21. Kapitel

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Lou seufzt auf. „War ja klar.", sagt sie.

„Das habe ich gehört, Liebes.", ertönt die erhobene Stimme von Lucius auf der anderen Seite der Tür. Die Schritte werden leiser und sie ist mehr als nur froh, dass er wirklich verschwindet und sie dafür nicht auch noch bestraft. Sie sollte ihr Mundwerk wirklich zügeln, ansonsten könnte es wirklich sehr schlecht für sie enden.

Ihr Blick liegt noch immer auf der Decke über ihr. Sie denkt gar nicht daran, zur Tür zu gehen und zu prüfen, ob er sie tatsächlich abgeschlossen hat.

Die Antwort ist ihr schon längst bewusst. Jetzt aufzustehen würde ihn vielleicht nur wütend machen und ihr unterstellen, sie würde flüchten wollen. Wie auch immer er das mitbekommen soll. Malfoy ist unberechenbar, dem traut sie alles zu.

Sie fragt sich, was er gerade tut und was es ihm bringt, sie hier einzusperren. Was soll das bitte? Und warum hat er ihr erst wehgetan, um sie jetzt zu versorgen? Ihr Kopf schmerzt noch immer, sie fasst dorthin und schließt die Augen.

Was soll sie nun tun? Schlafen? Es war ein anstrengender Tag, ein Tag, der ihr ganzes Leben verändert.
Sie kann hier nichts tun. Wieder mit geöffneten Augen sieht sie sich um. Sie befindet sich wohl in einem Gästezimmer. Alles ist in weiß gehalten. Sowohl die Wände, als auch das Bett und der kleine Schrank vor dem Bett. Der Raum hat zwei große Fenster, durch die die Sonnenstrahlen fallen. Ihr Kopf dreht sich wie automatisch dorthin. Was würde sie jetzt nur alles tun, um dort draußen zu sein?

Ihr Blick liegt auf einem wunderschönen, prunkvollen Garten. Etwas anderes ist nicht zu sehen. Keine anderen Häuser, nichts.

Demnach würde es ihr auch nichts bringen, wenn sie versuchen würde, auf sich aufmerksam zumachen. Hier ist weit und breit vermutlich niemand bis auf Malfoy und sie natürlich. Die Hauselfen zählt sie gar nicht erst mit, denn die würden ihr sicher nicht helfen und sich gegen ihren Meister stellen. Was ist eigentlich mit dem Hauself passiert, der ihr ein Glas Wasser bringen wollte? Von dem hat sie auch noch nichts gesehen... Naja, ihr Hals hat sich auch so schon wieder beruhigt.

Nur der Gedanke an die jetzige, verzwickte Situation ist deprimierend für sie. Ein Wunsch formt sich in ihren Gedanken. Obwohl es eigentlich sehr viel mehr als das ist. Sie wünscht sich, ihr Leben ganz normal weiter zu führen. England sollte ihr Chance werden, alles noch viel besser machen. Nun, dieser gruselige, notgeile Mann macht ihr da einen Strich durch die Rechnung. Wie sehr sie ihn doch hasst.

Im Moment wünscht sie sich nur, schlafen zu können. Zu vergessen, nicht davon zu träumen.

Ob das geht?

Sie sagt sich, dass wenn sie es nicht versucht, es auch nicht klappen kann. Also schließt sie wieder erschöpft die Augen, sehnt nichts mehr herbei als ein wenig Schlaf. Alle anderen Bedürfnisse stellt sie in den Hintergrund.

Vielleicht hilft ja eine gute Geschichte, die sie in ihren Gedanken anfängt. Zumindest hat ihr das bisher immer beim Einschlafen geholfen. Sie denkt an die Universität und an den herrlichen, radikal ehrlichen Jack. Sie freut sich darauf, eine so glückliche Seele wiederzusehen. Ein starker Kontrast zu Malfoy. Das Denken fällt ihr immer schwerer und sie merkt den Übergang in den schlafenden Zustand gar nicht.

Das nächste Mal, als sie wieder zu Bewusstsein kommt, spürt sie etwas Nasses an ihrem Nacken. Zudem liegt irgendetwas auf ihr. Sie brummt auf und schlägt dann die Augen auf. Als sie den hellen Raum sieht, stöhnt sie auf. Die Erinnerungen an den vergangenen Tag kommen zurück und sie bleibt sofort liegen, bewegt sich nicht. Es muss Lucius sein, der da seinen Arm um sie schlingt und sie näher an sich zieht.

