15.Kapitel:Dort unter dem Sand

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Ri sah die feinen Körner, die durch den winzigen Spalt zu ihr hinein ranen, als wollten sie verzweifelt den Raum ausfüllen, den Ri für sich geschaffen hatte. Die schwere Decke über ihr drückte auf ihren Körper und machte das Atem zusätzlich schwer, so das sie diese weitere Belastung kaum ertragen konnte. Sie hasste es noch immer sich auf diese Weise zu verstecken, aber Kajatan hatte klar gemacht, das sie keine andere Wahl hatten.
Also tat sie was er sagte und verharrte weiter, unbewegt auf ihrer Position.
 
Der Plan, an dessen Anfang sie standen und dessen Ausführung sie in die Mauern von Amidala bringen sollte, gefiel ihr eben so wenig. Doch sie hatte keinen besseren vorbringen können und so hatte sie schließlich eingewilligt.

Sie konnte Kajatans Umriss erkennen, nur wenige Meter von ihr entfernt und doch kaum auszumachen in den reißenden Verwehungen, die der Wind der Wüste abrang. Seine Gestalt war nicht mehr, als eine weitere Düne im endlosen Gelb der Ebene, genau wie ihre. So hatte er es gewollt und sie beide hatten bereits reichlich Erfahrung in dieser Art der Tarnung, so das Ri meinte sie müsste sich längst daran gewöhnt haben, aber dem war nicht so.

Sie fand es noch immer unangenehm so da zu liegen, bewegungslos und bloß auf das Erscheinen von etwas oder jemandem zu warten.
Aber sie schluckte ihren Unmut hinunter, denn ihre Ohren nahmen über dem ständigen prasseln der Sandkörner noch etwas anderes war.
Ein Geräusch als schleife etwas großes über Stein, ein klirren, wie von einem Windspiel und die fernen Stimmen eines Händlers, der sein Windboot befehligte.

Ihr Herz schlug schneller, das war der Moment auf den sie gewartet hatten. Sie spannte sich an, bereit vor zu schnellen und da tauchte es aus dem Nebel auf.
Das Segel war gebläht und klimperte bei jedem weiteren Stoß der tobenden Naturgewalten, die den weißen Riesen immer weiter vorwärts trieb.
Wände, geschaffen aus massivem Diamantit brachen durch die Dünen, als wäre sie nichts weiter als die Gischt eines der frühen Meere. Ein Buck, breit wie eine kleine Häuserfront glitt über den Sand auf sie zu.
Die Geschwindigkeit, die dieser Gigant erreichen konnte, war jedes mal eine Überraschung, doch Ri wusste, das der Anblick sie nicht versteinern durfte. Unbewegtheit hätte das Scheitern ihres Plans bedeutet.

Sie kannte die Prozedur, hatte sie früher, als sie noch bei den Karawanen gelebt hatte, hunderte male erlebt und durchgeführt und doch fühlte sie sich jetzt so falsch an.
Damals hatten Seile von den Decks gebaumelt, die den Aufstieg erleichterten und immer wie eine Einladung hinter dem Schiff her geflattert waren. Doch hier waren keine Seile, denn sie waren nicht geladen.
Sie waren Eindringlinge, die kommen würde, ein Schiff zu stehlen und es kam ihr so falsch vor.

Sie wusste, was die Boote für die Händler bedeuteten und doch würde sie es tun, denn es war notwendig.
Also schob sie all ihre Gedanken in den hintersten Winkel ihres Verstandes und konzentrierte sich auf die vor ihr liegende Aufgabe.

Kajatan und sie sprangen fast zeitgleich hervor und für einen Moment verlor sie ihn aus den Augen, als sich das Windschiff zwischen sie schob.
Ris Füße donnerten über den Sand und trugen sie auf den Kolos zu, dann stieß sie sich ab. Manchmal vergaß sie, um wie viel stärker sie als die Menschen war, denen diese Übung immer solche Schwierigkeiten bereitete, denn die Kraft, die sie in ihren Sprung gelegt hatte, trug sie, nicht wie geplant auf das glatte Deck, sondern katapultierte sie weit über diese hinaus und nur die hervor ragende Kabine des Steuermanns bewahrte sie davon wieder auf der Ebene zu landen.

