbaren Stadt anzutreffen, gehen beide nebeneinander in aller Öffentlichkeit in den Laden. Sie fühlt sich seltsam in ein Muggelgeschäft zu gehen. Nur selten war sie in einem, weil ihre Freundinnen sie dorthin geschleppt haben. Meist gegen ihren Willen. Allerlei Alkohol und anderes haben ihre Freunde und sie in den Ferien gekauft und hatten ihren Spaß. Alkohol wäre auch in dieser Situation recht verlockend, jedoch will sie nicht riskieren, ihre Sinne zu betäuben und damit schlechter oder überhaupt nicht reagieren zu können.

„Was brauchen wir?", fragt er besser gelaunt als vor ein paar Minuten.

„Etwas, das einfach zuzubereiten ist und sich lange hält, würde ich sagen.", beantwortet Lou seine Frage und versucht sich mit der ungewohnten Umgebung von allem anderen, was sie belastet, abzulenken.

Jack und sie verbringen Stunden im Geschäft, um wirklich alles brauchbare mitzunehmen. Viele nützliche Dinge legen sie in den Wagen. Flumpi ist nicht dabei. Die Hauselfe ist zurückgeblieben, um im Notfall ihr Lager zu beschützen.

„Wir brauchen noch Nudeln.", sagt Jack und entfernt sich von ihr und dem Wagen, um diese zu holen.

Lou nickt und stellt sich auf die Kufen des Einkaufswagens und schaut auf die Waren darin.

Sie bekommt gar nicht mit, wie ein Schatten hinter ihr immer größer wird. Es ist nicht ihr Schatten. Das realisiert sie, als sich plötzlich zwei starke Hände am ihre Hüfte legen und fest zudrücken.

„Hör auf Jack.", murmelt sie und beginnt zu kichern, weil sie dort empfindlich ist.

„Ich habe mich also nicht in ihm geirrt.", sagt eine Person mit einer nur allzu bekannten, tiefen und bedrohlichen Stimme in ihrem Ohr. „Hat er dich auf diese Idee gebracht, meine Liebe?", horcht er weiter nach.

Lou spannt sich sofort an. Lucius! Angst macht sich in ihr breit. Sie hat keine Angst vor dem, was er ihr antun könnte. Vielmehr fürchtet sie die Konsequenzen für Jack.

Es ist vorbei... ihre Flucht ist vorbei.

Sie wagt es nicht einmal zu atmen. Was soll sie tun? Aufmerksamkeit zu erregen ist keine gute Idee. Lou holt tief Luft um Jack zu warnen und ihm zu zurufen, seinen Arsch zu retten. Bevor sie es jedoch tun kann, hält Lucius ihr in der Ecke des Supermarktes die Hand auf den Mund. „Wir wollen doch keine Aufmerksamkeit erregen, oder?", fragt er und drückt sie an die Tür, die zum Lager führt. Lous Augen weiten sich, als er sie umdreht und sie nun direkt vor ihm ist. Seine Augen sind rot unterlaufen, seine Haare durcheinander und seine Hand verkrampft um ihren Oberarm. „Ich habe dir gesagt, ich würde dich überall finden.", zischt er leise und mit unterdrückter Wut nahe an ihrem Ohr. „Wie konntest du nur? Wie konntest du mir das antun? Glaube mir, ich werde meine neuen Grundsätze über Bord werfen, wenn du nicht mehr in meinem Leben bist oder sein willst." Das ist genau das, was Lou befürchtet hat
„Er wird dafür bezahlen, dir geholfen zu haben. Er hat dich dazu gebracht, nicht wahr? Und diese verdammte, wertlose Hauselfe auch, oder? Er hat dich dazu gebracht, mich zu verlassen, mir das Herz zu brechen. Weiß du, was du mir damit angetan hast?"

Er lässt ihr keine Chance zu antworten, weil seine Hand bereits ihren Mund verdeckt. „Ich liebe dich und du willst diese Liebe nicht annehmen." Seine Augen bohren sich genau in ihre. Sie sind wässrig, zeigen von den Strapazen und der Angst, die er gehabt hat. „Müssen wir nochmal von vorne anfangen? Muss ich dir zeigen, was es heißt, jemandem zu gehören?",

In Lous Augen steht die Angst. Sie hat alles zerstört, wirklich alles. Wie befürchtet nimmt er keine Rücksicht und alles was sie zusammen erarbeitet haben. Ihre Fortschritte sind erst einmal zurückgestellt. Es tut weh ihn zu sehen und auf die Zukunft zu blicken. Mit ihrer Aktion hat sie die Beziehung der beiden deutlich behindert.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWhere stories live. Discover now