Ein schmatzendes Geräusch ist zu hören, seine langen Haare kitzeln sie und schicken Schauer über sie. Sie spürt die Wärme, die von ihm ausgeht. Es ist nicht unangenehm, nur ungewohnt. So ist sie noch nie aufgewacht. Solange es sich dabei um Lucius handelt, will sie das auch gar nicht.

Seine Hand streichelt ihren Bauch, der knurrt, weil er seit Langem kein Essen mehr von ihr gesehen hat.

Malfoys Lippen an ihrer empfindlichen Haut schmerzen, zumal er saugt und auch die Zähne benutzt.

Sie verharrt so in der Postion, wagt es nicht, ihn von sich zu stoßen. Lou hat keine Lust darauf, die Grobheit und noch dunklere Seite von ihm zu spüren zu bekommen.

„Morgen, Liebes", sagt er endlich, als er sich mit dem Mund von ihr löst und die Stelle verlässt. Nur noch seine Spucke und den leichten Schmerzen spürt sie.

„M-morgen.", sagt sie, ist mal wieder überrascht über seinen Ton. Es ist so lieblich, entspannt. So als würde er von einer anderen Person stammen und eben nicht von Lucius. Lou dreht den Kopf endlich zu ihm, sieht ein ehrliches Lächeln auf seinen Zügen. Was ist denn mit dem passiert? Mal wieder Stimmungsschwankungen oder was? Gestern war er doch zum Ende hin viel anders... So böse, wütend und grob. War das sein wahres Wesen? Oder ist das hier seine wirkliche Seite, die Gute?

Sie wünscht sich, dass dieser Ausdruck in seinen Augen, den er gerade hat, sein wahres Ich ist. Sehnsucht liegt darin und tatsächliche Liebe. Sie hat nicht erwartet, dass er es so offen zeigen kann. Es gefällt ihr. Obwohl seine Liebe für sie eigentlich nichts Gutes bedeutet.

„Warum hast du mich so geküsst?", fragt sie nach einer Weile, in der sie ihm einfach nur in die Augen sieht. Den Blickkontakt kann sie auch besser als gestern standhalten, denn ihr Kopf tut nicht mehr weh, benötigt nur Wasser, um noch klarer zu werden.

Seine Hand ruht auf ihrer Hüfte, als er den Kopf wieder senkt und ihn sanft auf ihren Kopf ablegt. Lou fühlt sich dadurch noch mehr eingeengt. Kein Wunder, schließlich liegt er halb auf ihr.
„Das habe ich doch gar nicht. Ich habe nur den Knutschfleck erneuert..."

„Aber der von gestern ist doch bestimmt noch da. Der war doch schon dunkelviolett.", wirft sie vorsichtig ein, mit einem freundlichen Ton. Schließlich will sie ihn nicht nochmal so verärgert sehen.

„Brauche ich dazu etwa einen Grund?", entgegnet er, ein wenig ernster, aber noch immer mit diesem Lächeln. Er scheint in ihrer Gegenwart glücklich zu sein, etwas, das sie auf eine abgedrehte Art und Weise ehrt. Obwohl sie natürlich hofft, dass es nicht so sein würde.

„Ich denke mal nicht."
„Na also, da hast du deine Antwort.", sagt er beruhigend, genau richtig für ihren Puls um keine Angst mehr zu haben. „Aber du hast schon recht. Ich will dich dauerhaft als das Meinige kennzeichnen. Außerdem ist mein vorheriges Werk meist von deinen Haaren verdeckt worden. Das gefällt mir so nicht."

Klar, dass dir das nicht gefällt, denkt sie, spricht es aber nicht aus. Sie will ja selbst nicht an die Flecken von ihm erinnert werden. Der Neue befindet sich neben ihrem Kehlkopf. Ist somit also praktisch sichtbar für alle. Wunderbar, da kommt Freude auf.

„Und ich kann nicht genug von dir bekommen."

Er hebt seinen Kopf, wandert mit der Hand ihre Seiten hoch und drückt den Kopf sanft zu sich, schaut ihr noch mehr in die Augen. Sein Blick gleitet immer wieder von dort und zu ihrem Mund und wieder zurück. Lou hat eine Vermutung, was er vorhat.

„Bisher habe ich dich so betrachtet noch nicht geküsst. Aber das soll sich jetzt ändern."

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWhere stories live. Discover now