Ri krachte gegen das durchsichtige Verdeck und kam sich vor, als wäre sie selbst eines der unzähligen Sandkörner, die der Sturm herum warf.
Eine Moment fehlte ihr jede Orientierung und erst das entsetzte Gesicht, des Mannes in der Kabine, unter ihr, erinnerte sie daran wo sie war.

Kajatan hinter ihr kam weit eleganter auf und kauerte sich gleich auf das glatte Deck, bemüht dieses nicht sofort wieder zu verlassen. Der Wind, der an ihm zerrte machte ihm weit mehr zu schaffen, als Ri, die das Schwanken des Schiffes gewohnt war und auch die Krallen, die er vergebens in den Untergrund zu treiben versuchte, gaben ihm keinen zusätzlichen Halt.

Schnell richtete Ri sich auf, nicht ohne dem Händler unter ihr, der inzwischen hysterisch begonnen hatte herum zu schreien, einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen. Sie wusste, wo sich die Lucke zum Lagerraum befand und riss sie einfach auf, als wäre die Versiegelung, die sie von Innen verschloss nicht vorhanden. Kajatan ließ sich erleichtert hinein gleiten und sie folgte ihm, wenige Herzschläge später.

Drinnen erwartete sie eine Schummringe Dunkelheit, die nur von dem wenigen Licht durchbrochen wurde, das durch das offene Viereck hinein sickerte. Kajatan ignorierte die kostbare Ladung, in der er sich so unvermittelt wiederfand und stürmte durch den schmalen Gang in die Führerkabine.
Ri war nicht in der Lage ihm sofort zu folgen, den dort, hinter Kisten voll mit Tuch und Schmuck, befand sich noch etwas Anderes.
In der letzten Ecke, als wäre alles andere reine Platz verschwendung, standen mehrere Golem.

Ausgereit und bewegungslos, wie auch Ri es einmal gewesen war und mit Augen, so tief Schwarz, als blicke man direkt ins Nichts.

Sie hatte gewusst, das das sie hier, im Bauch des Schiffes welche geben konnte, hatte sogar darauf gehofft, weil es ihren Plan erleichtern würde und dennoch trieb ihr der Anblick die Tränen in die Augen.
Die gesamte Zeit ihrer Reise, hatte sie sie bei den Menschen gesehen, war an ihnen vorbei gelaufen, während sie durch die Straßen schlich oder war ihnen von ihren Verstecken aus mit dem Blick gefolgt. Aber immer hatte sie andere Gedanken gehabt.

Doch jetzt stand sie vor ihnen, den Mitgliedern ihres Volkes, die in keiner Weise auf ihre Anwesenheit reagierten und es zerriss ihr fast das Herz.

Ihre Hand hob sich, wie von selbst, zitternd und legte sich an die starre Wange eines dieser Wesen.
Nichts.

Kein Blinzeln, kein Zucken oder gar ein Lächeln. Der Golem blieb eine starre Puppe.

Natürlich hatte sie gewusst das er sich nicht regen würde und doch bohrte sich sein Schweigen wie schwarze Dornen in sie.
Keiner von ihnen hatte dieses Dasein verdient und es machte sie schier verrückt, das sie nichts tun konnte um ihn, sie alle, daraus zu erlösen.

Sicher, das zu tun war sie bemüht, das war ihr Ziel. Doch sie hatte es noch lange nicht erreicht und so wusste sie, das sie diese Golem hier zurück lassen musste. Sie einem Schicksal überlassen musste, das ihre Seelen stumm schreien ließ, ungehört und unverstanden.

„Ich werde euch retten,“
flüsterte sie, nahe an dem goldenen Ohr, dann wand sie sich ab, um Kajatan zu folgen.

Das Herz der GolemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt